Hautkrankheiten und Verletzungen

Ein schwerwiegendes Sohlengeschwür bei einem Kronenkranich. © Ewald Ferlemann
Ein schwerwiegendes Sohlengeschwür bei einem Kronenkranich. © Ewald Ferlemann

Wie Menschen können auch Vögel an unterschiedlichen Hautkrankheiten leiden, obwohl der Großteil ihres Körpers mit Federn bedeckt ist. Besonders oft sehen Vogelauffangstationen gefiederte Patienten mit Hautverletzungen, aber auch Verbrennungen kommen bei Wildvögeln gelegentlich vor. Sehr selten treten anderweitige Hautkrankheiten wie Ekzeme auf, die meist stressbedingt sind oder durch Mangel- beziehungsweise Fehlernährung sowie Parasiten hervorgerufen werden können.

In diesem Kapitel finden Sie Hintergrundinformationen zu einigen typischen Hautproblemen, mit denen Sie als Wildvogelpfleger oder als Naturfreund, der einen in Not geratenen Wildvogel gefunden hat, konfrontiert sein können.


Papillomatose

Papillomatose bei einem Buchfink, © Johannes Kurzawa
Papillomatose bei einem Buchfink, © Johannes Kurzawa

Bei einigen Vögeln, darunter oft Buchfinken, fallen Hautauswüchse oder krustig wirkende Beläge an den Beinen und Füßen auf. Hierbei handelt es sich um eine Veränderung der Haut, die sehr wahrscheinlich durch Papilloma-Viren verursacht wird. In der Fachsprache wird diese Krankheit als Papillomatose bezeichnet, im allgemeinen Sprachgebrauch heißt die Erkrankung auch Finkenfuß. Tatsächlich ist ihr Auftreten bei Wild- und Ziervögeln bislang kaum erforscht. Es sei an dieser Stelle ergänzend erwähnt, dass einige Experten alternativ von Herpes-Viren als Erreger ausgehen. Problematisch ist, dass es momentan keine Behandlungsmöglichkeit gibt, ganz unabhängig davon, ob tatsächlich Papilloma-Viren oder doch Herpes-Viren für die Erkrankung verantwortlich sind. Allerdings ist es durchaus ratsam, einen Vogel, der solche Hautveränderungen zeigt und den man einfangen konnte, einem auf die Behandlung von Vögeln spezialisierten Tierarzt vorzustellen. Durch eine eingehende Untersuchung kann der Arzt überprüfen, ob es sich nicht gegebenenfalls um eine mitunter ähnlich aussehende Infektion mit bestimmten äußere Parasiten handelt – in einem solchen Fall wäre eine Behandlung möglich.

Von Andrè Kabus gibt es eine sehr ausführliche, aktuelle Informationssammlung  zum Thema Papillomatose.

Weitere Informationen über die Papillomatose, wie sie sich meist bei Ziervögeln äußert, finden Sie bei Birds-Online.de.


Pododermatitis (Fußsohlengeschwüre)

Schwer entzündete Fußsohlen einer Lachmöwe, © Sylvia Urbaniak
Schwer entzündete Fußsohlen einer Lachmöwe, © Sylvia Urbaniak

Unter den Füßen von Vögeln können sich Geschwüre bilden. Diese für die Tiere überaus unangenehme und schmerzhafte Erkrankung wird in der Fachsprache als Pododermatitis bezeichnet. Es kann aufgrund unterschiedlicher Faktoren zur Entstehung solcher Fußsohlengeschwüre oder Ballengeschwüre kommen. Stehen die Vögel beispielsweise ständig auf einem für sie ungeeigneten Untergrund, kann es zu punktueller Belastung der Haut und zu Verletzungen führen. Zu beobachten ist dies oft bei Möwen, die permanent auf betonierten Böden stehen.

Durch die Dauerbelastung bestimmter Hautpartien unter den Füßen kommt es zunächst zu leichten Reizungen und Schwellungen, die dann oft beim Gehen aufgeschürt werden. Dann können Krankheitserreger in die Wunden gelangen und es bilden sich dadurch oft Entzündungen.


Verletzungen der Haut und blutende Wunden

Hat sich ein Vogel eine Verletzung der Haut zugezogen, so muss die Blutung zunächst einmal gestillt werden, sofern sie nicht binnen kürzester Zeit von selbst stoppt. Apotheken und Tierärzte bieten eine Reihe von Blutstillern an, die hierfür verwendet werden können. Einen nicht brennenden Blutstiller zu wählen, ist bei Wildvögeln empfehlenswert. Außerdem kann es bei einer frischen Wunde helfen, mit einer sterilen Kompresse für einige Minuten leichten Druck auf sie auszuüben. Der Druck sorgt in aller Regel dafür, dass die Blutung rasch zum Erliegen kommt. Allerdings verängstigt es Wildvögel meist sehr, wenn sie für einige Minuten von einem Menschen in der Hand gehalten werden. Hierbei ist somit abzuwägen, ob es dem verletzten Vogel im Einzelfall zugemutet werden kann, die Blutung durch Druck zu stoppen oder ob lieber ein – möglicherweise brennender – Blutstiller zum Einsatz kommt.
Jede Wunde muss zudem gesäubert und desinfiziert werden. Oberflächliche Hautverletzungen heilen für gewöhnlich rasch und komplikationslos ab. Stark verschmutzte oder verkrustete Wunden, aber auch größere Verletzungen sollte ein Tierarzt in Augenschein nehmen. Ältere Wunden sollten ebenfalls von einem erfahrenen Arzt behandelt werden, gegebenenfalls muss das betroffene Tier dafür sogar in eine Narkose gelegt werden.

Rund um die Verletzung müssen mitunter die Federn entfernt werden, damit sie nicht mit der heilenden Wunde verkleben. In vielen Fällen kann die Verabreichung eines Antibiotikums vonnöten sein, um zu verhindern, dass sich  die Wunde eitrig entzündet. Die daraus resultierende Infektion oder Blutvergiftung kann bei Nichtbehandlung zum Tod des Vogels führen. Zusätzlich muss die Wunde täglich mit einer antiseptischen Wundsalbe oder -lösung versorgt werden.

Hauskatze mit erbeutetem Star, © BettinaF / Pixelio.de
Hauskatze mit erbeutetem Star, © BettinaF / Pixelio.de

Sinnvoll ist in vielen Fällen eine Therapie mit einem Antibiotikum, wenn es sich bei der Verletzung um eine durch ein Säugetier zugefügte Bisswunde handelt. Der Speichel einiger Säugetiere, insbesondere derjenige von Katzen, enthält Pasteurellen (Bakterien), die nach dem Eintreten in die Blutbahn des Vogels binnen 48 Stunden zu dessen Tode führen können. Hierzu muss keine große Wunde vorhanden sein, es genügt ein kleiner Kratzer in der Vogelhaut. Wirksam gegen Pasteurellen ist beispielsweise der Wirkstoff Enrofloxacin, der zum Beispiel in dem Medikament in Baytril enthalten ist. Ein erfahrener Tierarzt sollte über die Notwendigkeit einer Behandlung mit einem Antibiotikum entscheiden.

Schon gewusst? Wie gefährlich Katzenbisse sein können, zeigt auch ein Video, das sich mit Gesundheitsrisiken für den Menschen befasst: Katzen in der tierärztlichen Praxis – Tipps für den Umgang.

Achtung: Ragt aus einer Verletzung ein Knochen (offener Bruch) oder liegt dieser frei, muss grundsätzlich schnellstmöglich ein Tierarzt zu Rate gezogen werden!

Verletzungen der Wachshaut (Nase)

Junge Waldkäuze; das linke Tier hat eine auffällige Wachshautverletzung, © Verein für kleine Wildtiere in grosser Not
Junge Waldkäuze; das linke Tier hat eine auffällige Wachshautverletzung, © Verein für kleine Wildtiere in grosser Not

Die Haut an der Nase der Vögel wird als Wachshaut bezeichnet. Sie ist je nach Vogelart mehr oder minder empfindlich. Bei den meisten Singvögeln ist sie kaum verletzungsgefährdet, aber Greifvögel und Eulen können sich bei einem Aufprall die Wachshaut verletzen. Wachshautverletzungen kommen zudem oft vor, wenn panische Vögel in Käfigen gehalten werden und sich beim Versuch, durch das Gitter zu entkommen, die Wachshaut abschürfen oder verletzen. Hierbei sollte man unbedingt den Käfig mit einem hellen Tuch abdecken oder den Vogel in einem anderen Behältnis unterbringen. Ist die Wachshaut aufgeplatzt, blutet sie in vielen Fällen kurzzeitig recht stark. Normalerweise stoppt die Blutung jedoch rasch von allein. Wichtig ist es, die Wunde zu säubern, falls sie verschmutzt ist. Hört die Verletzung nicht auf zu bluten, sollte ein Blutstiller eingesetzt werden, auch leichter Druck mit einer sterilen Wundkompresse, die für einige Minuten auf die Wunde gehalten wird, kann helfen. Eine weitere Behandlung ist in aller Regel nicht nötig, denn gereinigte Wachshautverletzungen heilen in aller Regel problemlos von selbst ab.


Verbrennungen (Brandwunden)

Diese Stadttaube wurde an Silvester durch einen Feuerwerkskörper verletzt und erlitt Brandwunden, © Anke Dornbach
Diese Stadttaube wurde an Silvester durch einen Feuerwerkskörper verletzt und erlitt Brandwunden, © Anke Dornbach

Auch das gibt es: Immer wieder gelangen Vögel in die Obhut von Vogelpflegern oder in Tierarztpraxen, die von Menschen mit Feuerwerkskörpern verletzt wurden. Dies geschieht nicht immer versehentlich, gerade auf Stadttauben machen einige besonders grausame Tierquäler mit den brennenden Feuerwerkskörpern eine regelrechte Jagd. Das Foto in diesem Abschnitt zeigt eine Straßentaube, die mutwillig mit einem Silvesterknaller beworfen und durch diesen schwer verletzt worden ist.

Gerät ein Vogel mit einem Feuerwerkskörper in Berührung, rührt der Großteil der Verletzungen häufig nicht von der Wucht der Explosion, sondern von der dabei entstehenden Hitze. Versengte Federn, verbrannte Haut, aber auch in die Haut gerissene Wunden sind typisch für gefiederte Opfer von Feuerwerkskörpern.

Erleiden Wildvögel Brandwunden, müssen sie schnellstmöglich von einem Tierarzt untersucht und behandelt werden. Da solche Verletzungen sehr schmerzhaft sind, ist es ratsam, den betroffenen Vogel mit einem Schmerzmittel zu versorgen. Befragen Sie hierzu bitte den behandelnden Tierarzt, er wird wirksame Medikamente kennen und empfehlen können.