Brennpunkt Malta – ein Beispiel für sinnlosen Vogelmord
Beitrag von Gaby Schulemann-Maier, Team Wildvogelhilfe
Überwältigende historische Bauten, grandiose Küstenlandschaften und Spuren einer Besiedlung aus der Bronzezeit sind nur einige der Pluspunkte, die Malta als Urlaubsziel zu bieten hat. Die kleine Republik besteht aus der Hauptinsel Malta, der kleineren Nachbarinsel Gozo und weiteren sehr kleinen Eilanden. Sie liegt im Mittelmeer und ist von Deutschland aus mit dem Flugzeug rasch zu erreichen. Was für den Touristen als sonnenverwöhntes Erholungsziel gut ist, haben auch die Zugvögel bereits vor langer Zeit für sich entdeckt.
Auf ihrem beschwerlichen Weg in ihre Winterquartiere überfliegen Millionen von Zugvögeln jeden Herbst das italienische Festland, um von dort aus über Sizilien und das Mittelmeer zu passieren. Ihr Weg führt sie auch über die Inseln von Malta, wo viele von ihnen einen Zwischenstopp einlegen, um ein wenig Kraft für den Weiterflug in die afrikanischen Winterquartiere zu tanken. Drohte den Vögeln bereits im italienischen Luftraum große Gefahr durch den Menschen, so stellt sich die Lage auf den maltesischen Inseln noch erheblich drastischer dar. Fast nirgendwo entlang der Hauptzugrouten kommen so viele Jäger auf einen Quadratmeter Fläche wie auf diesen kleinen Inseln im Mittelmeer. Etwa 70 Jäger und Wilderer treiben dort auf einem Quadratkilometer ihr Unwesen und fügen der Vogelwelt durch ihr illegales Handeln beträchtliche Verluste zu, ergaben Berechnungen Anfang des Jahrtausends.
Anders als in Frankreich, wo Singvögel gejagt werden, um als Luxusmenüs in den Mägen von „Feinschmeckern“ zu landen, stellen die Malteser den Tieren in vielen Fällen aus reiner Freude an der Jagd nach. Es bereitet den Hobbyjägern Vergnügen, die arglosen Opfer in großer Zahl abzuschießen. Die Kadaver werden meist aufgesammelt, ausgestopft und zum Verkauf angeboten. Auch gewissenlose Touristen aus Deutschland sorgen dafür, dass ständig eine Nachfrage nach derlei „Souvenirs“ besteht. Besonders begehrt sind bunt gefiederte oder große Vogelarten wie Bienenfresser, Reiher und Pirole. Bei den Einheimischen sind Teile erlegter Greifvögel, zum Beispiel die Füße, als Schlüsselanhänger äußerst beliebt.
Viele der illegalen Jäger schießen mit Schrot auf die Vögel. So manche Ladung streift ihr Ziel lediglich, die Tiere stürzen schwer verletzt zu Boden. Vogelschützer nehmen sich dieser geschundenen Kreaturen an und pflegen sie gesund, sofern dies überhaupt noch möglich ist. Allerdings werden bedauerlicherweise nicht alle Opfer gefunden, viele Vögel sterben einen qualvoll langsamen Tod irgendwo auf dem Boden von Malta.
Manche Vögel werden nicht abgeschossen, sondern mit großen Netzen gefangen. Besonders beliebt sind hierbei Stieglitze und andere Finkenvögel, die später verkauft und für den Rest ihres Lebens in winzigen Käfigen untergebracht werden. Bei den Einheimischen erfreuen sich diese Tiere größter Beliebtheit, da sie Farbe in das Leben der Menschen bringen. Kaum jemand verschwendet auch nur einen Gedanken an das unendliche Leid, das den Vögeln durch das egoistische Handeln der Menschen zugefügt wird.
Linktipp: Weitere Informationen über die illegale Vogeljagd auf Malta und Erfolge im Kampf gegen die Wilderer bietet das Komitee gegen den Vogelmord.