Wasservögel aufziehen
Wasservögel sind eng an das feuchte Element gebunden, leben jedoch nicht ausschließlich auf Gewässern. Viele junge Wasservögel laufen oft an Land in mehr oder minder großer Nähe eines Gewässers mit ihren Geschwistern und Eltern umher. Die Tiere sind meist auf der Suche nach Nahrung, wenn sie im Familienverband diese „Spaziergänge“ an Land unternehmen. Vor allem junge Enten geraten in solchen Situationen aufgrund freilaufender oder jagender Hunde beziehungsweise an stark befahrenen Straßen relativ oft in Lebensgefahr und verlieren bei der Flucht den Anschluss an ihre Eltern und Geschwister. Aber auch andere Wasservögel, darunter junge Teich- und Blässhühner oder Gänse, kann dieses Schicksal ereilen. Auf sich allein gestellt, haben die jungen Vögel praktisch keine Überlebenschancen und bedürfen menschlichen Beistands. Allerdings stellen Wasservögel einige besondere Ansprüche an ihren Pfleger. Wir erläutern Ihnen in diesem und in den angegliederten Kapiteln, worauf es ankommt.
Wichtige Anmerkung vorab
Alle bei uns vorkommenden Wasservogelarten (Enten, Gänse, Rallen, Schwäne und Lappentaucher) sind sogenannte Nestflüchter. Solche Vögel, die schon unmittelbar nach dem Schlüpfen das Nest verlassen, in Menschenobhut aufzuziehen, erfordert nicht nur viel Wissen über die Bedürfnisse der Tiere hinsichtlich ihrer Ernährung. Es ist zudem von größter Wichtigkeit, Wasservögel niemals einzeln aufzuziehen. Diese Vögel müssen unbedingt gemeinsam mit Artgenossen aufwachsen, weil sie sonst später kaum überlebensfähig sind, wenn sie in die freie Natur entlassen wurden. Insbesondere Schwäne kann man einzeln nicht aufziehen.
Man sollte sich zum Wohle der Tiere nicht daran versuchen, einen einzelnen Schwan oder Wasservogel großzuziehen. Es ist in jedem Fall besser für die Vögel, sie in fachkundige Hände zu geben. Experten für die Aufzucht von Wasservögeln haben meist mehrere Tiere in ihrer Obhut, sodass die Vögel in einem naturnahen Sozialverband heranwachsen. Die Vögel lernen voneinander wichtige Verhaltensweisen, die ihnen in der Natur nach der Auswilderung helfen, Gefahren zu überstehen und zu überleben. Deshalb sollten Wasservögel auch idealerweise in Gruppen ausgewildert werden, weil sie dann normalerweise zunächst zusammen bleiben und einander vor Angreifern wie Füchsen oder Hunden warnen können.