Saatkrähen: Bestandssituation in Deutschland
Beitrag von Dagmar Offermann, Team Wildvogelhilfe
Die Bestände der Saatkrähe sind durch exzessive Verfolgung, lokale und regionale Ausrottung und – nur teilweise erfolgreiche – Schutzbemühungen beeinflusst. Seit dem 20. Jahrhundert leidet die Saatkrähe nicht nur unter der direkten Verfolgung durch den Menschen, sondern zusätzlich unter der Uniformierung der landwirtschaftlich genutzten Flächen und der Intensivierung der Nutzung dieser Areale sowie unter dem Einsatz von Chemikalien zum Schutze der Ernteerträge.
Der Bestand der Saatkrähen wird europaweit mit geschätzten über 10 Millionen Brutpaaren als sicher eingestuft. Etwa die Hälfte des Bestandes ist in Russland beheimatet. In Deutschland brüten um die 56.000 Paare, wobei die Saatkrähe in einigen Bundesländern auf der Roten Liste (Liste weltweit vom Aussterben gefährdeter Tier- und Pflanzenarten) steht.
Das Eingreifen des Menschen hat schon immer großen Einfluss auf den Bestand und die Bestandsentwicklung der Saatkrähen ausgeübt. Bis heute werden Saatkrähen vom Menschen verfolgt, verjagt, vergrämt und getötet, was zu regionalen Bestandsrückgängen und -schwankungen führt.
Vergrämungsaktionen führen häufig zum Aufsplitten der Kolonien, wodurch die Zahl der Kolonien zunehmen kann. Hieraus resultiert der Eindruck, der Saatkrähenbestand habe sich vermehrt, in Wahrheit entsteht hierdurch aber in der Regel eine Minderung des Bestandes. Vergrämungen können auch zu kompletten Zersprengungen von Kolonien und in Folge kolonielos herumirrenden Vögeln führen. All dies erschwert ein Monitoring maßgeblich.
Die effektive Verfolgung der Saatkrähe hat Mitte der 1970er Jahre in NRW fast zur Ausrottung dieses Rabenvogels geführt. Heutzutage darf die Saatkrähe in Deutschland zwar nicht mehr bejagt, aber mit behördlicher Genehmigung vergrämt werden. Verschiedene Kommunen unternehmen den Versuch, einzelne Kolonien dorthin umzusiedeln, wo der Mensch sich nicht von ihnen gestört fühlt. Ob die einzelnen Vögel diese vom Menschen angebotenen neuen Koloniestandorte annehmen, ist äußerst fraglich. Beispielsweise hat die Stadt Baesweiler (NRW) diesen Versuch unternommen – mit dem Ergebnis, dass die Kolonie am ursprünglichen Standort verschwunden ist. Der neue Standort wurde von den Vögeln nicht angenommen, niemand weiß, wo sie geblieben sind. Diese Maßnahme hat den Steuerzahler nebenbei bemerkt ca. 90.000 € gekostet.
Was Saatkrähen in freier Natur fressen, erfahren Sie im Kapitel über die Nahrung dieser Vögel.