Tödliche Fallen: Stacheldraht und Weidezäune
Vieles, was der Mensch in seinem Umfeld anbringt, ist für Wildtiere extrem gefährlich. Dies gilt in besonderem Maße für Stacheldraht. Vielerorts kommt er zum Einsatz, um beispielsweise den Zugang zu Grundstücken zu verhindern oder Weiden zu begrenzen. Menschen kennen das Verletzungsrisiko, das von Stacheldraht ausgeht und nähern sich ihm deshalb normalerweise mit Vorsicht. Tiere hingegen laufen oder fliegen in ihr Verderben, ohne auch nur ansatzweise zu ahnen, welcher Gefahr sie sich gerade aussetzen.
Tierschützer versuchen seit vielen Jahren gegen das massenhafte Anbringen von Stacheldraht vorzugehen – leider meist mit ausgesprochen geringem Erfolg. Deshalb ist es umso wichtiger, dass in vogelfreundlichen Gärten und deren unmittelbarer Umgebung kein Stacheldraht angebracht werden sollte. Allein schon dadurch lässt sich aktiver Vogelschutz betreiben.
Vor allem große Greifvögel wie Eulen, Falken oder Bussarde gehören häufig zu den Opfern von Stacheldrähten. Sie verfangen sich mit ihren großen Flügeln in den Widerhaken und rammen sich die Metallspitzen bei ihren verzweifelten Befreiungsversuchen tief ins Fleisch. Nicht selten werden Muskeln verletzt, Sehnen durchtrennt und Knochen brechen, wenn ein Greifvogel aus dem Stacheldraht zu entkommen versucht. Für andere Tiere, unter ihnen beispielsweise Igel, stellt Stacheldraht ebenfalls eine potenziell lebensbedrohliche Gefahr dar, denn sie können sich darin ebenfalls verfangen.
Die Opfer aus dem Draht zu befreien, ist meist nur mit einer Zange möglich und oft kommt für die Tiere jede Hilfe zu spät. Sie können dann nur noch vom Tierarzt erlöst werden, weil ihre Wunden so gravierend sind, dass eine vollständige Genesung unmöglich wäre.
Bedauerlicherweise ist Stacheldraht jedoch nicht die einzige Gefahr für Wildtiere. Elektrische Weidezäune können ebenso zur tödlichen Falle werden. Oft handelt es sich bei diesen Zäunen um zwei umeinander gedrehte, stromführende Drähte, zwischen denen sich Vögel und andere Tiere verfangen können. Sie schnüren sich Gliedmaßen ab oder strangulieren sich im ungünstigsten Fall.
Stacheldraht-Rückbau im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer
Dass es auch ohne Stacheldraht geht, zeigt der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. Wie die Nationalparkverwaltung Anfang Mai 2011 berichtet hat, wurden in dem Schutzgebiet in Kooperation mit Rinder- und Pferdehaltern die Stacheldrahtzäune nach und nach durch Glattdrahtzäune ersetzt. Bereits im Vorfeld sind einige Umbaumaßnahmen durchgeführt worden, so unter anderem auf Borkum. Dort hat man im Bereich des Tüskendörsees Stacheldrahtzaun auf einer Länge von rund zwölf Kilometern in einen Elektrozaun umgewandelt, siehe Pressebericht. Auch auf Spiekeroog ist ein sehr langer Stacheldrahtzaun aus der Landschaft genommen worden, um Tiere wie Vögel vor Unfällen zu schützen. Es bleibt zu hoffen, dass die Bemühungen der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer in Deutschland Schule machen und dazu beitragen werden, dass auch anderenorts Stacheldrahtzäune durch für Wildtiere ungefährlichere Glattdrahtzäune ersetzt werden.