Äußere Parasiten bei Wildvögeln

Buchfinken-Männchen mit einer Zecke im Nacken, © Britta Müller
Buchfinken-Männchen mit einer Zecke im Nacken, © Britta Müller

Parasiten, die außen auf dem Körper eines Wildvogels leben, werden als äußere Parasiten oder als Ektoparasiten bezeichnet. Bei den Vögeln lässt sich diese Gruppe der Parasiten grob aufteilen in Gefieder- und Hautparasiten. Klicken Sie bitte auf den entsprechenden Listeneintrag, um zum dazugehörigen Erläuterungstext zu gelangen.


Gefiederparasiten

Die im Gefieder der Vögel lebenden Parasiten lassen sich meist mit bloßem Auge erkennen, wenn man die Federn – vor allem unter den Flügeln – begutachtet. Das Federkleid sieht bei einem Befall häufig ungepflegt und zerrupft aus, der Vogel ist unruhig, putzt sich übermäßig oft und reißt sich Federn aus. Die Haltung in einer Außenvoliere mit direkter Sonnenbestrahlung kann unterstützend sein, wenn es um die Bekämpfung von Gefiederparasiten geht.


Federlinge

Federling bei vierfacher Vergrößerung unter einem Mikroskop, © Gaby Schulemann-Maier
Federling bei vierfacher Vergrößerung unter einem Mikroskop, © Gaby Schulemann-Maier

Federlinge leben auf den Federn der Vögel. Es handelt sich bei ihnen um sogenannte Kieferläuse (Mallophaga, eingedeutscht: Mallophagen) und es sind Insekten. Im Gefieder der Vögel finden sie Nahrung und einen Platz für die Fortpflanzung; sie legen ihre Eier ins Federkleid ihrer Wirtstiere. Problematisch ist die Anwesenheit von Federlingen, weil sie durch das Fressen von Hautschuppen und Federbestandteilen Juckreiz verursachen und außerdem das Gefieder der betroffenen Vögel mit der Zeit immer stärker schädigen. Nach einiger Zeit ist es meist löchrig und sieht regelrecht angefressen aus. Zudem leiden die erkrankten Vögel wegen des permanenten Juckreizes unter Schlafmangel und sind deshalb oft müde. Das wiederum wirkt sich negativ auf ihr Immunsystem aus und sie werden anfällig für andere Erkrankungen.

Bei den meisten Vögeln kommen bis zu drei Millimeter langen Federlinge vor. Sie sind zwar sehr klein, können aber mit dem bloßen Auge diagnostiziert werden. Meist sind sie dunkel graubraun gefärbt und huschen bei Lichteinstrahlung unter das Gefieder.

Bei Taggreifen, also tagaktiven Greifvögeln, kommen hingegen oftmals sehr viel größere Federlinge vor. Zu den Taggreifen gehören beispielsweise Mäusebussarde, Turmfalken und Sperber. Die großen Federlinge sind sehr gut sichtbar, wenn man das Untergefieder zur Seite streicht. Wie die kleinen Federlinge sind sie ebenfalls ausgesprochen lichtscheu und versuchen sich schnellstmöglich zu verstecken. Das in der Abbildung „Riesenfederling“ gezeigte gehört der Art Laemobothrion maximus an.

Federlinge können mit Puder bekämpft werden, in dem der Wirkstoff Pyrethrum enthalten ist. Der Vogel wird hiermit vor allem an den Federunterseiten eingepudert. Noch besser ist unserer Erfahrung nach das Besprühen mit Exner Petguard. Dieses Präparat enthält kein Gift, sondern Milchsäure. Sie verklebt die Atmungsöffnungen der Parasiten und führt so zum Erstickungstod der Federlinge, ohne dem Vogel zu schaden. Ebenso geeignet ist Kieselgur, welches mit Hilfe eines Pinsels vorsichtig im Gefieder verteilt wird. Bei beiden genannten Antiparasiten-Präparaten ist unbedingt darauf zu achten, dass sie nicht in die Augen oder auf die Schleimhäute des Vogels gelangen dürfen.

Seien Sie bitte sehr vorsichtig mit anderen Kontaktinsektiziden. Viele Vögel, vor allem junge Tiere, reagieren auf solche Präparate äußerst empfindlich. Ebenso sollten Sie keine Sprays verwenden, da die Vögel hierbei die Wirkstoffe über die Atmung und damit über das Blut vermehrt aufnehmen, wodurch sie sich rasch vergiften können.


Federmilben

Federmilben auf den Schwanzfedern eines Seidenschwanzes, © Sylvia Urbaniak
Federmilben auf den Schwanzfedern eines Seidenschwanzes, © Sylvia Urbaniak

Federmilben sind kleine Spinnentiere, die meist auf der Unterseite der Federn infizierter Vögel leben. Es wird vermutet, dass sie sich von Hautschüppchen, Bürzeldrüsensekret und Federbestandteilen ernähren. Gänzlich wissenschaftlich geklärt ist die Ernährung dieser Parasiten jedoch bislang noch nicht. Alle Arten von Federmilben sind sehr klein, sie haben eine Körperlänge von lediglich 0,03 bis 0,15 mm und sind deshalb nur mit einer Lupe erkennbar. Im Unterschied zu Federlingen bewegen sie sich bei Lichteinwirkung nur langsam. Bei ihrer Bekämpfung ist insektizidhaltiges Puder nicht immer erfolgreich. Unserer Erfahrung nach ist ein bestimmtes Präparat (0,1%iges Ivermectin), das auf die Nackenhaut des betroffenen Vogels geträufelt wird, deutlich wirksamer. Man spricht bei dieser Vorgehensweise von der sogenannten Spot-On-Behandlungsmethode. Es ist wichtig, sich hierzu von einem Tierarzt beraten zu lassen, bevor man entsprechende Präparate anwendet, denn sie sind unter Umständen nicht ungefährlich für die gefiederten Pfleglinge.

Achtung: Nicht jede Vogelart verträgt dieses Präparat. Beispielsweise darf Ivermectin nicht bei Grünfinken, Stieglitzen und Buchfinken sowie einigen weiteren Vogelarten zum Einsatz kommen. Diese Tiere sterben meist sogar dann, wenn sie das Präparat hochgradig verdünnt und somit in einer niedrigen Dosierung erhalten. Bevor Sie also zu einem solch aggressiven Präparat greifen, sollten Sie sich in jedem Fall mit einem vogelkundigen Tierarzt und anderen Wildvogelpflegern austauschen, um eine tödliche Vergiftung zu vermeiden. Wir raten zudem aus Sicherheitsgründen ausdrücklich dazu, zunächst eine Behandlung mit dem für Vögel ungiftigen Präparat Exner Petguard oder mit Kieselgur zu versuchen. Auch der Wirkstoff Doramectin kann bei den genannten Vogelarten als Spot-on zum Einsatz kommen. Ergänzend empfiehlt sich eine homöopathische Behandlung mit Sulfur D30 und Kreosotum D4 über das Trinkwasser.

Federspulmilben (Federkielmilben)

Federkielmilben unter einem Mikroskop betrachtet, © Tierarztpraxis Sudhoff
Federkielmilben unter einem Mikroskop betrachtet, © Tierarztpraxis Sudhoff

Diese zu den Spinnentieren gehörenden Parasiten leben in den Federspulen der Flügel- und Schwanzfedern, wodurch bei den hiervon betroffenen Vögeln Entzündungen hervorgerufen werden können. Die Federn fallen aus, brechen ab oder bleiben unterentwickelt.

Ein Befall mit Federspulmilben, die auch Federkielmilben genannt werden, wird oft mit einem Ivermectin-haltigen Präparat, also einem Kontaktgift, behandelt. Das kann jedoch problematisch sein und im schlimmsten Fall tödlich für einen Vogel enden, denn einige Arten reagieren auf diesen Wirkstoff extrem empfindlich, siehe oben. Deshalb möchten wir in diesem Zusammenhang aus Sicherheitsgründen unbedingt empfehlen, zunächst eine Therapie mit dem für Vögel harmlosen Mittel Exner Petguard oder mit Kieselgur auszuprobieren.


Hautparasiten

Eine Reihe von äußeren Vogelparasiten besiedelt die Haut der Tiere und saugt Blut oder ernährt sich von abgestorbenen Hautschuppen sowie von lebendem Gewebe. Betroffene Vögel leiden nicht nur unter Juckreiz oder Schmerzen, sie können bei massenhaftem Auftreten von Blut saugenden Hautparasiten an einer Blutarmut erkranken und im schlimmsten Fall daran sterben. Zudem ist das Immunsystem stark befallener Vögel oft geschwächt und sie sind anfällig für allerlei Infektionskrankheiten.


Fliegenmadenbefall (Myiasis)

Fliegen legen ihre Eier gerade in den warmen Monaten des Jahres gern in offene Wunden oder Körperöffnungen schwacher Wildvögel. Ein mit Fliegenmaden befallener Wildvogel benötigt grundsätzlich menschliche Hilfe! Werden die Maden nicht entfernt, wachsen sie heran und vermehren sich im Körperinneren des Tieres, wo sie gravierende Schäden anrichten können, zum Beispiel durch den Befall und die Zerstörung der inneren Organe. Zudem heilen Wunden, die von Fliegenmaden befallen wurde, meist sehr schlecht und sind ein Einfallstor für Bakterien oder andere Krankheitserreger, die zu schweren Entzündungen führen können.

Tierärzte sprechen bei einem Befall mit Fliegenlarven übrigens von der sogenannten Fliegenmadenkrankheit oder Myiasis.

Gelangt ein betroffener Vogel in Ihre Obhut, sollten Sie bei der Behandlung sehr gründlich vorgehen. Eier und jede einzelne Made müssen mit Hilfe einer spitzen Pinzette manuell entfernt werden. Vor allem die Fliegeneier sind wegen ihrer geringen Größe meist nur schwer zu erwischen. Es erfordert eine Menge Feinarbeit, um sie allesamt aus einer Wunde zu klauben. Man sollte jedoch auf gar keinen Fall nachlässig sein und sich denken, dass man das ja später noch erledigen kann. Bei einem Befall mit frisch gelegten Eiern sind diese am besten umgehend zu entfernen. Keinesfalls sollte lange gewartet werden, denn aus Fliegeneiern entwickeln sich innerhalb sehr kurzer Zeit Maden. Diese können dann beispielsweise über Nacht schlüpfen.

Um Fliegenmaden aus einer Körperöffnung oder einer Wunde hervorzulocken, empfiehlt es sich, diese immer wieder mit dreiprozentiger Wasserstoffperoxydlösung (WPO) auszuspülen. Die für die Maden brennende Lösung wird tröpfchenweise mit einer Pipette aufgetragen. Einige Sekunden nach der Anwendung der Tropfen winden sich die Maden hervor, da sie nach Luft ringen und der brennenden Flüssigkeit entfliehen wollen. Nun heißt es schnell zuzupacken und die Maden zu entfernen. Im Anfangsstadium sind die Fliegenlarven noch so winzig, dass man sie oft nicht zu packen bekommt. Weil sie schnell wachsen, sollte man versuchen, sie beim nächsten Mal zu erwischen. Spülen Sie die befallene Wunde oder Körperöffnung zweimal täglich. Dadurch stellen Sie sicher, dass Sie die Maden meist relativ bald alle entfernen können. Ein Sonderfall ist es, wenn sich die Fliegenmaden im Schnabel und/oder Rachen eines Vogels befinden. Hier ist das Spülen mit Wasserstoffperoxydlösung problematisch, weil die Tiere sie verschlucken könnten. Kontaktieren Sie bitte in einem solchen Fall unbedingt einen erfahrenen Vogel-Tierarzt, der die Maden entfernt, ohne dem Vogel zu schaden.

Bitte beachten Sie also grundsätzlich: Falls die Augen beziehungsweise die Augenhöhlen oder das Innere des Schnabels sowie der Rachen eines Vogels mit Fliegenmaden befallen sind, darf WPO jedoch auf keinen Fall angewendet werden, weil es die Augen der Vögel oder ihren Rachenraum verätzen würde!
Fliegeneier in einer Brustwunde eines Turmfalken, © Sylvia Urbaniak
Fliegeneier in einer Brustwunde eines Turmfalken, © Sylvia Urbaniak

WPO hat aufgrund seiner ätzenden Wirkung jedoch auch einen weiteren Vorteil: In der niedrigen Verdünnung brennt es in der Wunde des Vogels nicht allzu sehr, wirkt aber dennoch desinfiziert. Der nach der Verabreichung gegebenenfalls entstehende Schaum sollte Sie nicht beängstigen, er zeigt an, dass das WPO mit einem Infektionsherd „arbeitet“.

Einige Tierärzte lehnen WPO trotzdem ab, sie bevorzugen Braunollösung. Hiermit haben viele Wildvogelpfleger ebenfalls sehr gute Erfahrungen gemacht.

Ist ein Vogel ausschließlich äußerlich mit Fliegenmaden befallen, kann eine Behandlung mit Ivermectin-haltigen Antiparasitika, zum Beispiel Stronghold oder Ivomec, als Spot-on-Behandlung versucht werden. Das heißt, den betroffenen Vögeln wird das Präparat auf die Haut im Nacken geträufelt. Aber Achtung, nicht alle Vogelarten vertragen Ivermectin, siehe oben. Es ist somit unbedingt zu empfehlen, den Einsatz und die Dosierung eines solchen Präparates vorab mit einem erfahrenen Tierarzt zu besprechen.

Von der Behandlung mit Antiparasitika ist abzuraten, wenn sich hingegen Maden im Körperinneren befinden. Werden sie durch das Antiparasitikum abgetötet, können sie nicht mehr aus dem Körper heraus gelangen und eine Vergiftung oder Infektion ist oft die Folge, denn der Organismus des Vogels versucht vergeblich, den Fremdkörper abzustoßen.

Abschließend möchten wir einen Punkt ganz besonders betonen. Entgegen der landläufigen Meinung, ein mit Maden befallenes Wildtier habe keine Chancen auf eine vollständige Heilung, hat das Wildvogelhilfe-Team gänzlich andere Erfahrungen gemacht. Bitte geben Sie ein derart erkranktes Tier nicht vorschnell auf! Wildvögel sind wesentlich zäher, als der Mensch es sich vorstellen kann und oft hat eine Behandlung den gewünschten Erfolg.

Übrigens: Maden können vom Grundsatz her auch wundheilend wirken, da sie das nekrotische (abgestorbene) Gewebe fressen und somit einer Infektion vorbeugen. So werden sie beispielsweise in der Humanmedizin bei schlecht heilenden Wunden eingesetzt. Allerdings handelt es sich dabei um spezielle sterile Maden, die nicht direkt mit der Wunde in Berührung kommen, sondern durch ein feinmaschiges Netz die Wunde reinigen. Deshalb sollten Sie mit Ihrem gefiederten Pflegling keine Experimente durchführen und Fliegenmaden lieber umgehend entfernen.


Lausfliegen

Lausfliegen kommen in Deutschland in verschiedenen Arten vor, man trifft sie gehäuft in den warmen Monaten des Jahres an. Diese Tiere ernähren sich vom Blut der Vögel. Je nach Art sind sie auf bestimmte Vögel spezialisiert, sie befallen zum Beispiel Schwalben und Segler, aber auch andere Vogelarten wie Amseln, Spechte, Rabenvögel, Eulen und Greifvögel leiden gelegentlich unter diesen Insekten. Lausfliegen sind mehrere Millimeter lang und deshalb mit dem bloßen Auge normalerweise recht gut zu erkennen. Ihr Äußeres erinnert entfernt an Stubenfliegen, manche Arten haben lange Flügel, andere nur kurze Stummelflügel. Allen Lausfliegen gemein ist, dass sie mit den Füßen fest am Vogel haften. Man sammelt diese Parasiten mit einer Pinzette ab und zerdrückt sie, weil sie sonst rasch flüchten und erneut auf Vögel in der Nähe übergehen.


Räudemilben (Grabmilben)

Es kommen bei unseren heimischen Wildvögeln verschiedene Grabmilbenarten vor. Der lateinische Name der Räudemilbe, die den Schnabel und die Augen befällt, lautet Knemidokoptes plae. Jene Räudemilben, die vor allem die Beine und die Kloake befallen, heißen auf Lateinisch Knemidokoptes mutans; sie werden im Deutschen auch Kalkbeinmilben genannt. Räudemilben sind übrigens keine Insekten, sie gehören zu den Spinnentieren.

Ein mit Räudemilben befallener Vogel zeigt weißliche, schorfige, kalkig anmutende Ablagerungen im Gesicht, in den Schnabelwinkeln, an den Ständern (Beinen) oder an der Kloake. Diese krustigen Ablagerungen können sich in besonders schlimmen Fällen über den ganzen Körper erstrecken. Innerhalb der krustigen Ablagerungen sind bei einem fortgeschrittenen Fall die Bohrlöcher der Milben oft deutlich sichtbar. Der Vogel kratzt und scheuert sich, reißt sich Federn aus.

Die mit Milben befallenen Stellen sollten über ein bis zwei Wochen täglich mit Paraffin (dies ist ein flüssiges Wachs) betupft werden. Am besten funktioniert dies, indem man ein Wattestäbchen in dem Öl tränkt und die Stellen damit betupft. Durch das Paraffin werden die Bohrgänge verstopft und die Parasiten verenden aufgrund von Sauerstoffmangel, ohne dass der Vogelorganismus in Mitleidenschaft gezogen wird. Allerdings sterben durch diese giftfreie Behandlungsmethode nur die erwachsenen Milben ab, ihre gegebenenfalls vorhandenen Eier werden nicht abgetötet. Um diese ebenfalls absterben zu lassen, ist eine Therapie mit einem Ivermectin-haltigen Kontaktgift erforderlich. Aber Achtung, einige Vogelarten reagieren auf diese Präparate äußerst empfindlich und können daran sogar sterben, siehe oben.

Bei einem Befall mit Räudemilben ist dringend vom Besprühen des Vogels mit in Zoofachgeschäften erhältlichen Milbensprays abzuraten. Wildvögel können sich an den Sprays vergiften und sterben.

Hinweis: In manchen Fällen zeigen Wildvögel, darunter häufig Buchfinken, ein Krankheitsbild mit auffälligen Hautveränderungen an den Beinen. Es ähnelt dem typischen Krankheitsbild eines Befalls mit Grabmilben, doch es handelt sich dabei um eine sogenannte Papillomatose, also eine sehr wahrscheinlich durch Viren verursachte Erkrankung.


Rote und Nordische Vogelmilben (Blut saugende Milben)

Diese Vogelmilbe - hier durch ein Mikroskop betrachtet - ist auf einer Kohlmeise gefunden worden, © Sylvia Urbaniak
Diese Vogelmilbe – hier durch ein Mikroskop betrachtet – ist auf einer Kohlmeise gefunden worden, © Sylvia Urbaniak

Der lateinische Name der Roten Vogelmilbe lautet Dermanyssus gallinae, die Körpergröße dieser Parasiten liegt zwischen 0,7 und 1,1 mm. Die Milben gehören zu den Spinnentieren. Sie sind nachtaktive Blutsauger, die sich am Tage in Ritzen und dunklen Nischen – meist finden sie diese im Nistmaterial – aufhalten. Nachts saugen sie Blut und verursachen beim Vogel eine starke Unruhe, er nestelt nervös an seinem Gefieder. Im fortgeschrittenen Stadium magern betroffene Vögel ab und können an Erschöpfung und Blutverlust sterben.

Zur Diagnose legt man ein weißes Papier oder Tuch auf den Käfigboden und klopft das Nistmaterial darüber aus. Die Parasiten kontrastieren nun mit dem Weiß der Unterlage. Bekämpft werden diese Parasiten mit pyrethrumhaltigem Puder. Der Käfig muss mit einem Insektizid besprüht werden. Aber Achtung! Der Vogel muss unbedingt vor dem Besprühen in eine andere Behausung gesetzt werden, damit er die giftigen Dämpfe nicht einatmet. Anschließend sollte die Behausung sollte gründlich mit Wasser abgewaschen werden. Bevor Sie zu pyrethrumhaltigen Mitteln greifen, sollten Sie zunächst eine Behandlung mit Exner Petguard versuchen. Erst wenn diese Behandlung keinen Erfolg bringt, sollte man zu einem Ivermectin-haltigen Kontaktgift greifen, das allerdings nicht von jeder Vogelart vertragen wird, siehe oben.

Die Nordische Vogelmilbe trägt den wissenschaftlichen Namen Ornithonyssus sylviarum. Sie ist nur 0,8 mm groß und mit dem bloßen Auge kaum zu erkennen. Wie die Rote Vogelmilbe gehört sie zu den Spinnentieren. Sie besitzt vier Beinpaare, der Körper der leeren Milbe ist schmal und oval bis birnenförmig; die Färbung ist gelblich bis bräunlich. Nach dem Blutsaugen ist die Milbe eher rund geformt. Sind die Milben nach der Blutmahlzeit satt, ist ihre Körperfärbung dunkelbraun bis schwarz. Dieser Ektoparasit ist nicht nur in der Nacht, sondern auch am Tage aktiv. Bei sehr genauer Betrachtung mit der Lupe kann man die Milben auf dem Vogel wandern sehen. Weil die Milben starken Juckreiz verursachen, kratzen sich die befallenen Vögel häufig und wirken sehr unruhig. Behandelt werden die Vögel in aller Regel mit einem Ivermectin-haltigen Kontaktgift. Bitte beachten Sie, dass einige Vogelarten extrem empfindlich auf diese Mittel reagieren und daran sterben können, siehe oben.

Alternativ kann der betroffene Vogel mit Kieselgur  behandelt werden. Dieses kann auch auf Kontaktflächen und in der Einstreu verteilt werden.


Vogelflöhe

Bei Wildvögeln kommen wie bei Säugetieren verschiedene Flöhe vor, die Blut saugen. Die einzelnen Vogelfloharten haben sich auf unterschiedliche Wirtstiere spezialisiert. Der Hühnerfloh ist vor allem auf Hausgeflügel zu finden, aber auch auf anderen Wildvögeln. Dasselbe gilt für den Taubenfloh, der anders als es sein Name vermuten lässt keineswegs ausschließlich auf Tauben lebt.

Ein typisches Symptom für einen Flohbefall ist starke Unruhe des Vogels. Die winzigen Parasiten sind bei gründlicher Untersuchung der Haut und des Gefieders meist leicht zu finden. Bei kleinen Singvögeln, zum Beispiel bei Meisen, können Flöhe zu einem erheblichen Blutverlust führen. Der Allgemeinzustand der betroffenen Tiere ist dann oft schlecht, die Vögel leiden unter der Blutarmut und sind insgesamt abgeschlagen und schlapp. Bei Jungtieren im Nest, die von Flöhen belästigt werden, kann es durch den Blutverlust zu Entwicklungsverzögerungen kommen. Insgesamt kommen Vogelflöhe seltener vor als andere Vogelparasiten.


Vogelzecken und Taubenzecken

Wildvögel können in freier Natur mit Zecken in Berührung kommen. Wild-, Brief- und Ziertauben werden dabei meist von der Taubenzecke (Argas reflexus) befallen, sie geht nur in seltenen Fällen auf andere Vogelarten über. Doch auch diese sind nicht vor Zecken sicher, denn neben der Taubenzecke kommen weitere dieser Blut saugenden Insekten vor, die Vögel befallen können. Vogelzecken sind je nach Art unterschiedlich groß. Manche erreichen nur die Ausmaße eines Stecknadelkopfes, andere werden so groß wie ein halber menschlicher Fingernagel. Gesunde Wildvögel haben normalerweise keine Probleme damit, wenn sich eine Zecke an ihnen festsaugt und Blut trinkt. Gerät der Vogel jedoch in die Situation, dass sich gleich mehrere Zecken über ihn hermachen, kann dies zu einem gravierenden Blutverlust führen, der eine Schwächung oder im schlimmsten Fall den Tod zur Folge hat. Insbesondere kranke Vögel und Jungtiere sind in großer Gefahr, wenn sich Zecken an sie heften.

Da Zecken die Haut mit ihren Mundwerkzeugen durchstoßen müssen, verkriechen sie sich unter dem Gefieder der Vögel und werden oft erst sichtbar, wenn die Federn vorsichtig zur Seite geschoben werden. Wer einen Wildvogel findet, der mit Zecken befallen ist, sollte diese vorsichtig lösen. Hierzu wird die Zecke mit einer Pinzette gepackt und herausgezogen. Der Fachhandel bietet zudem spezielle Zeckenzangen an, auch diese können verwendet werden. Ist ein Vogel stark befallen, kann es sinnvoll sein, in Absprache mit einem fachkundigen Tierarzt ein Stärkungspräparat einzusetzen, damit das Tier den von den Zecken verursachten Blutverlust besser ausgleichen kann.

Achtung, manche Zecken sitzen so ungünstig, dass sie vom Tierarzt unter Narkose entfernt werden sollten! Auf dieser Seite ist das Foto einer Kohlmeise zu sehen, an deren Kinn – und damit in unmittelbarer Nähe zur Kehle – sich eine Zecke festgebissen hatte. Um die Zecke entfernen zu können, ohne den Vogel an der Kehle zu verletzen, wurde die Kohlmeise bereits narkotisiert, was an den geschlossenen Augen zu erkennen ist.