Todesfälle und Euthanasie bei Rabenvögeln
Beitrag von Dagmar Offermann, Team Wildvogelhilfe
Trotz intensivster Pflege kommt es immer wieder vor, dass ein in Menschenobhut umsorgter, in Not geratener Jungvogel dennoch stirbt. Dasselbe kann freilich für einen verunfallten oder erkrankten Altvogel gelten. Hat man sich tage- oder gar wochenlang um das Leben des Vogels bemüht, so ist einem das Tier ans Herz gewachsen und sein Tod schmerzt mehr, als man es sich jemals vorgestellt hätte. Sie sollten Ihre unternommenen Bemühungen zwar kritisch hinterfragen (man lernt mit jedem hilfsbedürftigen Tier dazu), aber nicht an sich zweifeln und nicht den Mut verlieren, dem nächsten hilfsbedürftigen Vogel erneut Ihre Hilfe und Fürsorge zuteil werden zu lassen. Es gibt nichts Schöneres, als einen erfolgreich aufgezogenen oder gesund gepflegten Vogel in die Freiheit zu entlassen und ihm das für ihn bestimmte Leben zu schenken!
Manche Tierärzte neigen häufig leider schnell dazu, ein schwer verletztes oder sehr krankes Wildtier zu euthanasieren (einzuschläfern). Es liegt allein in Ihrem Ermessen, dieser Entscheidung zuzustimmen oder nicht. Bedauerlicherweise kann Ihnen diese schwierige Entscheidung niemand abnehmen.
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass selbst mancher tot geglaubter Vogel dank intensivster Pflege plötzlich wieder auf den Beinen stand. Die Zeit wirkt manchmal Wunder. Es gibt natürlich auch Fälle, in denen die Euthanasie die richtige Lösung ist, um ein Tier vor unnötigen Qualen zu bewahren.
Folgenden Aspekt sollten Sie in Ihre Überlegungen ebenfalls mit einbeziehen: Ist es offensichtlich, dass ein Wildvogel nie wieder so genesen wird, dass er in freier Wildbahn überlebensfähig ist, beispielsweise bei irreparablen Flügelverletzungen mit einhergehender Flugunfähigkeit, nach Flügelamputationen, bei dauerhaft eingeschränkter Sehfähigkeit durch Augenerkrankungen, so ist gut abzuwägen, ob das Leben, das man ihm in Gefangenschaft bieten kann, tatsächlich lebenswert ist. Der Vogel benötigt mindestens einen Artgenossen, nach Möglichkeit eine Außenvoliere, in der genügend Platz vorhanden ist, und artgerechte Nahrung. Ist es Ihnen nicht möglich, diese Voraussetzungen zu erfüllen und wird auch nach intensivem Suchen kein solcher Platz in einer Auffangstation gefunden, kann das Leben für den Vogel qualvoll sein. Lesen Sie hier mehr zu Rabenvögeln mit Handicap.