Wann ist die Fütterung sinnvoll?

Futterhaus im Winter, © H.D.Volz / Pixelio.de
Futterhaus im Winter, © H.D.Volz / Pixelio.de

Viele Experten sagen, einheimische Vögel solle man grundsätzlich nur dann füttern, wenn sie selbst wenig Nahrung finden, also während des Winterhalbjahres. Und selbst für die karge Winterzeit galten gemäß den Angaben vieler Vogelkenner in der Vergangenheit Einschränkungen in Bezug auf die Fütterungsempfehlungen. So hieß es bisher, die Vögel könnten sich ohne menschliche Hilfe mit ausreichenden Nahrungsmengen versorgen, solange das Wetter im Winter mild sei. Deshalb sollte ausschließlich bei geschlossener Schneedecke oder während mehrtägiger Frostperioden Futter ausgelegt werden. Diese Rechnung geht jedoch nur auf, wenn in der Natur genügend Nahrungsquellen vorhanden sind, was heutzutage in einigen Regionen Deutschlands bedauerlicherweise nicht mehr der Fall ist. In etlichen Ballungsräumen kommt es im Winter auch außerhalb von Frostperioden zu Nahrungsengpässen für die Wildvögel.

Feldsperling an einem Meisenknödel, © Heike Hering / Pixelio.de
Feldsperling an einem Meisenknödel, © Heike Hering / Pixelio.de

Neue Forschungsergebnisse berücksichtigen dies und belegen, dass früher befürwortete Einschränkung falsch ist und dass stattdessen eine durchgängige Fütterung während des gesamten Winterhalbjahres sinnvoll ist. Darüber berichtet unter anderem Prof. Peter Berdholt in seinem Buch zur Vogelfütterung. Die Frage, wann die Fütterung durch den Menschen sinnvoll ist, lässt sich laut Aussage des Autors nur mit dem Wort „immer“ beantworten. Sogar während der Phase der Jungenaufzucht, also im Frühling, könne man Wildvögel noch mit Futter versorgen und die Fütterungsphase ausklingen lassen. Allerdings müsse man die Nahrung dann den geänderten Bedingungen anpassen und sollte ausschließlich Futtermittel reichen, die den Jungtieren nicht schaden. Welche Futtermittel dies im Einzelnen sind, können Sie in unserem Kapitel über geeignetes Futter nachlesen.

Kohlmeisen an einem Futtersilo, © Katy Wrathall via Flickr
Kohlmeisen an einem Futtersilo, © Katy Wrathall via Flickr

Hieß es früher noch, eine Fütterung der Wildvögel während der Phase der Jungenaufzucht sei schädlich für die Küken, so weiß man heute, dass dem nicht so ist. Die Altvögel greifen für sich selbst gern auf das leicht zu beschaffende Futter zurück, um bei Kräften zu bleiben und so den Nachwuchs noch besser mit in der Natur gesammelter Nahrung versorgen zu können. Anstelle einer Schädigung des Nachwuchses bewirkt man mit einer an die Situation angepassten, artgerechten Fütterung im Frühling und Sommer also eine Erleichterung für die Altvögel, die aufgrund der stetigen Bemühungen um die Nestlinge selbst oft zu kurz kommen. Sie können sich an den von Menschen eingerichteten Futterplätzen rasch sattfressen und danach frisch gestärkt wieder auf die Suche nach Nahrung für ihre Jungen gehen.

Wer sich nicht für die Ganzjahresfütterung begeistern kann, den Vögeln aber durch den Winter helfen möchte, sollte damit nicht zu spät im Jahr beginnen. Damit die Vögel die Futterplätze überhaupt schon kennen, wenn es draußen sehr kalt ist und in der Natur kaum mehr Nahrung vorhanden ist, ist eine frühzeitige Anfütterung bereits ab September sinnvoll. Mehr dazu erfahren Sie im Kapitel Ab wann sollte man Wildvögel füttern?

Achtung: In Zeiten der Vogelgrippe fragen sich viele Menschen, ob es eventuell gefährlich ist, einen Vogelfutterplatz zu betreiben. Der Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) hat hierzu im November 2016 eine Stellungnahme veröffentlicht, aus der hervorgeht, dass die Fütterung unproblematisch ist: Vogelgrippe und Winterfütterung: Keine Panik! – Die Vogelgrippe ist nicht gefährlich für Gartenvögel