Saatkrähen: Nahrung

Beitrag von Dagmar Offermann, Team Wildvogelhilfe

Eine Saatkrähe hat eine Walnuss erbeutet, © hedera.baltica via Flickr
Eine Saatkrähe hat eine Walnuss erbeutet, © hedera.baltica via Flickr

Die Saatkrähe ist ein ähnlich vielseitiger Allesfresser wie alle anderen Rabenvögel. Im Jahresmittel besteht die Nahrung zu etwa 40% aus tierischen Organismen: Regenwürmer als Hauptbeute; Larven von Wiesenschnecken, Käfer, Käferlarven und Raupen, wodurch die Vögel Massenvermehrungen dieser Insekten entgegenwirken. 60 Prozent des Speiseplans der Saatkrähen bilden Vegetabilien, also reife Samen von Mais, Weizen, Roggen, Hafer und Beeren, Früchte, Kartoffeln und Nüsse.

Schäden an Saatgut sind geringfügig und können nur dann entstehen, wenn das Saatgut zum „falschen“ Zeitpunkt ausgebracht wird oder wenn die Felder nicht ausreichend mit Silofolien abgedeckt werden. Für gewöhnlich nehmen die Tiere nicht das Saatgut, sondern Kleintiere zwischen den Saatreihen auf. Somit beschränken sich die Schäden in der Landwirtschaft auf die Beschädigung von Silofolien. Auch Schäden an landwirtschaftlichen Kulturen sind äußerst selten.

Kleinsäuger und Vogeleier stellen nur einen minimalen Nahrungsbestandteil (3%) der Saatkrähen dar. Somit ist der weit verbreitete Vorwurf, Rabenvögel – die ja ebenfalls zu den Singvögeln gehören – seien Singvogelmörder, energisch zurückzuweisen. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang, dass wohl kaum jemand beim Anblick eines „niedlichen“ Eichhörnchens oder eines „putzigen“ Igels daran denkt, dass diese Tiere in weit größerem Maße Vogelnester plündern und Eier fressen. Praktisch niemand käme angesichts dieses Verhaltens auf die Idee, diese Tiere als Singvogelmörder zu bezeichnen.

Käfer, Würmer und andere keine Tiere stehen auf dem Speisezettel der Saatkrähe, © Roine Johansson via Flickr
Käfer, Würmer und andere keine Tiere stehen auf dem Speisezettel der Saatkrähe, © Roine Johansson via Flickr

Aas wird von Saatkrähen nur verwertet, wenn es zuvor bereits von anderen Aasfressern zerkleinert wurde, da der Körperbau der Rabenvögel nicht zum Erlegen größerer Beute geeignet ist. Sie sind nicht dazu in der Lage, gesunde Säugetiere zu erlegen, da sie mit ihren Füßen nicht reißen können (ihnen fehlen die dafür typischen kräftigen Krallen). Mit ihrem Schnabel können sie außerdem die Haut ihrer Beute nicht öffnen. Somit sind auch die Vorwürfe, Rabenvögel rissen Lämmer oder hackten Schafen die Augen aus, schlicht und einfach als Lüge zu bezeichnen. Rabenvögel halten sich nur deshalb so oft bei Schafherden auf, weil sie auf den kurz gefressenen Weiden ein besonders hohes Nahrungsangebot in Form von Insekten vorfinden. Zusätzliche Futterquellen stellen ferner offene Futtertröge, liegen gebliebene Nachgeburten oder tote Tiere dar.

Erfahren Sie in einem weiteren Kapitel mehr über die Fortpflanzung der Saatkrähen.