Artgerechtes Futter für Gemischtfresser

Fette Beute für den Nachwuchs: Haussperling mit Langfühlerschrecke, © Michael Sveikutis via Flickr
Fette Beute für den Nachwuchs: Haussperling mit Langfühlerschrecke, © Michael Sveikutis via Flickr

Unter unseren heimischen Singvögeln gibt es einige Arten, die ihren Nachwuchs mit einer Kombination aus pflanzlicher und tierischer Kost großziehen. Wir bezeichnen diese Tiere als Gemischtfresser. Im Volksmund werden sie auch als Körnerfresser bezeichnet. Diese Bezeichnung ist während der Aufzuchtphase allerdings irreführend, wenn nicht gar kontraproduktiv.

Zur genauen Identifizierung Ihres Fundvogels können Sie die Grafik zur Finkenunterscheidung  zur Hilfe nehmen. Im Zweifelsfall schicken Sie uns bitte Bilder von verschiedenen Seiten des Vogels an wildvogelhilfe@wildvogelhilfe.org .

Zu dieser Gruppe zählen:

  • Buchfink
  • Gimpel
  • Goldammer
  • Haussperling (Spatz)
  • Feldsperling
  • Kernbeißer
  • Feldlerche
  • Heidelerche
  • Kleiber
  • Erlenzeisig

 

Die ersten beiden Lebenswochen

Nestjunge Haussperlinge, © Anke Dornbach
Nestjunge Haussperlinge, © Anke Dornbach

Während der ersten beiden Lebenswochen, wenn die Vögel noch unvollständig befiedert sind und im Nest sitzen,  werden Jungtiere der genannten Vogelarten ausschließlich mit Insekten gefüttert, auf keinen Fall mit Trockenfutter aus dem Handel. Welche Insekten sich als Nahrung eignen, erfahren Sie in unserer Beschreibung der Futtermittel.

Bitte beachten Sie: Es dürfen nur frische, vorher abgetötete Insekten oder aufgetaute Frostinsekten an diese Vögel verfüttert werden, nicht jedoch getrocknete Insekten. Die toten Insekten werden mit lauwarmem Wasser in einem Sieb abgespült und dann in ein Schälchen geschüttet. Eine zusätzliche Wassergabe ist nicht erforderlich.

Zur Optimierung der Versorgung mit Nährstoffen sollten die Insekten mit ein wenig Vitamin- und Mineralstoffgemisch, zum Beispiel Korvimin ZVT, angereichert sein.
Zur bessern Verträglichkeit des noch ungewohnten Futters werden während der Nestlingsphase auch noch Lactobazillen und Probiotika dem Futter beigegeben.

Die Futterzusätze werden einmal täglich mit einem Futtertier verabreicht.

Außerdem  kann ein Insektenbrei aus gemahlenen Frostinsekten und Vitaminen gereicht werden, da manche Jungvögel Futterinsekten zumindest in der Anfangsphase der Aufzucht noch nicht so gut schlucken können.

Die Zeit ab der dritten Lebenswoche

Junge Sperlinge betteln um Futter, © Anke Dornbach
Junge Sperlinge betteln um Futter, © Anke Dornbach

Etwa ab der dritten Lebenswoche, wenn die Jungvögel  hin und wieder das Nest verlassen, wird der Insektenanteil im Futter der Gemischtfresser langsam reduziert und es wird auch pflanzliche Nahrung zugefüttert.

Man reicht diesen Vogelarten nun weiterhin frische Insekten, Insektenbrei (dem Brei kann nun auch etwas Handaufzuchtpulver zugefügt werden), frische halbreife Samen von Wildkräutern und -pflanzen sowie zerriebene feine Pflanzenteile, zum Beispiel Vogelmiere oder jungen Löwenzahn. Auch die Spitzen von jungen Brennnesselblättern sind gut geeignet. Falls es nicht möglich ist, täglich frisches Grünzeug zu beschaffen, können die Pflanzenteile auch auf Vorrat eingefroren werden oder in einer Vase mit Wasser einige Tage frisch gehalten werden.

Nicht nur grüne Pflanzenteile werden nun nach und nach zu gefüttert, sondern auch Samen und Körner in leicht verdaulicher Form, zum Beispiel halbreife Samen von Wildkräutern, wie Knöterich, Wegerich oder Brennnessel. Auch diese können eingefroren oder in einer Vase auf Vorrat gesammelt werden.

Die Zeit nach dem Verlassen des Nestes

Sobald sie das Nest vollständig verlassen haben und selbst anfangen, nach Nahrung zu picken, werden den jungen Vögeln aus der Gruppe der Gemischtfresser Schälchen mit Insekten, Waldvogelfutter (trocken und gekeimt) und täglich frische Sträuße mit Wildkräutern aus der Natur angeboten. Frischkost, zum Beispiel Apfelstücke oder Gurkenstücke, wird von diesen Vögeln ebenfalls gefressen. Insbesondere Sperlinge mögen gerne auch die Rispen von roter Kolbenhirse für die ersten Versuche, selbst Körner zu knacken und zu fressen.

Nun muss auch Wasser separat in kleinen Näpfen bereitgestellt werden.


Wichtiger Hinweis: Die Fütterung von Hand muss unbedingt weiter erfolgen, bis die Jungvögel sich vollkommen selbstständig ernähren können.

Wie oft und wie viel gefüttert werden sollte, haben wir hier stehen.

Da gezüchtete Futterinsekten nicht den selben Nährwert besitzen wie ihre Verwandten in freier Wildbahn, kann die ausschließliche Fütterung mit gekauften Insekten trotz Vitamingaben bei einigen Jungvögeln zu Mangelerscheinungen führen. Wir empfehlen daher dringend, die Insekten vor dem Einfrieren mehrere Tage lang mit Gemüse und Salat zu füttern und sie nach dem Einfrieren innerhalb der nächsten Wochen zu verfüttern.


Besonders Haussperlinge reagieren auf falsche Fütterung oftmals sehr empfindlich. Das Resultat ist ein extrem schlechtes Gefieder mit kahlen Stellen, die vorhandenen Federn sind brüchig und teilweise weiß.

So kann der Vogel auf gar keinen Fall ausgewildert werden. Er muss bis zur Vollendung der Jugendmauser, was Wochen bis Monate dauern kann, in einer geräumigen Freivoliere mit Artgenossen untergebracht werden. Hierfür muss eine Stelle in einer Auffangstation gesucht werden.