Ringeltaubenbrut auf dem Balkon

Gastbeitrag von Pamela Kleinmann, Frühjahr 2019

Seit einigen Jahren brüten Ringeltauben auf unserem Balkon. Der folgende Bericht beschreibt die charakteristischsten Beobachtungen während Brut und Aufzucht der Jungen.

Februar: Uschi und Hans beim „Schnäbeln“, © Pamela Kleinmann
Februar: Uschi und Hans beim „Schnäbeln“, © Pamela Kleinmann

Februar: Das Männchen (Hans) kommt drei bis vier Mal am Tag, setzt sich ins Nest vom Vorjahr und ruft. Gelegentlich erscheint auch ein Weibchen (Uschi), während Hans im Nest sitzt. Es sitzt auf dem Handlauf des Balkongeländers und scheint die Umgebung zu beobachten oder ist bei Hans im Nest. Dieser balzt, d. h. neigt den Kopf weit nach unten und die Flügel zucken. Sie zupfen sich auch gegenseitig mit den Schnäbeln, vor allem am Kopf.

22. März: Es ist ein Ei im Nest!

23. März: Uschi ist morgens im Nest, später Hans. Ab jetzt ununterbrochenes Brüten. „Schichtwechsel“ ist ganz grob um 09.30 Uhr und 16.30 Uhr. Manchmal gibt es auch starke Verspätungen. Hans hat die Tagschicht. Bei kurzzeitiger Abwesenheit beider Eltern einige Tage später zeigte sich, dass jetzt zwei Eier im Nest sind.

09. April (3. Tag nach dem Schlüpfen), © Pamela Kleinmann
09. April (3. Tag nach dem Schlüpfen), © Pamela Kleinmann

Sonntag, 07. April: Geburtstag des ersten Kükens!

08. April: Vormittags war auch das zweite Küken geschlüpft.
Die Eltern wechseln sich mit dem Füttern ab. Sie sitzen in den üblichen Schichten weiterhin schützend über ihren Jungen.

14. April: Heute Vormittag wohl erste Entwöhnungsmaßnahme für die Jungen: Hans saß mindestens eine halbe Stunde auf dem Nachbarhaus mit Blick zum Nest. Kurzzeitig (wenige Minuten) wurden die Jungen heute allein gelassen.

16. April: Die Jungen übernachten heute zum ersten Mal alleine.

Vom 19. April bis 01. Mai waren wir nicht zuhause und haben leider keine Beobachtungen zur
weiteren Entwicklung der Jungen, die am 29. oder 30. April das Nest und den Balkon flügge verließen,
aber:
02. Mai: Hans und Uschi turteln miteinander im Nest und bauen es aus: Hans fliegt hin und her und
bringt Zweigchen, setzt sich im Nest auf Uschi, legt einen Zweig vor ihr hin, fliegt wieder weg, und sie
legt das Zweigchen „richtig“ hin.

03. Mai: Uschi saß bis zur Abenddämmerung im Nest und flog dann weg. Ein Ei hat sie gelegt!

30. Mai abends: Im Nest sind zwei Junge und Uschi. Die Jungen haben etwa den Entwicklungsstand
der ersten beiden Jungen am 04. Mai.

01. Juni: Hans scheint tagsüber zweimal zum Füttern zu kommen, Uschi morgens, abends und auch
tagsüber. Nachts sind die Jungen allein im Nest.

03. Juni: Zweite Brut ca. 16. Tag nach dem Schlüpfen, © Pamela Kleinmann
03. Juni: Zweite Brut ca. 16. Tag nach dem Schlüpfen, © Pamela Kleinmann

02. Juni: Uschi bleibt immer länger als Hans, der nach dem Füttern gleich wieder wegfliegt. Die Jungen bewegen immer aufgeregt ihre Flügel, wenn sie sehen, dass ein Elternteil zum Füttern anfliegt oder schon auf dem Handlauf des Balkons sitzt. Die Jungen werden immer interessierter. Die Beine der Jungen sind noch grau, die Augen haben noch keine gelbe Iris. Reste gelben Flaums sind im zunehmend grau gewordenen Gefieder noch vorhanden. Der Schnabel ist noch braun, die Spitze
hellgelb-bräunlich.

07. Juni, ca. 20. Tag, © Pamela Kleinmann
07. Juni, ca. 20. Tag, © Pamela Kleinmann

04. Juni: Die Jungen „sortieren“ oft ihre Federn, strecken die Flügel, spreizen die noch kurzen Schwanzfedern, strecken die Beine. Sie reagieren zunehmend auf Geräusche und Bewegungen auch außerhalb des Balkons. Im Nest wird  es langsam eng. Heute Steh- und Geh-Versuche sowie Kratzen/Putzen mit den Krallen am Kopf beobachtet. Erste „Tauben-Standwaage“ gesehen (stehend werden die Flügel zur Seite gespreizt, ein Bein wird erst nach oben angezogen und dann weit nach hinten weggestreckt).

09. Juni: Es sieht so aus, als würden die Jungen bald das Nest verlassen. Sie schauen oft auf den Balkon hinunter, schlagen mit den Flügeln und bewegen sich manchmal unruhig im Nest. Als Hans heute zum Füttern kam und zunächst einmal auf dem Handlauf saß und rief, wollten sie schon zu ihm fliegen. Abends war der Balkon plötzlich leer! Vom Balkon aus konnten wir beide Jungvögel ein Stock über uns zwischen ein paar Pflanzen erkennen, wo sie übernachten haben.

10. Juni: Am frühen Morgen konnten wir zufällig beobachten, wie Uschi auf den Balkon kam,
feststellte, dass die Jungen weg waren, auf das Dach des Nachbarhauses flog (der „Kontrollposten“
während der ganzen Brut- und Aufzuchtszeit) und her schaute. Dann entdeckte sie die Jungen, flog zu
ihnen und fütterte sie.


Nachtrag vom März 2020

Uschi und Hans sind schon mindestens seit Januar immer wieder zu zweit auf dem Balkon und sitzen jetzt fast jeden Vormittag bis zu einer Stunde zusammen auf dem Nistbrettchen. Sie „schnäbeln“ miteinander, beziehungsweise sitzen auf dem Balkongeländer und sortieren ihre Federn. Vor einer Woche hatten wir Ihnen eine Pappe auf das Brettchen gebunden, damit sie etwas mehr Platz haben. Uschi fand das total gut und saß immer recht lang drauf, aber Hans konnte sich damit überhaupt nicht anfreunden, wollte eigentlich immer hinfliegen und ist dann aber jedes Mal wieder abgedreht.
Jetzt ist der Karton wieder weg, die Taubenwelt ist wieder in Ordnung und sie fangen anscheinend langsam an, das Nest zu bauen.