Welche Unterbringung benötigt ein verletzter oder kranker Vogel?
Ist der Entschluss gefasst, dass Sie sich selbst um die Pflege des in Not geratenen Vogels kümmern möchten, muss er zunächst eine geeignete Unterbringung erhalten. Wie diese beschaffen sein sollte, hängt von mehreren Faktoren ab:
- Größe des Vogels
- Vogelart
- Art der Verletzung oder Krankheit
- Grad der Scheu vor dem Menschen
Die wenigsten Menschen, die unerwartet einen in Not geratenen Altvogel zur Pflege aufnehmen, haben sogleich eine geeignete Unterbringungsmöglichkeit parat. In dem Fall kann man den Vogel zunächst in einem sogenannten Kistenkäfig unterbringen. Hierbei handelt es sich um nichts anderes als einen größeren Karton (Umzugskarton) oder eine an einer Seite offene Kiste, die oben mit einem Licht- und luftdurchlässigen Material verschlossen wird. Man kann hierfür entweder engmaschiges Viereckgitter oder auch Fliegengitter aus Metall oder Gaze verwenden. Eventuell sollten Sie sogar gleich zwei Kistenkäfige bauen. Dies hat den Vorteil, dass Sie den Vogel vor dem Reinigen seiner Behausung in den sauberen, zweiten Kistenkäfig setzen können. So müssen Sie das Tier nicht beunruhigen, wenn Sie die erforderlichen Reinigungsschritte durchführen. Stattdessen können Sie immer den jeweils anderen Käfig säubern, vorbereiten und den Vogel anschließend nur schnell umquartieren. Das erspart speziell bei Knochenbruchpatienten unnötige Bewegungen des Vogels. So ein Kistenkäfig ist allerdings nur für Vögel bis maximal Amselgröße geeignet.
Um das Gefieder zu schonen, ist es sinnvoll, die Luftlöcher in einem Karton von innen nach außen zu stechen, was gerade für Zugvögel wichtig ist.
Alternativ können Sie den Vogel in einer faltbaren (Softbox) oder hartschaligen Hundetransportbox unterbringen.
Herkömmliche Gitterkäfige, wie sie im Zoofachhandel als Behausungen für kleine Ziervögel angeboten werden, sind weniger geeignet. Der Grund dafür ist, dass Wildvögel leicht in Panik geraten und umherflattern. In einem kleinen Gitterkäfig können sie gegen die harten Stäbe prallen und sich weitere Verletzungen zuziehen. Oder sie versuchen mit dem Schnabel voran durch die Gitterstäbe zu schlüpfen, wobei sie sich oft die empfindliche Wachshaut (Nasenhaut) oder den Schnabel selbst verletzen. Sollte Ihnen allerdings vorerst nur ein solcher Gitterkäfig zur Verfügung stehen, sollte dieser komplett mit einem hellen Tuch abgedeckt werden, damit der Vogel sich darin sicherer fühlen kann und nicht so leicht in Panik gerät, weil er beispielsweise einen Menschen in seiner Nähe sieht.
Als Bodenbelag für die Unterbringung Ihres gefiederten Pfleglings eignen sich mehrere übereinander geschichtete Lagen Zeitungspapier. So kann man beim Reinigen der Behausung jeweils die oberste Lage rasch entfernen und beunruhigt den Vogel auf diese Weise nicht durch unnötiges oder langwieriges Hantieren. Je nach Verletzung oder Erkrankung des Pfleglings, kann man auch ein Handtuch auf den Boden legen, damit der Vogel eine weiche Unterlage vorfindet.
Vögel, die zum Beispiel einen Kollisionsunfall erlitten haben oder verletzte Beine oder Flügel haben, finden von alleine oft keinen sicheren Halt und fallen auf die Seite oder den Rücken. Sie müssen mit Hilfe einer Handtuchstütze in aufrechter Position fixiert und untergebracht werden. Hierfür werden zwei Handtücher aufeinander gelegt, entlang der langen Seite aufgerollt und in der Mitte geknickt. Über die Enden dieser „Wurst“ streift man einen stabilen Haushaltsgummi und schiebt diesen so weit nach vorne, dass eine für den jeweiligen Vogel passende Öffnung entsteht. In dieser findet der Vogel ringsum Halt und fällt nicht mehr auf die Seite.
Bitte lesen Sie auch hier unsere Hinweise zur Gesundheitsvorsorge.
Manche Vogelarten lassen sich nicht langfristig in kleinen geschlossenen Behausungen unterbringen. Dies gilt vor allem für größere Arten wie Rabenvögel, Wasservögel oder größere Spechtarten. Grundsätzlich ist eine nicht zu große Voliere für die Zeit der Rehabilitation für einen scheuen Wildvogel am besten. Wie eine Voliere für diesen Zweck aussehen sollte, können Sie hier nachlesen. Auffangstationen für Wildvögel, die Sie in unserer Liste finden, verfügen in der Regel über Volieren für diesen Zweck.
Wer keine Voliere zur Unterbringung hat, kann für die Dauer der Pflege auch einen wenig benutzten Raum mit Zeitungspapier und Laken auslegen. Damit lässt sich der Boden des Raums einigermaßen gut vor Verschmutzungen durch Kot schützen. Aber Achtung, Spechte klopfen oft an den Wänden, sodass später eine Renovierung des Raumes, in dem sie untergebracht werden, erforderlich sein kann.
Die Ausstattung der Behausung hängt wie bereits weiter oben erwähnt auch maßgeblich von der Art und Größe des Vogels sowie der jeweiligen Verletzung ab. Vögel mit Knochenbrüchen (Frakturen) oder mit einer Gehirnerschütterung und/oder einem Schädeltrauma brauchen Ruhe und sollten sich nicht viel bewegen müssen. Deshalb sind für solche Patienten nur wenige Sitzstangen anzubringen oder man lässt die Sitzgelegenheiten komplett weg.
Futter und Wasser sind in standfesten Gefäßen, die gut sichtbar und leicht zugänglich sind, bereitzustellen. Geeignet sind standfeste Tonschalen oder Keramiknäpfe, die auf den Boden gestellt werden. Achten Sie darauf, dass sie nicht leicht vom Vogel verschmutzt werden können, sich also nicht unter Sitzstangen befinden. Solche Tonschalen (Blumenuntersetzer) erhält man zum Beispiel in Blumenläden, Baumärkten oder Gartenmärkten.
Über Nacht müssen die Wassergefäße entfernt werden. Ein schwacher Vogel kann sonst schlimmstenfalls darin ertrinken.
Vor allem in der warmen Jahreszeit ist es für Wildvögel wichtig, nach draußen zu kommen, auch wenn sie sich in menschlicher Obhut befinden. Wer einen eigenen Garten hat, kann seinen gefiederten Pfleglingen auf unterschiedliche Weise einen Aufenthalt im Freien ermöglichen.
Für Wasservögel geeignet sind auf eine Wiese gestellte Freigehege. Ein solches Gehege bietet dem Insassen, was er für ein möglichst artgerechtes Leben benötigt: Gras zum Beknabbern, eine Badegelegenheit und viel Frischluft. Wichtig ist dabei eine Versteckmöglichkeit wie zum Beispiel eine offene Transportbox. Nachts sollte man den Vogel aus Sicherheitsgründen ins Haus holen, damit er nicht von Hauskatzen oder anderen Beutegreifern attackiert werden kann.
Wenn die Verletzung es zulässt, sollten Wasservögel auch während der Zeit der Pflege die Möglichkeit zum Baden bekommen. Die Badeplätze sind regelmäßig zu reinigen, denn Vögel koten mitunter ins Wasser, weshalb sich darin Krankheitserreger vermehren könnten. Außerdem ist es für die meisten Wasservögel wichtig, dass die Badegelegenheit nicht von allen Seiten frei einsehbar ist. Lieber mögen es die Tiere, wenn rundherum ein wenig Grün ist, zumindest an einer Seite. Dies ist in der Natur häufig der Fall und gibt den Vögeln ein Gefühl von Sicherheit.
Bei großen Vogelarten, wie Rabenvögeln, Greifvögeln und Eulen kommt man nicht umhin, sie in einer geeigneten Voliere unter zu bringen. Aus diesem Grund raten wir dringend, diese zur weiteren Pflege in fachkundige Hände in eine Auffangstation abzugeben.
In der Rubrik über die Aufzucht von Jungvögeln gehen wir auf das Thema Unterbringung sehr intensiv ein. Falls Sie sich intensiver damit beschäftigen möchten und weitere Anregungen für die Unterbringung von Altvögeln wünschen, lesen Sie bitte hier weiter: Unterbringung von Jungvögeln.