Vögel unter Beschuss
Beitrag von Gaby Schulemann-Maier, Team Wildvogelhilfe
Zu den Jagdmethoden, die ziehende Vögel vor allem in Südeuropa bedrohen, gehört der klassische Abschuss. Bei ihrer Jagd gehen die selbst ernannten Waidmänner nicht nur trickreich, sondern in vielen Fällen außerdem mit unvorstellbarer Grausamkeit vor. Nur wenige Vögel haben das „Glück“, durch einen sauberen Schuss einen schnellen Tod zu finden. Unpräzise abgefeuerte Schrotladungen treffen die Vögel im Flug und zerfetzen beispielsweise nur die Flügel. Getroffene Tiere geraten ins Trudeln und stürzen blutend ab, wobei sie sich häufig weitere Knochenbrüche durch den harten Aufprall zuziehen. Manche bedauernswerten Kreaturen überleben all dies und sterben erst Stunden später an ihrem Blutverlust oder aufgrund der durch den Sturz verursachten weiteren Verletzungen. Die Jäger machen sich oftmals nicht die Mühe, die abgestürzten und noch lebenden Vögel zu bergen, ihnen geht es nur ums Abschießen. Dass sie empfindsame Wesen verletzen und zu einem qualvollen Tod verurteilen, ist ihnen gleich.
In manchen Fälle suchen die Jäger nach den getroffenen Tieren, weil es sich um begehrte Arten handelt, also beispielsweise um stattliche Greifvögel. Diese werden dann beispielsweise mit Knüppelschlägen getötet, falls die Tiere noch leben. Ihre sterblichen Überreste werden mitgenommen, um sie auszustopfen. Ganz oder in Teilen verkauft, bringen sie den Jägern Geld ein. Greifvogelkrallen werden mitunter in Schmuck eingearbeitet, was ein lukratives Geschäft ist, da es Menschen gibt, die die Herkunft der tierischen Bestandteile des Schmucks nicht hinterfragen.
Einige wenige der verwundeten Vögel, die nach einem Abschuss in der Landschaft liegen, haben Glück und werden von Tierliebhabern oder Vogelschützern geborgen und zu Tierärzten gebracht. Nicht immer ist eine Rettung möglich. Manche Verletzungen sind so gravierend, dass die einzige Möglichkeit, den Tieren zu helfen, das Einschläfern ist. Insbesondere bei seltenen Arten werden Rettungsversuche unternommen, die jedoch sehr aufwendig und kostspielig sind. Mit ihrem „Freizeitspaß“ verursachen die südeuropäischen Jäger somit nicht nur immenses Tierleid, sondern auch hohe Kosten für die aufwendige medizinische Versorgung, Pflege und Wiederauswilderung ihrer gefiederten Opfer. Finanziell belangt werden können die Verursacher aber in aller Regel bedauerlicherweise nicht.
Als trauriges und mahnendes Beispiel sei an dieser Stelle auf die Geschichte des Schreiadlers Sigmar aus dem Jahr 2007 angeführt. Die Art ist in Deutschland sehr selten und streng geschützt. Während seines ersten Fluges von Deutschland aus ins südliche Winterquartier wurde der Jungadler Sigmar auf Malta angeschossen. Er überlebte schwer verletzt und eine Rettungsmission wurde für das Tier gestartet. Doch letztlich war der Kampf um Sigmars Leben nicht erfolgreich. Hier geht es zur Seite Der ‚Fall Sigmar‘.