Futter für junge Wasservögel

Was die Ansprüche an eine artgerechte Ernährung junger Wasservögel angeht, gibt es einige Gemeinsamkeiten bei den unterschiedlichen Vogelarten, aber auch eine Reihe von Unterschieden. Zunächst konzentrieren wir uns auf die Gemeinsamkeiten. Ein wichtiger Bestandteil der Nahrung der meisten Wasservögel sind Grünpflanzen, welche sie den ganzen Tag über frisch abpflücken und fressen. Die an den Wurzeln haftenden Erdkrümel sind zudem für eine gesunde Verdauung unentbehrlich. Sehr gut eignen sich Teichlinsen oder Wasserlinsen. Sie werden in einer separaten Wasserschale schwimmend angeboten. Sehr jungen Wasservögeln reicht man neben anderen Futtermitteln täglich frisches, klein geschnittenes Grünzeug. Hervorragend geeignet sind beispielsweise junge Brennnesselblätter und Löwenzahn, fein gehackt.

Genauso wichtig sind für die meisten Wasservogelarten Insekten wie zum Beispiel Wasserläufer, sowie kleine Krebstiere, zum Beispiel Bachflohkrebse. Sehr beliebt und geeignet sind außerdem alle Arten von gefrosteten Insekten, also Heimchen, Pinkies (Fliegenmaden), Buffalos, Mehlwürmer und Wachsraupen. Buffalos und Mehlwürmer sollten zudem auch lebend verfüttert werden, um die jungen Wasservögel zur Aufnahme von Lebendfutter zu animieren. Weitere Informationen zu den einzelnen Futtertieren finden Sie in unserem Beschreibungskapitel. Wie man Futtertiere selbst züchten kann, können Sie hier nachlesen.

 

Insekten, Lundi Micro und klein geschnittene Brennesselblätter, © Anke Dornbach
Insekten, Lundi Micro und klein geschnittene Brennesselblätter, © Anke Dornbach

Sehr gut eignet sich auch ein spezielles schwimmfähiges Pressfutter für Wasservögel namens Lundi Micro. Es sollte immer in ausreichender Menge zur Verfügung stehen, ersetzt aber nicht die übrigen Futtermittel wie beispielsweise Insekten oder frisches Grünzeug.

Auch gekeimtes Getreide ist vor allem für Entenartige ab der dritten Lebenswoche geeignet. Ein Rezept zur Herstellung von Keimfutter finden Sie hier.

Nicht fehlen dürfen natürlich auch Vitamine und Mineralstoffe, welche am besten über das Futter gereicht werden.

 

Zwergtaucher und Teichhühnchen bekommen Futter in flachen Schalen in Wasser angeboten, © Anke Dornbach
Zwergtaucher und Teichhühnchen bekommen Futter in flachen Schalen in Wasser angeboten, © Anke Dornbach

Jungen Rallen, Lappentauchern und Entenartigen reicht man das Futter in flachen Schalen in Wasser schwimmend (Lundi Micro, Insekten, getrocknete Garnelen, Teichlinsen, geschnittenes Grünzeug). Die gefrosteten und lebenden Insekten werden auch separat auf den Boden der Behausung gestreut, von wo sie am besten aufgepickt werden können. Besonders Entenküken haben die Angewohnheit, einen Schnabel voll Futter aufzunehmen und diesen erst noch einmal durch Wasser zu ziehen, bevor sie es fressen. Dafür sollte eine zusätzliche Schale mit sauberem Wasser in der Nähe der Futterschalen bereitgestellt werden.

 

Wichtiger Hinweis: Da Wasservögel manchmal während der Wachstumsphase Lähmungserscheinungen in den Beinen zeigen können, ist zusätzlich täglich ein Kalziumpräparat dem Futter beizumischen.

So füttert man junge Enten

Junge Stockenten, © Gaby Schulemann-Maier
Junge Stockenten, © Gaby Schulemann-Maier

In der ersten Lebenswoche fressen Enten fast ausschließlich Insekten in allen Variationen. Am ehesten werden diese auf Wasser schwimmend angenommen. Danach wird zunehmend auch pflanzliche Nahrung aufgenommen. Bieten Sie neben den frischen Insekten auch in kleine Streifen geschnittenes Grünzeug an, gekeimtes Getreide, Lundi Micro,  getrocknete Insekten und Garnelen.

Animieren Sie junge Enten zum Fressen, indem Sie mit dem Finger auf die Schale mit dem Futter tippen und dabei auch verbal auf das Futter aufmerksam machen, denn auch in der Natur helfen die Altvögel ihren Jungen mit Gesten und Geräuschen beim Erlernen überlebenswichtiger Dinge.


So füttert man junge Schwäne

Junger Trauerschwan, © Tanja Kahlert
Junger Trauerschwan, © Tanja Kahlert

In den ersten Tagen ihres Lebens können junge Schwäne zum Teil noch von ihrem Dottervorrat zehren, der aus dem Ei stammt. Anfangs fressen sie nur Grünpflanzen, am besten ganz junge Triebe. Nach einiger Zeit können auch getrocknete Insekten und Garnelen, Lundi Micro und ab der dritten Lebenswoche gekeimtes Getreide zugefüttert werden. Das Futter muss jedoch in jedem Fall in Wasser schwimmend angeboten werden.


So füttert man junge Gänse

Junge Gänse werden ähnlich wie Schwäne gefüttert, also mit vegetarischer Kost wie Grünpflanzen, gekeimtes Getreide, getrocknete Insekten und Garnelen, Lundi Micro. Für etwas ältere Gänsejunge ist eine Wiese zum Weiden unbedingt notwendig. Nur so können die Vögel schon als Jungtiere erlernen, sich selbst mit dem arttypischen Futter zu versorgen. Es sollte aber darauf geachtet werden, dass die Tiere beim Weiden vor Fressfeinden sicher sind. In der Natur würden sie dabei von ihren Eltern bewacht, in Menschenobhut fällt diese wichtige Aufgabe ihren Pflegern zu.


So füttert man junge Rallen

Junge Rallen wie Teich- und Blässhühner werden in der Anfangszeit aktiv von ihren Eltern gefüttert. Gleichzeitig fangen sie jedoch auch schon an, selbst nach Futter zu suchen. Der Hauptbestandteil ihrer Nahrung sind Insekten und Krebstiere. Der Anteil an vegetarischer Kost (klein geschnittenes Grünzeug, Lundi Micro) steigt mit zunehmendem Alter, jedoch bleiben Wirbellose ihre Hauptnahrung. Für Sie als Pfleger bedeutet dies, dass Sie jungen Rallen anfangs Insekten und kleine Pflanzenteile mit der Pinzette vor den Schnabel halten müssen. Stellen Sie zusätzlich flache Schalen mit dem genannten Futter, in Wasser schwimmend, bereit. Wenn Sie sehen, dass sich Ihre Pfleglinge viel und häufig selbst davon bedienen, reduzieren Sie die Handfütterung von Tag zu Tag mehr, bis sich ihre jungen Rallen schließlich allein ernähren können.


So füttert man junge Lappentaucher

Junger Haubentaucher, © Birgit Albietz via NABU-naturgucker.de
Junger Haubentaucher, © Birgit Albietz via NABU-naturgucker.de

Vor allem junge Haubentaucher und junge Zwergtaucher gelangen relativ häufig in die Obhut des Menschen. Haubentaucher ernähren sich hauptsächlich von kleinen Fischen, die sie geschickt erbeuten und im Ganzen verschlingen. Es ist unumgänglich, jungen Haubentauchern lebende, kleine Süßwasserfische (z. B. Blaubandbärblinge, Forellen, …) im Wasser schwimmend anzubieten. Erhältlich sind diese bei Fischzüchtern, entsprechende Adressen finden Sie beispielsweise in den Gelben Seiten. Anfangs können auch zerkleinerte, tiefgefrorene Futterfische (Stinte) als Futter angeboten werden; diese Futterfische müssen allerdings zuvor unbedingt aufgetaut werden. Zwergtaucher fangen im Vergleich zu Haubentauchern weniger Fische, sondern auch andere schwimmende, kleine Lebenwesen, wie beispielsweise im Wasser lebende Insektenlarven. Bei ihnen sollten jedoch ebenfalls stets zerkleinerte, gefrostete Futterfische mit auf dem Speisezettel stehen.

Neben Fischen bilden Insekten (Heimchen, Pinkies [Fliegenmaden], Buffalos, Mehlwürmer) die Hauptnahrung der Lappentaucher. Auch Tubifex-Würmer können in einer Wasserschale angeboten werden (erhältlich im Angelladen). Heimchen sollten nicht nur in gefrosteter Form, sondern auch lebend angeboten werden, damit die Vögel das natürliche Beute fangen lernen können.


So füttert man junge Säger

In unseren Breiten kommen hauptsächlich Gänsesäger als Brutvögel vor. Sie sind deutlich größer als beispielsweise Stockenten.

In der ersten beiden Lebenswochen besteht die Nahrung aus kleinen Würmern und gefrosteten Insekten, welche in flachen Schalen in Wasser schwimmend angeboten werden. Auch Lundi Micro sollte in eingeweichter Form oder in Wasser schwimmend angeboten werden.
Ab der dritten Lebenswoche gehören mehr und mehr kleine Futterfische zum Speiseplan, die auch lebend in Wasser schwimmend angeboten werden müssen. Man bekommt solche zum Beispiel bei Fischzüchtern oder Teichbesitzern.
Idealerweise sollten Gänsesägerküken die Möglichkeit bekommen, in einem Becken das Fangen von lebenden Fischen zu trainieren, bevor sie ausgewildert werden.