Erkrankungen der Beine und Füße

Amsel mit Fußfehlstellung, © MrLebies / Pixabay
Amsel mit Fußfehlstellung, © MrLebies / Pixabay

An den Beinen und Füßen eines Vogels kann es zu einer Reihe unterschiedlicher Erkrankungen kommen. Darüber hinaus treten an diesen Extremitäten mitunter Verletzungen auf, die zu einer schweren bleibenden Beeinträchtigung führen können, falls sie unbehandelt bleiben. Abhängig davon, um welche Art von Erkrankung oder Verletzung es sich handelt, müssen in aller Regel möglichst bald entsprechende Therapieschritte eingeleitet werden. Um eine exakte Diagnose zu stellen, ist es in vielen Fällen erforderlich, ein Röntgenbild anzufertigen. Manchmal sind zudem Operationen vonnöten, um den betroffenen Vögeln das Leben zu retten und der Entstehung einer dauerhaften Behinderung vorzubeugen. Wir stellen in unserer Gesundheitsrubrik typische Erkrankungen der Beine vor, damit Sie einen Einblick in diese komplexe Thematik erhalten. Außerdem geben wir Hinweise zur Pflege von Vögeln, die an einer Erkrankung oder Verletzung ihrer Beine beziehungsweise Füße leiden. Folgende Inhalte finden Sie in diesem Kapitel:


Abgeschnürte Zehen und Füße, eingewachsene Ringe

Einschnürung mit schwerer Entzündung und Schwellung, © Gaby Schulemann-Maier
Einschnürung mit schwerer Entzündung und Schwellung, © Gaby Schulemann-Maier

Schnürt ein loser Faden oder etwas Ähnliches das Bein eines Vogels ab, kann dies zu schweren Verletzungen oder gar zum Verlust des Körperteils führen. Anfangs sitzen die Schnüre meist noch locker, doch indem sich die Vögel zu befreien versuchen, ziehen sich die Schlingen immer fester zu. Zunächst graben sich die Schnüre immer tiefer ins Fleisch und schneiden dieses auf. Geraten Bakterien in die Wunde, was in freier Natur oft geschieht, entstehen lokale Entzündungen. Diese sind teils eitrig und sie gehen mit starken Schwellungen sowie Schmerzen einher. Betroffene Vögel humpeln stark.

Des Weiteren wird durch eine Abschnürung die Blutversorgung der darunter liegenden Bereiche des Beines und Fußes unterbrochen, sodass sie letztendlich absterben. Tierärzte sprechen in Zusammenhang mit abgestorbenen Körperpartien von nekrotischem Gewebe.

Einschnürung am Fuß einer Taube, © Paasmühle
Einschnürung am Fuß einer Taube, © Paasmühle

Es ist daran zu erkennen, dass es dunkel verfärbt ist und oft fast schwarz aussieht. In manchen Fällen löst ein solches Absterben einzelner Zehen oder eines Fußes eine Blutvergiftung (Sepsis) aus, die für den betroffenen Vogel tödlich verläuft.

Manche Vogelarten sind von diesem Problem überdurchschnittlich häufig betroffen, weil sie aufgrund ihrer Lebensweise mit Gegenständen in Berührung kommen, die Abschnürungen hervorrufen können. Sehr oft tritt das Problem beispielsweise bei Stadttauben auf, weil sie in einer Umgebung leben, in der es sehr viel von Menschen verursachten Müll auf dem Boden gibt. Um die Beine oder Zehen dieser Vögel wickeln sich oft Kunststoffstreifen, Fäden oder anderweitiger vom Menschen achtlos auf die Straße geworfener Unrat. Stadttauben sind allerdings nicht die einzigen Opfer unseres innerstädtischen Mülls. Auch andere während der Nahrungssuche häufig auf dem Boden umher laufende Taubenarten, die in der Nähe des Menschen leben, können betroffen sein. Zu ihnen gehören Ringeltauben, die in den vergangenen Jahren zusehends häufiger in Städten und Dörfern leben. Elstern oder Rabenkrähen sowie Nebelkrähen suchen ihre Nahrung ebenfalls auf dem Boden und geraten dadurch in Gefahr, ihre Beine mit Müll einzuschnüren.

Stadttaube mit aufgrund von Einschnürungen deformierten Zehen, © Danielle Haggart / Flickr
Stadttaube mit aufgrund von Einschnürungen deformierten Zehen, © Danielle Haggart / Flickr

In manchen Fällen wickeln sich auf dem Boden liegende Fäden so fest um die Füße der Vögel, dass in besonders schlimmen Fällen beide Beine fest miteinander verschnürt sind. Die betroffenen Vögel können nicht mehr laufen und sind schwer gehandicapt. Außerdem sieht man häufig Tauben, die durch Einschnürungen einzelne Zehen oder einen kompletten Fuß verloren haben. In Großstädten ist dies bei den Straßentauben leider ein gängiges Bild.

Doch Tauben sind bei weitem nicht die einzigen Vögel, die häufig von solchen Verletzungen ihrer unteren Extremitäten betroffen sind. An Teichen, Seen und Flüssen erleiden viele Wasservögel ein ähnliches Schicksal, denn im Wasser schwimmt oft Müll, der sich um ihre Beine wickeln kann. Darüber hinaus treiben in vielen Gewässern Teile von Angelschnüren, die für die Wasservögel zu einer großen Gefahr werden können. Wickeln sich diese um die Beine oder Füße der Vögel, kommt es meist unweigerlich zu schweren Abschnürungen mit den bereits beschriebenen negativen Folgen. Neben Enten sind vor allem verschiedene Gänsearten, aber auch Teich- und Blässhühner sowie Möwen oft die Opfer des im Wasser treibenden Zivilisationsmülls. Letztere leiden unter der Vermüllung von Stränden, an denen es ebenfalls oft Plastikbänder, Fäden oder Angelschnüre gibt, die für sie zur Gefahr werden können.

 

Entzündungen und Verletzungen verursacht durch Abschnürungen an den Beinen einer Kanadagans, © Sylvia Urbaniak
Entzündungen und Verletzungen verursacht durch Abschnürungen an den Beinen einer Kanadagans, © Sylvia Urbaniak

Problematisch ist bei den Einschnürungen, dass sie teils tiefe Wunden verursachen und deshalb ein längerfristiges Eingreifen vonnöten ist, um dem betroffenen Vogel wirklich zu helfen. Es reicht in aller Regel nicht, das einschnürende Material einfach nur zu entfernen und den Vogel dann seinem Schicksal zu überlassen. Die Wunden müssen unbedingt über eine längere Zeit von einer fachkundigen Person gepflegt werden. Außerdem sollte ein auf die Behandlung von Vögeln spezialisierter Tierarzt zu Rate gezogen werden. Im Klartext heißt das: Vögel mit Einschnürungen an den Beinen sind meist Langzeitpfleglinge.

Nach dem Entfernen der Schnüre und dem Reinigen der Wunden können sich Blutkrusten bilden, die sehr hart werden. Sie haben die negative Eigenschaft, in vielen Fällen ihrerseits die Blutzufuhr in die darunter liegenden Körperteile einzuschränken. Aus dem Grund ist es wichtig, dass ein erfahrener Pfleger die Zeit der Genesung des Vogels überwacht und auf entsprechende Alarmsignale achtet. Die Abbildungen „Kanadagans 01“ und „Kanadagans 02“ zeigen jeweils denselben Vogel vor und nach dem Entfernen der Angelschnur, die zu schweren Einschnürungen geführt hat. In der zweiten Abbildung ist zu sehen, dass die Enschnürung an beiden Beinen eine schwere Entzündung verursacht hat; vor allem das linke Bein des Vogels ist in einem kritischen Zustand.

Eingeschnürtes Bein eines jungen Haussperlings, © Kathrin Springer
Eingeschnürtes Bein eines jungen Haussperlings, © Kathrin Springer

Neben Altvögeln können außerdem Jungtiere von dem Problem betroffen sein. Viele Vogelarten nutzen nicht nur natürliche Materialien zum Nestbau, sondern vermehrt auch Unrat, der in der Natur liegt. So werden zum Beispiel Fetzen von Plastiktüten oder Wollreste in die Nester eingebaut, was für die Jungvögel gravierende Folgen haben kann. Denn in manchen Fällen wickelt sich faseriges Nistmaterial um die Beine und Füße junger Wildvögel. Dadurch, dass sie sich im Nest bewegen und durch Strampeln die störenden Fetzen an ihren Beinen loswerden wollen, ziehen sich die Schlingen oft immer fester zu. Das Wachstum der Nestlinge trägt ebenfalls dazu bei, dass die Einschnürungen zusehends enger werden. Die Folge sind schwere Verletzungen, die in einigen besonders tragischen Fällen sogar dazu führen können, dass sich ganze Teile von Beinen oder Füßen abtrennen.

In diesem Kapitel sind einige Abbildungen zu sehen, die Abschnürungen an den Füßen von Waldkauznestlingen zeigen. Die Abschnürung war so gravierend, dass ein Zeh teilweise abgestorben ist.

 

Durch eine Abschnürung wurde das Bein dieser jungen Rabenkrähe schwer verletzt, © Verein für kleine Wildtiere in grosser Not
Durch eine Abschnürung wurde das Bein dieser jungen Rabenkrähe schwer verletzt, © Verein für kleine Wildtiere in grosser Not

Ein weiteres Beispiel für die negativen Auswirkungen von Einschnürungen zeigt die Abbildung des Beins einer Rabenkrähe. Sie gelangte als Nestling in die Obhut österreichischer Tierschützer. Um das Bein des jungen Vogels hatte sich ein Faden gewickelt, der zu einer schweren Abschnürung geführt hat, durch die der Fuß angeschwollen war. Auch war die Haut am Bein an mehreren Stellen verletzt und blutig. Das Schrecklichste an diesem Fall jedoch war, dass an dem Faden zwei abgetrennte Krähenbeine – wohl von Geschwistern des unglückseligen Jungvogels – hingen.

Ein weiteres Risiko stellen eingewachsene Fußringe dar. Hiervon sind meist verwilderte Brieftauben betroffen, denn diese Vögel sind häufig beringt. Verletzen sich die Tiere am beringten Bein, kann dieses anschwellen und der Ring führt zu einer Abschnürung oder er wird vom Narbengewebe eingeschlossen. Eingewachsene Ringe müssen von einem erfahrenen Tierarzt operativ entfernt werden. Die betroffenen Vögel brauchen nach der Operation einige Tage intensive Pflege, damit sie nicht an einer Infektion erkranken.


Amputationen der Beine und Füße

Manche Verletzungen der Beine und Füße sind bei Wildvögeln so gravierend, dass eine Heilung unmöglich ist. Dies ist häufig dann der Fall, wenn offene Knochenbrüche oder extrem schwere Einschnürungen vorliegen, die Sehnen durchtrennt haben. Rechts ist ein solcher hoffnungsloser Fall am Bein einer Stockente zu sehen. Liegt eine derart schwere Blessur vor, bleibt oft nur die Amputation als letzter Ausweg. Allerdings ist hierbei genau zu prüfen, ob der betroffene Vogel mit dem Verlust eines Beines zurechtkommen wird.

Viele Vogelarten können dies kompensieren, darunter beispielsweise Stadttauben. Wildtauben, zu denen unter anderem die Ringeltauben gehören, können hingegen in Freiheit kaum einbeinig überleben. Kleinere Singvögel kommen mit dem Verlust eines Beines in freier Natur für gewöhnlich ebenfalls nicht zurecht und werden durch eine Amputation zu Dauerpfleglingen in Menschenobhut. Ebenfalls problematisch gestaltet sich die Amputation bei größeren Wasservögeln, sie können mit nur einem Bein oft nicht richtig schwimmen. Stockenten wie das in der Abbildung „Stockenten-Männchen nach Amputation des linken Fußes“ gezeigte Tier verkraften die Amputation eines Beines normalerweise hingegen gut und können anschließend trotzdem einigermaßen sicher schwimmen.


Beinbrüche und offene Frakturen

Knochenbrüche an den Beinen von Wildvögeln sind immer ein Fall für einen Tierarztbesuch. Der Arzt muss genau überprüfen, an welcher Stelle der Bruch verläuft und gegebenenfalls ein Röntgenbild anfertigen, um die volle Tragweite der Verletzung festzustellen. Je nachdem, wie ein Beinbruch im Einzelfall aussieht, können die Knochen entweder für einige Zeit fixiert werden (konservative Methode) oder sie werden im Rahmen einer Operation wieder zusammengefügt und anschließend für einige Zeit durch eine Bandage in der anatomisch korrekten Position gehalten.

Auf keinen Fall sollte ein medizinischer Laie in Eigenregie das Bein eines Vogels schienen. Denn wenn ein Knochen nicht in der anatomisch korrekten Lage zusammenwächst, bleibt der betroffene Vogel zeitlebens schwer gehbehindert und damit in der Wildnis kaum mehr überlebensfähig. Dies gilt sowohl für Land- als auch für Wasservögel.

Weil verletzte Vogelknochen schnell heilen, können unbehandelte und ungerichtete Brüche innerhalb weniger Tage schief verwachsen. Es ist deshalb unbedingt erforderlich, einen Vogel, der einen Knochenbruch erlitten hat, so schnell wie möglich einem fachkundigen Tierarzt vorzustellen. Ältere Knochenbrüche, die schief verwachsen sind, können nur in wenigen Fällen unter Vollnarkose gerichtet werden, meist ist dies nicht mehr möglich.

Alter offener Bruch am Bein einer Kanadagans, © Sylvia Urbaniak
Alter offener Bruch am Bein einer Kanadagans, © Sylvia Urbaniak

Besonders wichtig ist das rasche Aufsuchen eines erfahrenen Tierarztes, wenn ein offener Bruch vorliegt. Ein Bruch wird dann als offen bezeichnet, wenn ein Teil des verletzten Knochens die Haut durchstoßen hat und durch eine offene Wunde zu sehen ist. Werden offene Brüche nicht behandelt, verheilen sie normalerweise nicht ordnungsgemäß. Die betroffenen Tiere können das entsprechende Bein anschließend nicht mehr belasten.

Ein weiterer Aspekt ist von Bedeutung: Durch die Wunde können Krankheitserreger in den Körper des Vogels eintreten und zu schweren Infektionen führen, die den gesamten Organismus betreffen (Blutvergiftung); auch Knochenentzündungen können auftreten.

Das Foto rechts zeigt eine solche ältere und offene Fraktur (Bruch) am Bein einer Kanadagans. Eine bereits einige Tage alte Verletzung wie diese ist in aller Regel nur schwer zu behandeln. Deutlich ist der Knochen durch die Hautwunde zu erkennen. Teile der Haut sind abgerissen, auch das darunterliegende Gewebe ist durch die Verletzung stark in Mitleidenschaft gezogen worden.

Problematisch sind offene Frakturen oft deshalb, weil die erkrankten Vögel häufig erst spät in die Obhut des Menschen gelangen. Viel Behandlungsspielraum ist bei einem alten offenen Bruch leider nicht mehr, häufig bleibt nur die Amputation des Beines als Lösung, allerdings ist dies nicht bei allen Vögeln möglich. Manche Tiere können nicht auf nur einem verbleibenden Bein stehen, darunter beispielsweise Ringeltauben. Schwere Wasservögel wie Gänse sind ebenfalls nicht dazu in der Lage, permanent einbeinig zu stehen und zu schwimmen. Kleinere Vögel, die leicht sind, können nach einer Amputation meist recht gut einbeinig stehen; dies gilt auch für kleine Wasservögel bis zur Größe einer Stockente. In freier Natur kommen die meisten beinamputierten Vögel jedoch nur schwer zurecht, weshalb dieser Schritt gut überlegt werden sollte.

Frische offene Brüche können von fachkundigen Tierärzten oft erfolgreich behandelt werden. Bei einer optimalen Versorgung der frischen Wunde und wenn der Bruch perfekt gerichtet wird, können die Vögel mit ein wenig Glück nahezu die volle Beweglichkeit ihres Beines wiedererlangen.

Konservative Methode

Mit einem Verband fixierter Beinbruch bei einer jungen Stockente, © Annika und Harry
Mit einem Verband fixierter Beinbruch bei einer jungen Stockente, © Annika und Harry

Brüche der Beinknochen werden bei der konservativen Methode, also bei einer Behandlung ohne Operation, für etwa zwei Wochen mit einer festen Bandage zusammengehalten. Diese muss so angelegt werden, dass sich die Bruchkanten des verletzten Knochens in der anatomisch korrekten Position befinden und gerade in der ersten Phase der Heilung nicht gegeneinander verrutschen können.

 

 

 

Um eine ausreichende Blutzirkulation zu gewährleisten und Veränderungen des Beinumfangs durch Schwellungen zu berücksichtigen, sind Klebeverbände aus mehreren Lagen übereinander geklebtem, dickem Leukoplast besser geeignet als Schienen aus harten Materialien. Die Klebestreifenränder sollten sich an der Vorder- und der Hinterseite des Beines befinden und fest miteinander verklebt werden. Es ist nicht ratsam, selbstklebende Materialien direkt mit der Haut eines Vogels in Berührung kommen zu lassen, weil sich der Klebstoff nur schwer entfernen lässt. Beim Abnehmen einer Bandage kann es dadurch im schlimmsten Fall zu Rissen in der Haut kommen! Auch die Federn sollten nicht mit dem Klebstoff in Berührung kommen.

Habicht mit Ständerbruch und abgespreiztem Flügel, © Sylvia Urbaniak
Habicht mit Ständerbruch und abgespreiztem Flügel, © Sylvia Urbaniak

Achtung: In manchen Fällen werden Beinbrüche nicht gleich erkannt, weil die Vögel eine sehr spezielle Körperhaltung einnehmen. Da sie auf dem gebrochenen Bein keinen Halt mehr finden, spreizen sie einen Flügel ab und stützen sich auf diesen. Laien glauben in einem solchen Fall häufig, dass das betroffene Tier einen gebrochenen Flügel hat und übersehen den Beinbruch. Das Foto unten zeigt einen solchen Fall. Bei genauem Betrachten fällt auf, dass das linke Bein des Habichts seitlich absteht, der Vogel kann sich nicht mehr auf das gebrochene Bein stellen (der Ständer war gebrochen). Deshalb spreizt das Tier den linken Flügel ab und nutzt ihn als Stütze und zum Halten des Gleichgewichts im einbeinigen Stand.


 

Offene Wunden am Fuß

Vögel sind naturgemäß viel zu Fuß unterwegs, wodurch sie sich leicht an den Füßen verletzen können. Offene Wunden an den Füßen heilen im Normalfall zwar problemlos wieder zu, allerdings können durch das Laufen auf schmutzigem Untergrund leicht Bakterien oder auch Fremdkörper in die Wunde gelangen. Die Wundheilung wird dadurch gestört, und es kann zu eitrigen Entzündungen und Infektionen der Wunde am Fuß kommen.

Ein Vogel mit offener Wunde am Fuß sollte möglichst auf sauberen Tüchern gehalten werden, die regelmäßig gewechselt werden. Hygiene ist in diesem Fall sehr wichtig, da durch die Unterbringung in einer kleinen Behausung während der Genesung leicht Kot und Futterreste in die Wunde gelangen können.

Die Wunde muss zunächst vorsichtig gesäubert und anschließend desinfiziert werden. Die Wundversorgung sollte je nach Heilungsprozess täglich erfolgen, bis die Wunde zugeheilt ist. In einigen Fällen kann die gleichzeitige Antibiotikagabe sinnvoll sein.


Gelenkentzündungen

Schwere, nicht mehr heilbare Gelenkentzündung bei einem Graureiher, © Sylvia Urbaniak
Schwere, nicht mehr heilbare Gelenkentzündung bei einem Graureiher, © Sylvia Urbaniak

Die meisten Gelenkentzündungen entstehen bei Wildvögeln durch Krankheitserreger, die über Verletzungen in die Blutbahn der Tiere gelangen. Diese Wunden müssen nicht einmal besonders groß sein, winzige Kratzer reichen im ungünstigsten Fall aus. Zudem befinden sich die Wunden nicht immer in der Nähe der betroffenen Gelenke, denn die Krankheitskeime können im Körper im Blut oder in anderen Körperflüssigkeiten weite Strecken wandern. Bei Vögeln können verschiedene Erreger zu recht ähnlichen Beschwerden führen. Deshalb sollte durch einen Tierarzt abgeklärt werden, welche Keime im Einzelfall für eine Gelenkentzündung verantwortlich sind.

Ein Beispiel für bei Vögeln zu Gelenkentzündungen führende Erreger sind Salmonellen, sie können die Gelenke sehr schwer angreifen und schädigen. Betroffene Tiere schonen die Gliedmaßen, indem sie entweder nicht mehr fliegen, wenn Gelenke an den Flügeln entzündet sind, oder indem sie nicht mehr laufen und klettern, wenn Beingelenke geschädigt sind.

Zu erkennen sind entzündete Gelenke meist daran, dass sie verdickt, gerötet und warm sind. Bakterielle Gelenkentzündungen werden häufig mit Antibiotika behandelt. Liegt zum Beispiel eine Infektion mit Salmonellen vor, ist dieser Behandlungsschritt unbedingt erforderlich.

In vielen Fällen müssen die Medikamente per Spritze vom Tierarzt verabreicht werden. Zusätzlich zu den Antibiotika hat sich die Gabe von den homöopathischen Präparaten Arnica D6 und Salmonella bewährt. Darüber hinaus können Traumeel-Tropfen ins Trinkwasser gegeben werden und die Gliedmaßen mit Traumeel-Salbe eingerieben werden; Traumeel ist ein homöopathisches und frei verkäufliches Präparat.

Oftmals werden Wildvögel, die an Gelenkentzündungen leiden, erst in einem weit fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung aufgegriffen. Sind die Knochen und Knorpel zu stark geschädigt, ist eine Heilung in der Regel nicht mehr möglich und ein Leben in Freiheit käme einem schnellen Todesurteil gleich. Das Foto oben rechts zeigt die stark geschwollenen Gelenke eines Graureihers, der vermutlich an einer Infektion mit Salmonellen litt. Das Tier wurde eingeschläfert, weil der Gelenkverfall zu weit fortgeschritten war.


Hüftluxation (ausgekugelte Hüfte)

Infolge von Unfällen oder durch die Ausübung starken Drucks auf das Gelenk während der Wachstumsphase kann es bei Vögeln zu einer sogenannten Hüftluxation kommen. Hierbei kugelt das Gelenk aus, weshalb das betroffene Bein mehr oder minder stark seitlich absteht, siehe Foto rechts. Ausgekugelte (luxierte) Hüftgelenke können bei Altvögeln meist nicht wieder gerichtet werden, die Tiere bleiben zeitlebens gehandicapt. Bei Jungtieren besteht eine Chance auf eine Verringerung der Fehlstellung und eine damit verbundene Wiederherstellung der Funktion des betroffenen Beines. Je jünger das Tier ist und je kürzer der Zeitpunkt des Auskugelns der Hüfte zurückliegt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Therapie erfolgreich verläuft. Der Grund dafür ist, dass die Knochen bei Küken noch deutlich weicher und somit flexibler sind als bei älteren Vögeln. Umgekehrt heißt das: Je härter der Knochen, desto schwieriger ist es, eine annähernd normale Gelenkposition wiederherzustellen. Deshalb ist es wichtig, bei einer Hüftluxation so schnell wie möglich zu handeln!

Um ein luxiertes Hüftgelenk wieder zu richten und dazu zu bringen, dauerhaft in einer anatomisch korrekten oder zumindest annähernd normalen Position zu verbleiben, muss ein Tierarzt das Gelenk durch Abtasten untersuchen. Dann muss er das Bein in die Normalposition bringen und es mit Hilfe von Bandagen und Schlingen so fixieren, dass das Hüftgelenk in der Normalstellung gehalten wird. Diese Fixierung muss das Jungtier einige Tage oder gar Wochen tragen, sie darf nicht entfernt werden. Nicht jeder Tierarzt ist ein Spezialist in Sachen Vogelanatomie und beim geringsten Fehler in der Positionierung des Hüftgelenks wird die Behinderung für den Vogel durch den Therapieversuch noch schlimmer, als sie es ohne eine Behandlung wäre. Selbstversuche medizinischer Laien verbieten sich deshalb von selbst. Um einem betroffenen Vogel wirklich helfen zu können, ist es dringend erforderlich, einen solch heiklen gefiederten Patienten einem auf die Behandlung von Vögeln spezialisierten Tierarzt vorzustellen.


Lähmungen der Beine und Füße

Blaumeise mit Ständerlähmung, © Sylvia Urbaniak
Blaumeise mit Ständerlähmung, © <Sylvia Urbaniak

Bei Wildvögeln können aus unterschiedlichen Gründen Lähmungen in den Füßen und Beinen (Ständerlähmungen) auftreten. Diese schweren Bewegungseinschränkungen können beispielsweise durch einen Nährstoffmangel während der Wachstumsphase hervorgerufen werden. Auch Verletzungen der Beine oder der Wirbelsäule sowie Schwellungen im Bereich des Rückens, die auf die Nerven im Rückgrat drücken, können Lähmungen der Beine zur Folge haben. Darüber hinaus können Muskeln in den Beinen verletzt sein oder Infektionen zu den Lähmungen führen. Infolge heftiger Kollisionsunfälle mit Kopfverletzungen können ebenfalls Beinlähmungen in Erscheinung treten. Es ist wichtig, die Ursache für Beinlähmungen genau zu klären, damit eine Behandlung eingeleitet werden kann. In manchen Fällen lässt sich einer Lähmung entgegenwirken und das erkrankte Tier kommt wieder auf die Beine.
Auch ein starker Befall mit Kokzidien kann zu Lähmungen eines oder beider Beine führen. In diesem Fall darf kein Vitamin B Komplex verabreicht werden, da dieser die Krankheitserreger unterstützt. Erst nach der erfolgten Behandlung wird dem Organismus Vitamin B Komplex entweder oral oder durch subkutane Injektionen zugeführt.

Je nach Ursache für die Beinlähmung können Therapieschritte eingeleitet werden. Liegt zum Beispiel ein Nährstoffmangel vor, hilft die Verabreichung der bis dahin zu wenig vorhandenen Nährstoffe oft, um die Lähmung zu lindern oder gar zum Verschwinden zu bringen. Nach Kopf- und Rückenverletzungen können sich die Nerven häufig durch die Verabreichung abschwellender Medikamente in Kombination mit Vitaminpräparaten (Vitamin-B-Komplex) wieder erholen. Gegen infektionsbedingte Lähmungen können in vielen Fällen zielgerichtete Behandlungen beispielsweise mit Antibiotika helfen und liegen Verletzungen der Knochen oder Muskeln vor, lässt sich mitunter chirurgisch der Schaden lindern. Zudem kann es in einigen Fällen ratsam sein, den betroffenen Fuß vom Tierarzt in der anatomisch korrekten Position bandagieren zu lassen, siehe Abbildung „Fußbandage“ . Da die Bandagierung aber nicht in jedem Fall angezeigt ist, muss ein erfahrener Tierarzt im Einzelfall darüber entscheiden, ob diese Therapiemaßnahme ergriffen werden sollte oder nicht.


Pododermatitis (Fußsohlengeschwüre)

Schwer entzündete Fußsohlen einer Lachmöwe, © Sylvia Urbaniak
Schwer entzündete Fußsohlen einer Lachmöwe, © Sylvia Urbaniak

Unter den Füßen von Vögeln können sich Geschwüre bilden. Diese für die Tiere überaus unangenehme und schmerzhafte Erkrankung wird in der Fachsprache als Pododermatitis bezeichnet. Es kann aufgrund unterschiedlicher Faktoren zur Entstehung solcher Fußsohlengeschwüre oder Ballengeschwüre kommen. Stehen die Vögel beispielsweise ständig auf einem für sie ungeeigneten Untergrund, kann es zu punktueller Belastung der Haut und zu Verletzungen führen. Zu beobachten ist dies oft bei Möwen, die permanent auf betonierten Böden stehen.

Durch die Dauerbelastung bestimmter Hautpartien unter den Füßen kommt es zunächst zu leichten Reizungen und Schwellungen, die dann oft beim Gehen aufgeschürft werden. Dann können Krankheitserreger in die Wunden eindringen und es bilden sich Entzündungen.

Ein schwerer Fall von Sohlengeschwüren bei einem Kronenkranich; es handelt sich nicht um einen Wildvogel, sondern um ein in Gefangenschaft gehaltenes Individuum. © Ewald Ferlemann
Ein schwerer Fall von Sohlengeschwüren bei einem Kronenkranich; es handelt sich nicht um einen Wildvogel, sondern um ein in Gefangenschaft gehaltenes Individuum. © Ewald Ferlemann

Eine weitere mögliche Ursache sind Verletzungen der Füße, wenn die Vögel sich beispielsweise an Glasscherben oder ähnlichen spitzen Gegenständen schneiden. Auch in der Natur vorkommende scharfkantige Steine können zu solchen Wunden an den Fußsohlen führen, aus denen sich Geschwüre entwickeln.

Sind die Geschwüre groß und tief in das Gewebe eingedrungen, sind oft die Knochen in Mitleidenschaft gezogen. Eine Heilung ist dann bedauerlicherweise kaum mehr möglich. Deshalb ist es für die Vögel von Vorteil, wenn ihnen in einem möglichst frühen Stadium geholfen wird. Meist muss ein Tierarzt die Geschwüre in einem chirurgischen Eingriff reinigen. Anschließend erfolgen eine antibiotische Behandlung sowie eine regelmäßige Wundreinigung. Erst wenn die Wunden vollständig verheilt sind, können die betroffenen Vögel wieder ausgewildert werden.


Rachitis (Knochenweiche)

Füße einer jungen Elster, die wahrscheinlich unter Kalziummangel litt und deshalb eine Rachitis entwickelte, © Sylvia Urbaniak
Füße einer jungen Elster, die wahrscheinlich unter Kalziummangel litt und deshalb eine Rachitis entwickelte, © Sylvia Urbaniak

Diese Erkrankung wird bei Wildvögeln in der Wachstumsphase durch einen Mangel an Kalzium und anderen Mineralstoffen und/oder durch eine Unterversorgung mit den Vitaminen D3 und B verursacht. Finden Altvögel in der Natur – aus welchen Gründen auch immer – nicht die richtige Nahrung in den nötigen Mengen, kann es bei ihrem Nachwuchs zu Problemen mit der Nährstoffversorgung und damit zu rachitischen Veränderungen der Knochen kommen. In menschlicher Obhut großgezogene Vögel erleiden dieses gesundheitliche Problem oft dann, wenn sie falsch ernährt werden, also wenn beispielsweise Jungvögel ausschließlich mit Körnern versorgt werden, obwohl tierische Kost nötig wäre.

Fortgeschrittene Rachitis bei einem jungen Turmfalken, © Sylvia Urbaniak
Fortgeschrittene Rachitis bei einem jungen Turmfalken, © Sylvia Urbaniak

Auch falsche Unterlagen, die zu hart oder zu glatt sind, sowie eine zu frühe starke Belastung der Beine können zu einer Rachitis führen. Typische Symptome einer Rachitis sind geschwollene Beingelenke sowie verdrehte Füße, die häufig nach innen weisen und mit denen die betroffenen Vögel Zweige und Sitzstangen nicht richtig umgreifen können. Der Schnabel und die Krallen werden in der Folge ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen, sie werden weich und rissig. Im fortgeschrittenen Stadium verändert sich das gesamte Knochensystem und sogar die Wirbelsäule kann von der Rachitis betroffen sein.

Bitte lesen Sie sich hierzu unseren Text über Krankheiten, die aufgrund von Mangel- oder Fehlernährung entstehen können.

Achtung, Verwechslungsgefahr!

Nicht immer leidet ein Vogel mit verdrehten Beinen an einer Rachitis. Es gibt einige Fälle, in denen ein betroffenes Tier eine sogenannte Grünholzfraktur, auch Grünspanfraktur genannt, erlitten hat. Hierbei handelt es sich um einen unvollständigen Bruch, wie er bei jungem, grünem Holz zu beobachten ist. Obwohl die umliegende Knochenhaut erhalten und intakt ist, ist bei einem Grünholzbruch das innere des Knochens beschädigt.

Beim Menschen treten diese Knochenbrüche bei Kindern und Jugendlichen auf, die sich noch im Wachstum befinden und deren Knochen noch nicht vollständig ausgehärtet sind. Es verhält sich bei Vögeln ganz ähnlich, von Grünholzfrakturen sind in aller Regel Jungtiere betroffen.

Häufig werden Grünholzfrakturen bei Vögeln jedoch nicht diagnostiziert, weil die Knochen beim Abtasten unverletzt erscheinen. Liegt eine solche Verletzung eines Knochens vor, kann der erkrankte Vogel das betroffene Bein nicht richtig belasten und es gerät in eine Fehlstellung, die derjenigen bei einer Rachitis ähnlich sieht. Es ist deshalb wichtig, ein Röntgenbild anzufertigen, um bei einem Vogel mit Verdacht auf Rachitis eine Grünholzfraktur auszuschließen.

Unterbringung von Vögeln mit Beinerkrankungen

Singdrossel mit Beinbruch, © Anke Dornbach
Singdrossel mit Beinbruch, © Anke Dornbach

Weil sich Vögel, deren Füße oder Beine verletzt sind, meist nicht gut aufrecht halten können, nehmen sie weiche Unterlagen gern an. Breite Sitzäste, auf denen sie sich abstützen können, werden von manchen Pfleglingen gern angenommen, aber auch zerknäulte Handtücher mit sehr kurzen Schlingen, in denen die Vögel nicht mit den Krallen hängenbleiben können. In solche glatten Handtücher können sich die verletzten Vögel einkuscheln, wobei sie ein wenig Halt bekommen und gleichzeitig warm gehalten werden. Diese Art der Unterbringung ist vor allem für kleinere Singvögel sinnvoll, größere Vögel wie Rabenvögel oder Wasservögel brauchen entsprechend größere gepolsterte Sitzbereiche. Informationen zur Unterbringung eines Vogels mit ausgekugelter Hüfte (Liegeplattformen, etc.) finden Sie auf dieser Webseite über Ziervögel. Die Abbildung in diesem Absatz zeigt eine Singdrossel mit einem gebrochenen Femurknochen (Oberschenkel), die auf einem zusammengedrückten Handtuch sitzend genügend Halt findet.


Krankengymnastik als Training für den Muskelaufbau

Stadttaube bei der Krankengymnastik, © Annika und Harry
Stadttaube bei der Krankengymnastik, © Annika und Harry

Leidet ein Vogel an Beinverletzungen (Knochenbrüche, Verstauchungen, Verrenkungen, Lähmungen, Verkrampfungen oder allgemeiner Schwäche in den Beinen), kann man versuchen, das Tier in einer Hängekonstruktion, wie sie auf dem Foto rechts zu sehen ist, langsam wieder an das Greifen zu gewöhnen. Bei diesem Training ist jedoch große Vorsicht geboten! Nicht jeder Vogel hält den Stress aus, der beim Anbringen der Konstruktion gegeben ist!

Hängt der Vogel anatomisch richtig (die Kloake muss auf jeden Fall frei bleiben und die Konstruktion darf nirgendwo einschnüren oder einschneiden), kann man mehrmals täglich gezielte Greifübungen durchführen, indem man ein Ästchen unter die Füße hält, sodass der Vogel greift. Normalerweise sollte ein Greifreflex einsetzen, wenn man den Ast vorsichtig gegen die Unterseite des Fußes drückt. An der mittleren Stelle des Fußes befindet sich ein entsprechender Reflexpunkt. Bleibt bei dem Training jede Art von Greifreflex aus, sollte unbedingt ein Tierarzt zu Rate gezogen werden, da in einem solchen Fall ein neurologisches, also die Nervenbahnen betreffendes Problem vorliegen könnte.