Saatkrähen: Verbreitung und Wanderung

Beitrag von Dagmar Offermann, Team Wildvogelhilfe

Saatkrähe an der Küste, © Dunnock_D via Flickr
Saatkrähe an der Küste, © Dunnock_D via Flickr

Je nach Herkunft sind Saatkrähen sowohl Stand- als auch Zugvögel. Die nördlichen und östlichen Populationen der Saatkrähen sind klassische Zugvögel. So ziehen die Saatkrähen aus Polen und den Weiten der russischen Ebene zu mehreren Tausenden in den Westen und verbringen unter anderem bei uns die Wintermonate. Deshalb werden sie in unseren Breiten gern als „Winterkrähen“ bezeichnet. Die westlichen und südlichen Populationen hingegen sind Standvögel. In Mitteleuropa ist diese Vogelart ein Teilzieher. Saatkrähen sind ausdauernde Weitstreckenflieger. Sie können teilweise in über 2.000 Meter Höhe entlang ihrer Zugrouten fliegen. Der Heimzug in die Brutgebiete beginnt im Februar.

Von Westeuropa bis nach Zentralsibirien erstreckt sich das Brutgebiet der Saatkrähe. Schwerpunkte mit geschlossener Verbreitung sind Osteuropa, Nordfrankreich, England und Irland. In Europa ist sie Bewohnerin der fruchtbaren Niederungen, Tiefländer und Stromtäler. Nur vereinzelt steigt sie in waldarmen Landschaften in höhere Lagen auf. Gegenwärtig ist das Verbreitungsgebiet in Mitteleuropa stark zersplittert, was einerseits durch lange intensive Verfolgung bis zur lokalen Ausrottung und andererseits durch das sehr unterschiedliche, zur (Wieder-) Ansiedlung geeignete Lebensraumangebot bedingt wird.

Saatkrähe auf einer Wiese, © Åsa Berndtsson via Flickr
Saatkrähe auf einer Wiese, © Åsa Berndtsson via Flickr

Da die Saatkrähe ein Koloniebrüter ist (die Kolonien können aus bis zu tausenden von Nestern bestehen) und die Nahrungssuche in großen Schwärmen vollzieht, kam es schon immer zu lokal massiertem Auftreten, das bereits vor langer Zeit starke Nachstellungen durch den Menschen – beispielsweise Jäger und Landwirte – auslöste. Seit dem späten 19. Jahrhundert kam es zur „Schutzflucht“ in Siedlungen, Privatparks und in Randbereiche der Großstädte. Bis heute hält diese Verstädterung an. Dieses Phänomen zunehmender Bestände in Dörfern und Städten wird häufig als „Übervermehrung“ fehlinterpretiert und nicht als das gesehen, was es in Wahrheit ist: eine Verlagerung des Lebensraums, also die Folge der negativen Einflüsse des Menschen. Die Saatkrähe verlagert  ihren Lebensraum, weil der Mensch ihr nachstellt. Dieser stolze Vogel wird durch menschliches Zutun in dieses von vielen Menschen unerwünschte Verhalten regelrecht gedrängt.

Erfahren Sie hier mehr über die Bestandssituation der Saatkrähe.