Geeigneter Fütterungsstandort
Für das Überleben der Wildvögel ist die Wahl des Ortes für das Errichten des Futterplatzes von großer Bedeutung. Ein Beobachten der fressenden Vögel sollte gut möglich sein, ohne die Tiere dabei zu erschrecken oder zu ängstigen, sofern man Wert darauf legt, sich an ihrem Anblick zu erfreuen. Hiermit trägt man zudem dem pädagogischen Aspekt der Winterfütterung Rechnung, denn vor allem für Kinder und Jugendliche ist es ein besonderes Erlebnis, die Vögel aus der Nähe betrachten zu können.
Aber auch die Vögel selbst stellen einige Ansprüche an den Futterplatz. Der Ort sollte so ausgewählt sein, dass sich die Tiere bei der Nahrungsaufnahme stets sicher fühlen, denn nur dann ist gewährleistet, dass sie genügend Futter zu sich nehmen und nicht ständig gehetzt um sich blicken, weil sie Angriffe von Fressfeinden befürchten.
Bevor Sie sich nun unüberlegt ein Vogelhaus oder eine Futterstation zulegen, beobachten Sie bitte erst einmal, welche Vogelarten sich bei Ihnen überhaupt aufhalten. In einem naturnahen Garten mit Hecken, Bäumen und freien Flächen sind alle Fütterungsvarianten sinnvoll. Hier werden sich sowohl Vertreter der Futterhäuschenbesucher (überwiegend Körnerfresser wie Sperlinge und verschiedene Finkenarten), am Boden fressende Arten (Amseln, andere Drosseln, Goldammern, Rotkehlchen, Eichelhäher usw.) sowie Vogelarten, die hängende Futterplätze bevorzugen (Meisen, Kleiber, Spechte und andere Arten), aufsuchen.
Wildvögel fühlen sich beim Fressen sicher, wenn der Futterplatz nicht in unmittelbarer Nähe eines unüberschaubaren Geländeteils liegt. Darin oder dahinter verborgene Fressfeinde wie Katzen würden die Vögel bei der Nahrungsaufnahme nur schwer bemerken, weshalb viele von ihnen einen Futterplatz instinktiv meiden würden, wenn er in der Nähe eines solchen Geländeteils läge. Besser sollte man einen Platz auswählen, der an drei Seiten frei ist, um eine möglichst gute Rundumsicht zu gewährleisten. Die vierte Seite sollte zudem nicht direkt an ein Dickicht grenzen, sondern mindestens etwa zwei Meter, jedoch nicht zu weit davon entfernt sein. Denn die Vögel könnten darin Deckung suchen wollen, falls ein Fressfeind aus der Luft einen Angriff startet, siehe Foto in diesem Abschnitt.
Ein gut geeigneter Platz zum Aufstellen eines Futterhauses ist daher im Garten auf einer Rasenfläche nicht allzu weit von einer Hecke oder einigen Bäumen entfernt. Ebenso eignen sich Hauswände bestens zum Anbringen kleinerer Futterhäuschen. Die Vögel haben eine schützende Wand hinter sich und nach drei Seiten freien Sicht, weshalb sie in auf diese Weise montierte Futterhäuschen meist leicht zu locken sind. Dennoch kann es auch an einem solchen Ort dazu kommen, dass Greifvögel wie etwa Sperber kleine Singvögel erbeuten. Deshalb kann es sinnvoll sein, den hungrigen Greifvögeln in Zeiten des Mangels alternative Nahrungsquellen anzubieten, damit sich die kleinen Singvögel im Winter von ihnen unbehelligt am Futterplatz satt fressen können. Dabei sind jedoch die behördlichen lokalen Auflagen unbedingt zu beachten, die für die Fütterung von Greifvögeln gelten.
Manche Vogelarten benötigen Dickichte als Deckung, um sich überhaupt an einen Futterplatz zu wagen. Wer beispielsweise dem sehr scheuen Zaunkönig Nahrung anbieten möchte, sollte eine Bodenfütterungsstelle in unmittelbarer Nähe eines Dickichts, also nur wenige Zentimeter davon entfernt, einrichten. Vor großen Reisighaufen, die dicht gestapelt sind und vom Menschen nicht angetastet werden, suchen diese Vögel und weitere Spezies ebenfalls gern nach Nahrung. Reisig im Garten aufzustapeln, hat zudem weitere Vorteile für die Vogel- und Tierwelt, siehe entsprechendes Kapitel in unserer Rubrik über vogelfreundliche Gärten.
Achtung: Bitte richten Sie eine Fütterungsstelle niemals in unmittelbarer Nähe großer Fensterscheiben oder Terrassentüren ein, die ungesichert sind. Das Risiko eines tödlichen Unfalls ist für die Vögel dort zu groß, denn sie nehmen ungesicherte, sauber geputzte Fensterscheiben nicht als Hindernisse wahr und könnten im Flug dagegen prallen. Oft ist dann ein Genickbruch die Folge, mitunter überleben die Tiere schwer verletzt und die (vom Menschen unterstützte) Genesungsphase ist nach Kollisionsunfällen mitunter lang. Deshalb sollte man die Unfallgefahr minimieren und die Futterstelle in einiger Entfernung von Glasscheiben einrichten. Sollte dies nicht möglich sein, kann man versuchen, die Glastüren und Fenster zu sichern. Hinweise zu diesem Thema finden Sie im Kapitel über vogelfreundliche Terrassen in der Rubrik über vogelfreundliche Gärten.
Haben Sie nur einen Balkon oder einen sehr kleinen Garten zur Verfügung, bietet sich beispielsweise eine Futterstation an, die sowohl mit einem Erdhaken in einen großen Blumentopf oder direkt in die Erde gesteckt werden kann, oder am Balkon mit Kabelbindern am Geländer befestigt wird. Daran können Sie nun nach Lust und Laune verschiedene Fütterungssysteme auf hängen und unterschiedlich befüllen, oder Sie streuen Futter auf die angebrachten Teller. Auch Trinkwasser kann in einer der Schalen angeboten werden.
Sinnvoll sind hier nun diverse Futterhölzer, Energieblöcke, Futterlampen und andere Systeme, die man aufhängen kann.
Wenn der Platz ausreicht können Sie auf dem Balkon auch ein handelsübliches Futterhaus aufstellen.
Lesen Sie hierzu bitte auch unseren Sonderbeitrag zum Thema Balkonfutterplatz.
Haben Sie in Ihrem Garten weitgehend vor Regen und Schnee geschützte Stellen, zum Beispiel unter Hecken oder Bäumen, so können Sie dort direkt kleinere Mengen Futter von Hand ausstreuen. Bitte legen Sie nur so viel Futter aus, wie innerhalb überschaubarer Zeit noch am selben Tag gefressen wird. Besser öfter kleine Mengen als einmal am Tag eine zu große Menge streuen. Bleibt von dem Futter zu viel liegen, besteht die Gefahr, dass das Futter dort anfängt zu verderben und somit zur Gesundheitsgefahr für die fressenden Vögel wird. Die Stelle, an der das Futter ausgestreut wird, sollte immer wieder verlagert werden.
Eine andere Variante der Bodenfütterung stellen Bodensilos dar. Hier wird das Futter in einem geschlossenen Silo am Boden angeboten, das Futter ist nur vorne in einer Rinne erreichbar und kann von dort gefressen werden.
Als Futter für die Bodenfütterung eignet sich Fettfutter, am besten aus eigener Herstellung, zerbröselte Meisenknödel, Pellets aus Fett, ungeschwefelte Rosinen sowie geschälte Nüsse und Kerne.
Nicht nur die Vögel werden auf diese Weise geschützt, sondern auch der eigene Vierbeiner, welcher vielleicht von dem ausgelegten Futter nascht. Besonders ungeschwefelte Rosinen können bei Hunden und Katzen in größeren Mengen aufgenommen zu Nierenproblemen führen.