Einführung zum Thema Wildvögel

Goldammer (Emberiza citrinella), © Gaby Schulemann-Maier
Goldammer (Emberiza citrinella), © Gaby Schulemann-Maier

Das Thema Artensterben mit allen damit verbundenen Folgen gibt großen Anlass zur Sorge um das Fortbestehen einer auch nur annähernd intakten Natur. Die Zahlen, die die dramatischen Rückgänge der Insektenbestände innerhalb der letzten Jahrzehnte dokumentieren, gehen zwangsläufig einher mit einem unvorstellbaren Vogelschwund, der mittlerweile bei rund 1 % pro Jahr liegt.

Daten des „European Bird Census Council“, der die unterschiedlichen nationalen Zahlen zusammenträgt und auswertet, ergeben einen Rückgang an Vögeln innerhalb der Europäischen Union um 56 %, allein zwischen den Jahren 1980 und 2016, das sind 300 Millionen Brutpaare weniger. Rückrechnungen auf dokumentierte Bestandszahlen während der letzten rund 200 Jahre ergeben einen Rückgang unserer Vogelwelt um 80 %!

Rebhuhn (Perdix perdix), © Hennie Cuper via Flickr
Rebhuhn (Perdix perdix), © Hennie Cuper via Flickr

Nicht alle Vogelarten sind in gleichem Ausmaß betroffen. Größter Verlierer sind vor allem Bewohner des ländlichen Raums (zum Beispiel Goldammer, Bluthänfling und Feldsperling) und Wiesenbrüter, wie Rebhuhn (Rückgang um 90 % seit 1990), Kiebitz und Feldlerche. Selbst beim früher sehr häufigen Haussperling gingen die Bestände allein während der letzten 30 Jahre um ein Drittel zurück.
Besonders betroffen ist der Star, dessen Bestand zwischen 1998 und 2009 um 42 % gesunken ist.

Diese erschreckenden Zahlen bestätigen, was Ornithologen in Spanien, Großbritannien, Frankreich oder Deutschland beobachtet haben: Der Vogelwelt geht es alarmierend schlecht.

Stieglitze sind angewiesen auf Samen von Wildkräutern, © Michael Schleicher
Stieglitze sind angewiesen auf Samen von Wildkräutern, © Michael Schleicher

Die Ursachen sind vielfältig und sowohl global, bundesweit als auch regional zu sehen. Vom übermäßigen Pestizideinsatz in der konventionellen Landwirtschaft und dem damit einhergehenden Insektenschwund über den Verlust an Lebensräumen, Biotopzerstörungen, Verarmung an Strukturen und Habitatselementen, Intensivierung der Landwirtschaft und damit verbunden Monokulturen sowie der Einsatz von Unkrautvernichtungsmitteln. In privaten Gärten eingesetzte Pestizide und das Anpflanzen nicht heimischer Pflanzenarten tragen ebenfalls ihren Teil zum Insektenrückgang bei. Denn was vielen Menschen leider nicht bewusst ist: Etliche der als Zierpflanzen beliebten Gewächse aus anderen Erdteilen sind für unsere heimischen Insekten und ihre Larven keine nutzbaren Nahrungsquellen.

Jugendlicher Trauerschnäpper, © Frank Darling
Jugendlicher Trauerschnäpper, © Frank Darling

Auch bei den Zugvögeln sind deutliche Verluste zu vermerken. Die Bestände der Langstreckenzieher, wie zum Beispiel Pirol, Mauersegler oder Trauerschnäpper, nehmen im Vergleich zu den Kurzstreckenziehern, die sich schneller und leichter an veränderte Gegebenheiten anpassen können, stärker ab. Die Langstreckenzieher verlassen sich strikt auf ihr genetisch verankertes Zugverhalten (Zugzeiten, Route, Rastplätze und Brutplatz) und finden beim Eintreffen im Brutgebiet ihre angestammten Brutplätze oft schon besetzt durch andere Arten vor. Erschwerend kommt dann auch noch wie im Fall des Mauerseglers hinzu, dass seine Bruthöhlen mittlerweile durch menschliche Baumaßnahmen verschlossen oder entfernt worden sind und dadurch keine erfolgreiche Brut mehr möglich ist.

Darüber hinaus spielen Störungen durch menschliche Aktivitäten, Hauskatzen, Windräder, Glasflächen und der Verkehr eine große Rolle.
Die Liste lässt sich weiter fortsetzen, sie zeigt aber bereits, dass die Einflüsse vielfältig sind und auch der Einzelne durch unbedachtes oder gleichgültiges Verhalten einen Beitrag zum Vogelschwund leistet.

Unser Projekt Wildvogelhilfe.org zeigt Wege und Maßnahmen für jeden, der dem (Aus-)Sterben unserer Vogelwelt nicht tatenlos zusehen will. Nachhaltigkeit der Lebensweise und Konsumverhalten spielen selbstverständlich auch hier eine große Rolle. Damit ist es aber nicht getan.

Auf unserer Seite finden Sie praktische Tipps, was Sie selbst in Ihrem eigenen Umfeld Gutes für die Wildvögel tun können. Die vogelfreundliche Gestaltung Ihres Gartens, der Terrasse oder auch eines Balkons, Nisthilfen, sinnvolle Winterfütterung, Ganzjahresfütterung sind Beispiele, die jeder umsetzen kann. Wie Sie einzelnen in Not geratenen Wildvögeln helfen können, haben wir ebenfalls sehr ausführlich beschrieben, seien es kranke oder verletzte Altvögel, oder aber Jungvögel ohne Eltern.

Viele weitere Themen rund um die Wildvogelhilfe finden Sie in unseren Sonderbeiträgen.

Bitte helfen Sie mit, jeder in seinem Rahmen des Möglichen, unsere Vogelwelt zu erhalten und zu unterstützen, um dem dramatischen Vogelschwund entgegenzuwirken. Noch ist es nicht zu spät.

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