Nahrung für junge Mauersegler

Haben Sie einen aus dem Nest gestürzten Mauersegler gefunden, ist es am besten, ihn in eine seglererfahrene Station zu bringen.
Hier können Sie lesen, wie und wo Sie eine solche Pflegestelle für Mauersegler finden können.

 

Meist haben aus dem Nest gefallene Mauersegler nicht das Glück, sofort gefunden zu werden. Häufig werden Mauersegler erst nach einer langen Hungerperiode am Boden überhaupt gefunden und mit genommen. Die Vögel sind bis dahin stark ausgekühlt, ausgehungert und dehydriert. Man erkennt das am spitz zu fühlenden Brustbein, einer buckligen Körperhaltung mit gesträubtem Gefieder am Rücken und am viel zu geringen Körpergewicht. Voll befiederte Mauersegler, die mit einem Gewicht unter 30 Gramm gefunden werden, sind daher erst einmal behutsam zu wärmen und ganz langsam und vorsichtig anzufüttern. Idealerweise werden solche Kandidaten in eine seglererfahrene Station gebracht, oder zum vogelkundigen Tierarzt, der dem Vogel eine Infusionslösung in die Kniefalte spritzt.  Scheint der Segler allmählich zu Kräften gekommen zu sein, wird langsam mit jeweils einem Futterinsekt (Heimchen) pro Stunde angefüttert. Bitte geben Sie nicht mehr, die Verdauung muss erst wieder allmählich in Gang kommen. Setzt der Segler ein gut geformtes Kotbällchen ab, kann nach und nach die Futtermenge gesteigert werden.


Zwei gleich alte, aber unterschiedlich ernährte junge Mauersegler im Vergleich, © Monika Löffler-Friedrich
Zwei gleich alte, aber unterschiedlich ernährte junge Mauersegler im Vergleich, © Monika Löffler-Friedrich

Da Mauersegler sich ihr Leben lang ausschließlich von adulten (erwachsenen) Insekten ernähren, benötigt ein Jungtier zum Heranwachsen voll entwickelte Insekten. Larven sind weniger geeignet, wobei wenige Bienenlarven (Drohnenbrut) oder Wachsraupen als Zusatzfutter, quasi als „Nachtisch“ gegeben werden können. Auf keinen Fall dürfen Mauersegler Trockenfutter aus dem Handel bekommen.

Als ideales Futter zur Aufzucht von Mauerseglern haben sich unserer Erfahrung nach gefrorene und vor dem Verfüttern komplett aufgetaute Heimchen bewährt, die etwa zwei Zentimeter groß sein sollten. Es ist wichtig, die Beine der Heimchen vor dem Füttern abzutrennen, da die jungen Mauersegler die Futterinsekten sonst nicht richtig schlucken können. Außerdem besteht ansonsten die Gefahr, dass sich die Vögel beim Schlucken innere Verletzungen zuziehen, denn die Beine der Heimchen sind scharfkantig und weisen kleine Dornen auf. Auch Fliegen sind ein gutes Futter für Segler, besonders für den Anfang, bis Heimchen beschafft werden können. Da Segler aber recht große Futtermengen benötigen, reichen gefangene Fliegen normalerweise nicht aus, um einen Segler nur damit aufzuziehen. Steppengrillen sind ebenfalls geeignet, jedoch treten bei Zweifleckgrillen Verdauungsprobleme auf, weshalb diese nicht gegeben werden sollten.

Falsches Futter führt zu Mangelerscheinungen, Entwicklungsstörungen und Gefiederdefekten. Diese Folgen sind nicht selten fatal und der Segler nicht mehr wildbahntauglich.

Bereits wenige Fütterungen mit ungeeignetem Futter, wie Fertigmischungen, Trockenfutter, Fleisch, Ei, Mehlwürmern und dergleichen können zu irreversiblen Schäden beim Mauersegler führen!

Achtung:
Lebend gekaufte Futterinsekten besitzen wegen der oftmals langen Hungerperiode im Handel einen nur geringen Nährwert. Deshalb müssen Sie erst einige Tage lang zum Beispiel mit Möhrenscheiben, Löwenzahnblättern und Haferflocken gefüttert werden, bevor sie eingefroren werden oder als Lebendfutter verwendet werden können.

Einmal am Tag müssen ein bis zwei Heimchen mit einem Mineralstoff-Vitaminpulver bestäubt werden, am besten mit Korvimin ZVT, welches beim Tierarzt erhältlich ist. Zusätzlich benötigen Mauersegler die Gabe eines Vitamin B Komplexes, der ebenfalls beim Tierarzt erhältlich ist. Erfahrene Pfleger injizieren davon alle 10 Tage etwas in die Kniefalte. Wer sich das nicht zutraut, spritzt hiervon alle zwei Tage insgesamt 50 Mikroliter in die Hinterleibe von zwei bis drei Heimchen, die dann verfüttert werden. Ihr Tierarzt wird Ihnen eventuell auch gleich eine passende Spritze mitgeben können, wenn Sie ihn darum bitten. Anderenfalls sind die hierfür erforderlichen Spritzen für gewöhnlich in Apotheken erhältlich.

 

Mauersegler müssen täglich gewogen werden, um die Gewichtszunahme zu kontrollieren, © Corinna Heinrich
Mauersegler müssen täglich gewogen werden, um die Gewichtszunahme zu kontrollieren, © Corinna Heinrich

Wichtig bei der Aufzucht von Mauerseglern ist die tägliche Gewichtskontrolle mit einer grammgenauen Waage. Man muss auf alle Fälle sicherstellen, dass die Vögel nicht an Gewicht verlieren, während sie sich in menschlicher Obhut befinden. Lediglich in der Zeit vor dem Abflug, etwa ab dem 38. Lebenstag werden die Futtertiere oftmals wieder ausgespuckt und der Vogel verliert an Gewicht. Dies ist jedoch richtig so, denn ein zu schwerer Segler wird Probleme beim Starten und Fliegen haben.


Bevor man sich an die Fütterung eines jungen Mauerseglers macht, sollte man sich die Hände gründlich waschen und am besten desinfizieren und den linken Zeigefinger (bei Rechtshändern) mit einem Fingerling versehen, um das Tier vor Krankheitserregern zu schützen. Um das Gefieder vor dem Hautfett der Hände zu schützen, wird der Vogel nicht mit blanken Händen fest gehalten, sondern man legt ein dünnes Baumwolltuch zwischen den Vogel und die Hand, zum Beispiel ein Stofftaschentuch. Alternativ können von einem Baumwollhandschuh die Finger abgeschnitten werden und der Segler mit der behandschuhten Hand gehalten werden.

Hygiene ist beim Füttern äußerst wichtig. Sowohl die Pinzette als auch der Fingerling sind stets zu desinfizieren. Einmal am Tag wird die Futterpinzette in kochendem Wasser mit etwas Essig sterilisiert.

Das Füttern eines Mauerseglers erfordert sehr viel Fingerspitzengefühl. Anders als viele junge Singvögel, reißen unselbstständige Mauersegler den Schnabel nicht in jedem Fall auf, das heißt, nicht alle Mauersegler sperren. Nur in seltenen Fällen hat man es mit einem sperrenden Individuum zu tun, was die Fütterung dann stark vereinfacht. Doch wie bereits erläutert, ist das nicht die Regel und um einen Mauersegler mit Nahrung zu versorgen, muss er demnach zwangsgefüttert werden. Wie das funktioniert, beschreibt die Deutsche Gesellschaft für Mauersegler auf ihrer Internetseite im Kapitel Richtig füttern sehr detailliert. Es gibt dort ein Fütterungsvideo für Jungvögel, die von selbst sperren und eines für Segler, die den Schnabel nicht von selbst öffnen.

Der sicherste Weg, Wildvögeln Flüssigkeiten zu verabreichen, ist das seitliche Eingeben in den geschlossenen Schnabel, denn das Wasser sickert von selbst hinein, © Hans Schwarting via NABU-naturgucker.de
Der sicherste Weg, Wildvögeln Flüssigkeiten zu verabreichen, ist das seitliche Eingeben in den geschlossenen Schnabel, denn das Wasser sickert von selbst hinein, © Hans Schwarting via NABU-naturgucker.de

Gefüttert wird 5 bis 6 Mal am Tag, wobei pro Mahlzeit etwa 10 bis 15 Heimchen von etwa 2 cm Länge gegeben werden. Diese Zahl ist natürlich kein Fixwert, sondern soll für Sie ein grober Anhaltspunkt sein. Die gefrorenen Heimchen werden vor jeder Fütterung in einem Sieb mit warmem Wasser abgespült und dabei aufgetaut. Dann kippt man sie auf einen Teller und verwendet sie. Die anhaftende Flüssigkeit reicht in den meisten Fällen schon. Falls Sie zusätzliches Wasser verabreichen möchten, dann nur in kleinen Mengen. Verabreichen Sie das Wasser vorsichtig mit einer Spritze (ohne Nadel) oder der Fütterungspinzette, indem Sie es langsam und vorsichtig seitlich am Schnabelrand eingeben.

 

Achtung: Die in diesem Kapitel genannten Hinweise gelten auch für Alpensegler, die mit den Mauerseglern sehr nah verwandt sind und in Deutschland normalerweise nur ganz im Süden vorkommen.

Linktipp: Zur Aufzucht von Mauerseglern gibt es eine sehr umfangreiche Informationssammlung namens Aufzucht von Mauerseglern auf der Website der Deutschen Gesellschaft für Mauersegler.