Erkrankungen des Verdauungstraktes

Im Hals dieser Stadttaube sind die typischen gelben Beläge zu erkennen, die mit einer Trichomoniasis einhergehen, © Sylvia Urbaniak
Im Hals dieser Stadttaube sind die typischen gelben Beläge zu erkennen, die mit einer Trichomoniasis einhergehen, © Sylvia Urbaniak

Vögel besitzen einen wesentlich intensiveren Stoffwechsel als beispielsweise Säugetiere. Deswegen sind sie gezwungen, eine weitaus größere Menge an Futter im Vergleich zum Körpergewicht aufzunehmen als Säuger. Diese wird vom Körper sehr rasch verwertet, damit sie schnellstmöglich wieder ausgeschieden werden kann, um das Körpergewicht nicht zu vergrößern – schließlich kostet mehr Gewicht auch mehr Kraft beim Fliegen. Weil der Körper die Nahrung so schnell verarbeiten muss, damit der Stoffwechsel aufrechterhalten bleiben kann, sind Verdauungsstörungen oder Nahrungsentzug für einen Vogel schon nach kürzester Zeit lebensbedrohlich.

Zum Verdauungstrakt der Vögel gehören verschiedene Organe. Die Nahrung wird mit dem Schnabel aufgenommen, er bildet somit den ersten Teil des Verdauungssystems. Es folgen der Rachen und der Kropf, anschließend der Magen und dann der Darm. Aus der sogenannten Kloake werden Nahrung und Urin ausgeschieden. Dieses komplexe Verdauungssystem kann aufgrund verschiedener Ursachen zu Schaden kommen. Im Folgenden werden die häufigsten Erkrankungen des Verdauungstraktes kurz erläutert.


Darmentzündung

Mit grünem Kot verklebte Kloake bei einem Kernbeisser, © Anke Dornbach
Mit grünem Kot verklebte Kloake bei einem Kernbeisser, © Anke Dornbach

Darmentzündungen werden durch verdorbenes Futter, einseitige Fütterung, Vergiftungen (beispielsweise durch giftige Pflanzen), bakterielle Infektionen (zum Beispiel durch Salmonellen), Viren (beispielsweise Paramyxoviren) oder Darmparasiten wie Würmer und Kokzidien ausgelöst.

Das Hauptsymptom all der oben genannten Ursachen ist Durchfall. Ein betroffenes Tier sitzt mit gesträubtem Gefieder da, schläft viel und seine Kloake ist mit Kot verschmiert. Der Bauch ist in vielen Fällen prall und die darüber befindliche Haut gerötet. Innerhalb von zwei bis drei Tagen magern die Vögel lebensbedrohlich ab. Bis die Ursache des Durchfalls durch eine Kotuntersuchung abgeklärt ist, verfahren Sie bitte wie im entsprechenden Abschnitt beschrieben. Auch eine Antibiotikagabe kann sinnvoll sein, um Sekundärinfektionen zu vermeiden; darüber sollte allerdings unbedingt ein Tierarzt entscheiden.


Durchfall

Vogelkot, der so aussieht, deutet auf massive Verdauungsstörungen hin, © Vanessa Franz
Vogelkot, der so aussieht, deutet auf massive Verdauungsstörungen hin, © Vanessa Franz

Das Symptom Durchfall kann verschiedene Ursachen haben, darunter beispielsweise Darmentzündungen, Lebererkrankungen oder Stresssituationen. Eine flüssige Ausscheidung bedeutet aber nicht bei jedem Vogel Durchfall. Vögel scheiden Kot und Urin durch dieselbe Körperöffnung und oft gleichzeitig aus. Bei Körnerfressern ist der Kot normalerweise von dickbreiiger bis fester Konsistenz, die Farbe hängt von der aufgenommenen Nahrung ab. Sie kann dunkelgrün (meist der sogenannte Hungerkot am Morgen), braun oder schwärzlich sein. Auf dem Kothäufchen sitzt meist ein Klecks aus weißem, festerem Harn. Die Ausscheidungen von Weichfressern sind weich bis dünnflüssig, wobei der Kot- und der Harnanteil aber deutlich unterscheidbar sind. Durchfall liegt vor, wenn der dunklere Kotanteil flüssig ist. Aber nicht jeder dünne Kot ist krankhaft! Stress und Aufregung beispielsweise können den Kot vorübergehend für kurze Zeit verändern.

Ansonsten können hinter einem vermeintlichen Durchfall eine Reihe anderer Erkrankungen stecken, wie beispielsweise Nierenerkrankungen. Schwimmt der sonst eher feste Urin um den geformten Kot herum, so handelt es sich nicht um eine Darminfektion, sondern eher um eine Nierenerkrankung.

Echter Durchfall ist eine große Bedrohung für Vögel, da sie aufgrund des hohen Flüssigkeitsverlustes rasch austrocknen. Das Blut verdickt sich und dadurch versagt der Kreislauf bereits kurze Zeit nach dem Auftreten der ersten Durchfälle. Als erste Hilfe bei Durchfällen verabreicht man Elektrolytlösung oder Amynin beziehungsweise Volamin. Hat man diese Präparate nicht im Haus, so kann man sich kurzfristig mit zehnprozentiger Traubenzuckerlösung und Mineralwasser ohne Kohlensäure zum Ausgleich des Mineralhaushaltes behelfen. Des Weiteren sollte dem Tier Wärme zugeführt werden und man muss es gegebenenfalls zwangsernähren. Auf jeden Fall sollten aber die Ursachen für den Durchfall so schnell wie möglich durch einen Tierarzt abgeklärt werden!


Gelber Knopf (Trichomoniasis)

Taube mit Trichomonadenbefall. Deutlich zu sehen sind die gelben Beläge im Schnabelinneren, © Vanessa Franz
Taube mit Trichomonadenbefall. Deutlich zu sehen sind die gelben Beläge im Schnabelinneren, © Vanessa Franz

Trichomonaden (Trichomonas gallinae) sind kleine Geißeltierchen, die sich im Kropf von Vögeln einnisten können. Sie schädigen die Schleimhaut und erzeugen dicke, schmierige Beläge, die neben dem Kropf auch die Speiseröhre und den Rachen der Vögel auskleiden. Erkrankte Vögel haben Atemprobleme, „husten“ oft und manche Tiere übergeben sich. In einigen Fällen ist ein fischiger Geruch aus dem Schnabel wahrnehmbar. Eine detaillierte Beschreibung des Befalls mit Trichomonaden finden Sie im Kapitel über innere Parasiten.


Kloakenverschluss

Eingetrocknete Kotmassen können den Kloakenverschluss verursachen. Dies ist oft bei chronischen Durchfällen und Nierenkrankheiten der Fall. Kot und Urin trocknen zu festen Klumpen ein und stauen sich bis zurück in den Darm auf. Als Folge können Enddarm und Harnleiter reißen. Der Vogel sitzt gekrümmt, was auf Bauchschmerzen schließen lässt. Die Tiere sterben meist an Kreislaufversagen. Mit lauwarmem Wasser müssen die Verklumpungen zunächst aufgeweicht und dann vorsichtig entfernt werden. Hilfreich kann es auch sein, den Darm sanft mit lauwarmem Olivenöl zu massieren. Die vermehrte Gabe von Flüssigkeit oder Elektrolyten kann ebenso sinnvoll sein.


Kropfentzündung

Auslöser für eine Kropfentzündung können Bakterien, Pilze oder Parasiten sein; in seltenen Fällen können auch in den Kropf gelangte Fremdkörper – zum Beispiel verschluckter Plastikmüll – eine Entzündung hervorrufen. Anzeichen für eine Kropfentzündung sind Würgen und Erbrechen zähen Schleims. Das Kopfgefieder ist mit teils eitrigem Kropfschleim verklebt. Durch Schleuderbewegungen mit dem Kopf versucht der Vogel, den Schleim loszuwerden, der sich in seinem Kropf angesammelt hat. In den meisten Fällen leidet der Vogel zusätzlich an Durchfall, wirkt apathisch und plustert sein Gefieder auf.

Eine Kropfentzündung ist lebensgefährlich! Der Vogel benötigt dringend Wärme und Ruhe. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird der Tierarzt einen Kropfabstrich entnehmen und danach entscheiden, welches Medikament er einsetzen wird – dies könnte ein Antibiotikum (Präparat gegen Bakterien), ein Antiparasitenmittel oder ein Antimykotikum (Mittel gegen Pilze) sein.

Gute Erfahrungen hat das Wildvogelhilfe-Team mit der zusätzlichen Verabreichung von Huminpräparaten wie Vertinal oder Dystikum gemacht, die mit Handaufzuchtfutter oder gemahlenem Futter zu einem Brei verrührt werden. Der Brei wird direkt in den Schnabel gegeben.


Kropfverletzungen

Bei Wildvögeln können Verletzungen des Kropfes auftreten. Diese stellen eine ernste Gesundheitsstörung dar, die zum Tode führen kann, wenn sie unbehandelt bleibt. Dem komplexen Thema ist ein eigenes Kapitel gewidmet.


Niereninfektion (Nephritis)

Die meisten Niereninfektionen bei Vögeln bleiben unerkannt, da die durch sie verursachten Beschwerden von vielen Vogelpflegern als Durchfall interpretiert werden. Zusammen mit dem Kot setzen Wildvögel auch ihren Urin ab. Bei den meisten Vogelarten ist der Urin von cremiger Konsistenz und weißlich gefärbt. Erhält der Vogel ein Multivitamin-Präparat in hoher Dosis, kann der Urin gelblich bis orange gefärbt sein. Rund um die Urinausscheidungen befindet sich der dunkle Kotanteil. Unter normalen Umständen ist beides fest (außer bei Weichfressern), geruchsneutral und trocknet innerhalb kurzer Zeit ein.

Trinkt ein Vogel besonders viel oder hat er größere Mengen Frischkost beziehungsweise feuchtes Breifutter gefressen, so ist es wie bei uns Menschen: die Urinmenge steigt. Mehr Urin im Kotbällchen bedeutet mehr Flüssigkeit, die ausgeschieden wurde. Das Häufchen erscheint daher insgesamt zu nass und man könnte leicht auf den Gedanken kommen, der Vogel habe ein Problem mit den Nieren. Eine echte Niereninfektion liegt jedoch nur dann vor, wenn das Tier über längere Zeit, also mehrere Stunden nach der Nahrungsaufnahme, zu nasse Kotballen absetzt und darüber hinaus insgesamt matt wirkt. In besonders schlimmen Fällen tropft der Urin regelrecht aus dem Vogel heraus und es wird mit dem Urinanteil keinerlei Kot ausgeschieden. Sollten Sie dies beobachten, muss der Vogel umgehend vom Tierarzt untersucht werden. Aufgrund der vermehrten Urinausscheidung verklebt das Gefieder rund um die Kloake, ist ständig feucht und verfärbt sich. Bei einer über längere Zeit andauernden Infektion mit starkem „Pinkelreiz“ kommt es zudem zu einer unangenehmen Geruchsentwicklung. Es kann auch vorkommen, dass eine entzündete Niere auf den Nerv eines Beines drückt, wodurch der Vogel ein Bein schont.

Eine Nierenentzündung, der medizinische Fachbegriff dafür lautet Nephritis, kann viele Ursachen haben. Die häufigste Ursache sind Fehler und Mängel in der Ernährung des Vogels. Zu viel Fett und Eiweiß, aber auch zu viel Salz führen bei Vögeln zu Niereninfektionen. Ein weiterer möglicher Auslöser ist eine Störung in der Trinkwasseraufnahme. Trinkt ein Vogel zu wenig, werden die Nieren nicht ausreichend durchgespült, was bei Tieren mit einem angeschlagenen Immunsystem rasch zu starken Infektionen führen kann. Gifte führen ebenfalls oft zu Niereninfektionen. Darüber hinaus kann eine Verabreichung bestimmter Medikamente über eine längere Zeit bei Vögeln Nierenschäden hervorrufen.

Niereninfektionen sind meist ernste Erkrankungen, bei denen in vielen Fällen nur geringe Chancen auf Heilung bestehen. Deshalb ist es wichtig, sie so früh wie möglich zu erkennen und rasch mit einem wirkungsvollen Antibiotikum zu behandeln.


Pilzinfektion (Candidiasis)

Als Folge einer Behandlung mit Antibiotika oder aufgrund einer starken Störung der natürlichen Darmflora können sich im Verdauungssystem der Vögel Pilze nahezu ungehindert ausbreiten. In den meisten Fällen handelt es sich bei diesen Schmarotzern um Hefepilze, also Candida ssp. Diese Pilze besiedeln vornehmlich den Darm, den Kropf sowie den Rachen der erkrankten Vögel. Tierärzte sprechen hierbei ganz allgemein von einer Candidiasis.

In gesunden Vogelkörpern sind stets einige Pilze und deren Sporen vorhanden. Sie werden jedoch im Normalfall von den im Körper ebenfalls beheimateten, gutartigen Bakterien im Zaum gehalten. Durch eine allgemeine Schwäche des Immunsystems – zum Beispiel durch Mangelernährung oder lang andauernden Stress – sterben diese Bakterien ab. Auch durch die Gabe von Antibiotika werden diese gutartigen Bakterien ebenso wie die vornehmlich anvisierten, krank machenden Bakterien dezimiert. Die Pilze können sich deshalb ungehindert im Körper des Vogels vermehren. Sie besiedeln dabei bevorzugt die empfindlichen Schleimhäute, da dort für Pilze angenehme, feucht-warme Bedingungen herrschen.

Liegt die Hauptbesiedlung mit Hefepilzen im Rachenraum, spricht man von einem sogenannten Soor, wie er beispielsweise auch häufig bei Säuglingen und Kleinkindern auftritt. Ist überwiegend die Darmschleimhaut vom Pilz befallen, handelt es sich um einen Darmpilz, der seit einiger Zeit beim Menschen verstärkt nachgewiesen wird (siehe Candida.de). Die meisten Vögel leiden jedoch unter der dritten Form der Besiedlung durch Pilze, bei der das hauptsächliche Verbreitungsgebiet der kleinen Schmarotzer der Kropf ist. Besonders Mauersegler sind anfällig für Candidainfektionen des Rachenraumes, wenn nicht mit einer sauberen Pinzette, sondern den bloßen Fingern gefüttert wird. Sollten Sie das Verabreichen von Nahrung mit einer Pinzette nicht beherrschen, sollten Sie sich vor jeder Fütterung gründlich die Hände waschen. Noch besser wäre es, die Hände zum Beispiel mit Sterilium zu desinfizieren. Diese Hygienemaßnahmen sind bei der Fütterung der empfindlichen Mauersegler von großer Wichtigkeit.

Ein Befall des Vogelkörpers mit Pilzen sollte unbedingt behandelt werden, da Hefen dem Organismus großen Schaden zufügen können. Mit ihren Wurzelfäden perforieren die Pilze die dünne, empfindliche Schleimhaut, auf der sie siedeln, um an Nährstoffe zu gelangen. Diese beziehen sie direkt aus dem Blut des erkrankten Tieres. Die von den Pilzen ausgeschiedenen, teils giftigen Stoffwechselprodukte – Mykotoxine genannt – gelangen über die Wurzelfäden in die Blutbahn des Vogels. Darm- und Kropfpilze führen daher nicht nur zu Verdauungsstörungen wie Durchfall und Erbrechen. Ferner kann es aufgrund der Pilzgifte zu irreparablen Schäden an der Leber und zu Beeinträchtigungen des Zentralen Nervensystems kommen.

Zur Behandlung von Pilzinfektionen verwendet man Präparate, die den Wirkstoff Nystatin oder Itraconazol enthalten. Ein Tierarzt muss einen erkrankten Vogel genau untersuchen, um ein Medikament mit einer angemessen hohen Dosierung des genannten Wirkstoffs auswählen zu können. Während der Therapie sollte dem Vogel kein Zucker (enthalten beispielsweise in manchen Vitamintropfen) gereicht werden, da sich Hefepilze von Zucker ernähren. Die Behandlung mit einem sogenannten Antimykotikum (Mittel gegen Pilzinfektionen) muss stets durch eine zuckerfreie Diät ergänzt werden, um die Pilze quasi auszuhungern. Den in Obst enthaltenen Fruchtzucker kann der Pilz nur schwer in seine Bestandteile aufspalten, weshalb Früchte auch während einer Anti-Pilzdiät verfüttert werden können.


Schnabelverletzungen

Amselmännchen mit Bruch des Unterschnabels, © Sylvia Urbaniak
Amselmännchen mit Bruch des Unterschnabels, © Sylvia Urbaniak

Der Schnabel wird von den Vögeln zur Nahrungsaufnahme genutzt. Er ist ihr wichtigstes „Werkzeug“, das perfekt funktionieren muss. Gänse beispielsweise reißen mit dem Schnabel Grünzeug aus, Spechte hämmern Baumrinde los, um darunter Insekten zu finden und viele Singvögel verwenden ihre Schnäbel wie kleine Pinzetten, um damit Futtertiere aus kleinen Ritzen und Spalten in Bäumen zu ziehen. Erleiden Vögel eine Schnabelverletzung, ist ihre Fähigkeit, sich selbst zu ernähren, stark eingeschränkt. Weil Schnabelverletzungen und -erkrankungen ein weit gefächerter Themenkomplex sind, ist ihnen ein eigenes Kapitel gewidmet.


Störung der Darmflora

Die Gesamtheit der nützlichen Darmbakterien nennt man Darmflora. Schädigungen der Darmflora können auf verschiedenen Ursachen beruhen:

  • Der gelegentlich notwendige Einsatz von Antibiotika kann die Darmflora schädigen, da diese Medikamente Bakterien abtöten, ohne zwischen nützlichen und für den Vogelkörper schädlichen Arten zu unterscheiden. Somit kann die Darmflora durch die Medikamente teilweise oder ganz zerstört werden. Aufgrund dessen können sich schwere Verdauungsstörungen mit starken Durchfällen einstellen.Bis sich wieder eine abwehrstarke Darmflora gebildet hat, ist der Vogel empfänglich für allerlei Krankheitserreger. Vor allem bei Mauerseglern, Wasser- und Greifvögeln können Antibiotikagaben aufgrund der Zerstörung der Darmflora sehr leicht zu Pilzinfektionen führen. Diesen Vögeln sollte deshalb zusätzlich ein sogenanntes Antimykotikum verabreicht werden, also ein Mittel gegen Pilze. Bewährt haben sich zum Beispiel Präparate auf der Basis des Wirkstoffes ltraconazol.
  • Unhygienische Haltungsbedingungen (verschmutztes Wasser und Futter) führen häufig zu einer verstärkten Aufnahme krank machender Bakterien, die die Darmflora überwuchern und verdrängen.
  • Aggressive Bakterien bzw. Erreger wie beispielsweise Salmonellen verursachen schon in geringsten Mengen schwere Darmentzündungen.

Veränderungen der Darmflora sind für Vögel lebensbedrohlich! Der Körper benötigt zu lange, um das natürliche Gleichgewicht an nützlichen Bakterien wiederherzustellen. Die betroffenen Tiere können an Durchfällen, Vitaminmangel, Austrocknung und Einbrüchen von Krankheitserregern in die Blutbahn sterben.

Verschiedene Probiotika und Laktobazillen© Anke Dornbach
Verschiedene Probiotika und Laktobazillen© Anke Dornbach

Zum Wiederaufbau der geschädigten Darmflora ist es empfehlenswert, dem Vogel an drei aufeinander folgenden Tagen Probiotika oder Laktobazillen zu verabreichen, da ein probiotisches Präparat die Darmflora wieder ins natürliche Gleichgewicht bringt. Ebenfalls hilfreich ist die Verabreichung von Huminpräparaten wie Vertinal oder Dystikum.


Zungenverletzungen

Die Zunge der Vögel ist ein empfindliches Organ des Verdauungssystems, das auf unterschiedliche Weise Verletzungen erleiden kann. Eine Reihe von Vogelarten kann bei der Nahrungssuche oder beim Beutefang mit Abfällen des Menschen in Berührung kommen und ist somit einem erhöhten Risiko für Zungenverletzungen ausgesetzt. Zu diesen Tieren gehören zum Beispiel Wasservögel, die mit im Wasser treibenden Angelschnüren oder Teilen von Netzen in Berührung kommen. Diese können sich um die Zunge wickeln und zu Abschnürungen führen. Betroffene Vögel können sich selbst nicht helfen und sie verhungern, wenn ihnen nicht geholfen wird. Zudem ist davon auszugehen, dass die Tiere Schmerzen empfinden. Die Abbildung „Schmerzhafte Einschnürung“ zeigt eine Silbermöwe, um deren Zunge sich eine Angelschnur gewickelt hatte. Von Ziervögeln weiß man, dass sie ihre Unterlider hochziehen, wenn sie Schmerzen haben – genau dies ist bei der Silbermöwe zu sehen. Sie litt also sehr wahrscheinlich unter starken Schmerzen.

Ist die Zunge abgeschnürt, schwillt sie meist stark an, sodass die Tiere keine Nahrung mehr schlucken können. Außerdem können Schnüre die Zunge einschneiden und das empfindliche Gewebe verletzen. Durch Risse in der Haut dringen Krankheitserreger ein und es können sich Entzündungen bilden, die von einem Tierarzt behandelt werden müssen. Grundsätzlich sollte ein Vogel, der an einer Zungenverletzung oder -abschnürung leidet, schnellstmöglich einem fachkundigen Tierarzt vorgestellt werden. Dieser sollte die Schnüre vorsichtig lösen, um die Zunge nicht noch weiter zu verletzen. Es kann erforderlich sein, den betroffenen Vogel hierfür zu narkotisieren, damit er still hält.