Saatkrähen: Fortpflanzung
Beitrag von Dagmar Offermann, Team Wildvogelhilfe
Die Geschlechtsreife tritt bei den Saatkrähen zum Ende des zweiten Lebensjahres ein. Im Oktober/November bilden sich Paare, die meist jahre- oder sogar lebenslang zusammen bleiben.
Saatkrähen leben in großen Kolonien und bauen ihre Nester, die sie oft über mehrere Jahre nutzen und regelmäßig ausbessern, meist in sehr hohen Bäumen, die in Gruppen stehen, zum Beispiel in Platanen und Pappeln. Der Nestbau beginnt Mitte bis Ende Februar. Dabei ist der Abstand der Nester zueinander sehr gering, eine Distanz von einem Meter wird jedoch selten unterschritten. Beide Partner beteiligen sich am Nestbau. Der Nestkörper besteht aus dünnen biegsamen Zweigen, das Innere des Nestes wird mit verschiedenen Materialien ausgepolstert. Oft kann man innerhalb einer Kolonie Saatkrähen beobachten, die sich gegenseitig das Nistmaterial stehlen, um das eigene Nest zu vervollkommnen.
Saatkrähen brüten normalerweise nur einmal im Jahr. Zweit- oder äußerst seltene Drittbruten sind nur bei Gelegeverlust zu beobachten. Von Mitte März bis Mitte April werden in Intervallen von ein bis zwei Tagen jeweils drei bis sechs Eier gelegt. Nur das Weibchen brütet (ca. 17 bis 18 Tage), der Jungenschlupf ist asynchron, also nicht gleichzeitig. Das Männchen schafft die Nahrung für die Familie herbei. Nach 30 bis 33 Tagen verlassen die Jungen das Nest und werden von den Alttieren noch etwa sechs Wochen gefüttert und geführt. Nach dieser Ästlingsphase schließen sich die jungen Saatkrähen Jugendtrupps an, mit denen sie in der Nähe zur Kolonie umherstreifen und in denen sie sich in der Regel nach einem Jahr verpaaren.
Viele Nestlinge fallen noch vor dem Verlassen des Nestes Krankheiten zum Opfer und sterben. Neben der Nestlingssterblichkeit gibt es für junge Saatkrähen weitere Bedrohungen. Im ersten Sommer und Winter gibt es eine hohe Jungensterblichkeit von etwa 56%. Jugendliche Saatkrähen sterben vor allem an Krankheiten, Nahrungsmangel, Nachstellung durch den Menschen und durch von der Witterung ausgehende Gefahren.