Passendes und artgerechtes Futter finden
Die richtige Futterwahl für einen gefundenen Jungvogel ist entscheidend für dessen Überleben. Um das Tier erfolgreich großzuziehen, müssen Sie in Erfahrung bringen, um welche Vogelart es sich handelt und wie alt das Fundtier ist. Der erste Teil dieser Aufgabe ist mit einiger Hilfestellung meist recht leicht möglich: Bitte sehen Sie sich im Kapitel über die Artbestimmung um und vergleichen Sie das Aussehen des von Ihnen gefundenen Vogels mit dem der in unserer Sammlung abgebildeten Jungtiere. Bitte schicken Sie uns auch zur Sicherheit Fotos des von Ihnen gefundenen Vogels per E-Mail zu, wir helfen gerne bei der Artbestimmung.
Die Form des Schnabels ist ein hilfreiches Kriterium bei der Artbestimmung. So haben Insektenfressende Arten einen spitzen, länglichen Schnabel. Im Volksmund als Körnerfresser bezeichnete Arten besitzen einen eher kegelförmigen, kompakten Schnabel. Aber Achtung: Die meisten „Körnerfresser“ werden bis auf wenige Ausnahmen in den ersten beiden Lebenswochen ebenfalls mit Insekten gefüttert.
Wichtig ist nicht nur die Art, sondern auch das Alter des Vogels richtig einzuschätzen, denn während der Wachstumsphase haben junge Vögel je nach Gruppenzugehörigkeit unterschiedliche Ernährungsbedürfnisse. Die folgende Galerie dokumentiert die körperliche Entwicklung junger Mönchsgrasmücken. Die Bilder sollen Ihnen bei der ungefähren Altersbestimmung helfen.
Etwa die ersten beiden Lebenswochen verbringen die meisten Vogelarten im Nest, die exakte Zeit im Nest variiert um einige Tage. Während dieser Phase im Nest werden fast alle Jungvögel von ihren Eltern ausschließlich mit frischen Insekten gefüttert. Folglich sollten sie auch in Menschenobhut mit dieser Nahrung versorgt werden. Es gibt jedoch Ausnahmen, die wir als „Vegetariergruppe“ bezeichnen. Sie schließt vier unserer heimischen Singvogelarten ein, die der Natur gemäß nur in den ersten Lebenstagen einige Insekten bekommen. Daneben gibt es einige Gemischtfresser, deren Bedürfnisse hinsichtlich der Ernährung anders sind als die der Vegetarier unter den Vögeln. Darüber hinaus gibt es Arten, die ausschließlich mit Insekten großgezogen werden sollten, zum Beispiel Schwalben und Segler sowie alle anderen als Insektenfresser bezeichneten Arten.
Einige Vogelarten stellen je nach Jahreszeit ihre Ernährung um. Sie fressen in den Sommermonaten Insekten und ziehen ihre Jungen auch mit diesen auf. Im Winter ziehen sie jedoch nicht wie andere Insektenfresserarten in südliche Gefilde, wo es weiterhin Insekten gibt, sondern stellen ihr Futter auf vegetarische Kost um. Beispiele hierfür sind Meisen, Rotkehlchen und die Heckenbraunelle. Wir haben diese im Aufzuchtkapitel deshalb unter den empfindlichen Insektenfresserarten mit aufgeführt, da die Jungenaufzucht identisch ist mit den Zugvogelarten unter den Insektenfressern.
Für alle Jungvögel gilt: Nach der Zeit, die sie in freier Natur im Nest verbringen würden, wird die Kost allmählich erweitert oder auch langsam umgestellt. Dies muss nach und nach geschehen, nicht abrupt. Im Anschluss daran folgt die Phase, in der der Jungvogel anfängt, selbst Nahrung aufzunehmen. Welches Futter in den verschiedenen Phasen gereicht werden sollte, erfahren Sie in den folgenden angegliederten Kapiteln:
Finden Sie das richtige Futter für…
- … nackte, blinde Nestlinge
- … Drosseln und Stare
- … empfindliche Insektenfresser
- … Gemischtfresser
- … Greifvögel und Eulen
- … Hühnervögel
- … Platzhocker (Möwen und Seeschwalben)
- … Rabenvögel
- … Segler
- … Spechte
- … Tauben
- … Vegetarier
- … Wasservögel
- … Watvögel