Auswilderung von Jungvögeln

Junger Star in einer Auswilderungsvoliere, © Dagmar Offermann
Junger Star in einer Auswilderungsvoliere, © Dagmar Offermann

Bei der Auswilderung von Jungvögeln sind einige wichtige Details zu beachten, die wir Ihnen gern detailliert erläutern möchten. In diesem Kapitel zeigen wir die Besonderheiten auf, die für Nesthocker gelten. Es sind vor allem die bei uns heimischen Singvögel, für die die auf dieser Seite formulierten Angaben gelten. Darüber hinaus gibt es einige Vogelarten, deren Bedürfnisse an eine artgerechte Auswilderung ein wenig unterschiedlich sind. Ganz unten in diesem Kapitel finden Sie eine Auflistung, mit deren Hilfe Sie direkt zu den jeweiligen Informationssammlungen gelangen können, siehe Zwischenüberschrift Auswilderung von Vögeln mit speziellen Anforderungen. Falls Sie hingegen einen jungen Nesthocker auswildern möchten, lesen Sie bitte ab hier einfach weiter.


Nesthocker erfolgreich auswildern

Sobald Ihr junger, zur Gruppe der Nesthocker gehörender Vogel selbstständig Nahrung aufnimmt und gut fliegen kann, ist es an der Zeit, ihn auf seine bevorstehende Freilassung optimal vorzubereiten. Mit Ausnahme von Mauerseglern kann man handaufgezogene Vögel nicht einfach freilassen. Sie müssen viel mehr behutsam auf ihr Leben in Freiheit vorbereitet werden. Wie man Mauersegler freilässt, sehen Sie hier im Kapitel Freilassen junger Mauersegler. Auf dieser Seite erfahren Sie hingegen, wie Sie am besten vorgehen, um Jungtiere anderer Vogelarten auf ein Leben in Freiheit vorzubereiten.

Auch Schwalben werden nicht über eine Voliere ausgewildert. Sie müssen nach dem Erlernen des Insektenfangs im Flug in der Nähe einer bestehenden Schwalbenkolonie frei gelassen werden.


Junge Amseln in der Auswilderungsvoliere, © Anke Dornbach
Junge Amseln in der Auswilderungsvoliere, © Anke Dornbach

Für die Auswilderung von Nesthockern eignet sich eine geräumige Freiflugvoliere am besten. Die Voliere sollte idealerweise in einem Garten aufgestellt werden, damit sich die Vögel, die dort nach dem Erreichen der Selbstständigkeit eingezogen sind, an Wind, Wetter und Geräusche gewöhnen können. Selbstverständlich ist es – gutes Wetter vorausgesetzt – auch möglich, die Jungvögel bereits etwas früher in die Auswilderungsvoliere zu bringen. Allerdings muss man sich dann regelmäßig die Mühe machen, die Tiere draußen in der Voliere von Hand zu füttern, bis sie die Selbstständigkeit erlangt haben. Zur Auswilderung von Nestflüchtern finden Sie in einem gesonderten Kapitel ausführliche Informationen.

Alles Wichtige zum Thema Auswilderunsvoliere können Sie in einem gesonderten Kapitel ausführlich hier nachlesen.

Bei der Freilassung sollte nach Möglichkeit eine längere Schönwetterperiode bevorstehen, damit Insektenfresser genügend Nahrung finden können. Haben Sie zum Beispiel im Spätsommer gerade reife Beeren im Garten, die Ihre Vögel bereits durch die Fütterung kennen, wird es den Tieren relativ leicht fallen, sich selbst zu ernähren.

Erkundigen Sie sich unbedingt, welchen Lebensraum der auszuwildernde Vogel in Freiheit besetzt.
Es macht keinen Sinn, zum Beispiel eine Feldlerche, welche auf das Vorhandensein von großen, unberührten Wiesenflächen angewiesen ist, in einem dicht bebauten Wohngebiet auszuwildern. Gleiches gilt stellvertretend auch für Schwarzspechte, welche typische Waldbewohner sind.
Möchten Sie einen Wildvogel über eine Voliere im eigenen Garten auswildern, achten Sie darauf, dass Sie dort nur Arten auswildern, welche dort auch ohnehin anzutreffen sind.


Ausgewilderte Amsel frisst am Futterbrett, © Anke Dornbach
Ausgewilderte Amsel frisst am Futterbrett, © Anke Dornbach

Ist der Zeitpunkt für die Auswilderung gekommen, reicht man früh morgens neues Futter und Wasser und wartet etwa eine Stunde, bis sich die Vögel satt gefressen haben, damit sie sich nicht hungrig auf den Weg in die Freiheit machen müssen. Dann öffnet man das Türchen der Voliere am Anflugbrett und stellt gut sichtbar die Näpfe von außen auf das Brett. Ziehen Sie sich nun vorsichtig auf einen Beobachtungsposten zurück, von dem aus Sie für die Tiere nicht zu sehen sind. Nur so können Sie sicher sein, dass sich die Vögel natürlich verhalten. Mischen Sie sich am besten nicht ein, wenn die Vögel die Umgebung erkunden. Es bringt nichts, den Tieren draußen ständig hinterher zu laufen, um sie vor eventuellen Gefahren zu schützen. Was Sie allenfalls tun können, ist Katzen fernzuhalten, weiteres Eingreifen sollte aber nicht mehr nötig sein. Die Vögel müssen es lernen, selbst zurecht zu kommen.

Ein handaufgezogener Star startet von der Voliere in die Freiheit, © Sonja Wendl
Ein handaufgezogener Star startet von der Voliere in die Freiheit, © Sonja Wendl

Das Verhalten von Jungvögeln kann bei der Freilassung sehr unterschiedlich sein. Einige stürzen Hals über Kopf auf Nimmerwiedersehen davon. Das passiert vor allem dann, wenn man zu lange mit der Auswilderung gewartet und der Vogel bereits die sogenannte Bettelflugperiode hinter sich hat, also auch in der Natur nicht mehr von seinen Eltern mit Nahrung versorgt werden würde. Andere Jungvögel trauen sich gar nicht oder erst nach Stunden aus der Voliere oder dem Käfig. Die meisten jedoch betrachten zunächst einmal neugierig mit langen Hälsen alles vom Brettchen aus und fliegen dann nicht weit entfernt auf einen Ast. Die sichere Voliere immer in Sichtweite, sollte eigentlich einer erfolgreichen Auswilderung nun eigentlich nichts mehr im Wege stehen.

Manche Vögel kommen in den ersten Tagen, manchmal auch Wochen noch bettelnd angeflogen, wenn sie ihren Pfleger sehen. Für diese stellen Sie bitte einen gut sichtbaren Napf an einen festen Ort und füttern sie nur dort weiter. Manche Individuen brauchen einfach etwas länger, um völlig alleine draußen zurecht zu kommen.


Wer einen Wintergarten hat, kann auch diesen zur Vorbereitung und späteren Auswilderung verwenden. Hierfür werden die Glasscheiben zunächst gegen Kollisionen geschützt, zum Beispiel mit aufgeklebten Papierstreifen. Die Öffnung nach draußen wird verschlossen mit einer Tür aus Fliegengitter, in welche eine Öffnung mit Klappe und Anflugbrett innen und außen eingebaut wird. Die Klappe bleibt so lange geschlossen, bis der Vogel selbstständig ist und in die Freiheit entlassen werden kann.
Die folgenden Bilder zeigen diese Variante.

Stellen Sie in den nächsten Tagen bis Wochen draußen regelmäßig Futter und Wasser bereit. So können die von Ihnen ausgewilderten Vögel sich die Zeit nehmen, die sie brauchen, bis sie dazu in der Lage sind, sich ihre Nahrung selbst in der Natur zu suchen. Die Zeitspanne, bis dies den Tieren gelingt, ist von Individuum zu Individuum sehr unterschiedlich. Manche Vögel suchen die vertraute Voliere auch noch nachts zum Schlafen auf, dann sollten Sie diese vorsichtshalber über Nacht verschließen, um Ihre gefiederten Schützlinge vor nächtlichen Räubern zu schützen.


Der Ort der Freilassung ist besonders für Vogelarten, die in Kolonien brüten, von großer Bedeutung. Zu diesen Tieren gehören beispielsweise Haussperlinge. Am besten lässt man junge Wildvögel also grundsätzlich in der Nähe des Ortes frei, an dem sie gefunden worden sind, sofern dies irgendwie möglich ist.

Außerdem sollte man darauf achten, dass das Revier nicht schon überbesetzt ist. Wildert man beispielsweise junge Rabenvögel dort aus, wo bereits ein Pärchen jahrelang lebt, kann es zu üblen Revierkämpfen kommen, die meist für die unerfahrenen Jungvögel schlimm ausgehen.

Handaufgezogene Stadttauben benötigen für ihr späteres Leben einen Taubenschlag, in den sie immer wieder zurückkehren können. Hierfür eignet sich zum Beispiel ein Dachraum, in den die Taube ein- und ausfliegen kann, oder ein geschütztes Quartier auf dem Balkon mit Futterplatz.

Wir drücken Ihnen und Ihren Vogelkindern fest die „Krallen“ für eine erfolgreiche Aufzucht und Auswilderung. Sollten Sie noch Fragen haben oder falls sich Probleme ergeben, können Sie uns gern kontaktieren. Sie erreichen uns per E-Mail unter wildvogelhilfe@wildvogelhilfe.org.


Auswilderung von Vögeln mit speziellen Anforderungen

Einige Nesthocker haben besondere Ansprüche an ihre Pflege während der Zeit der Auswilderung. Dies gilt auch für Vögel, deren Nachwuchs nicht zu den Nesthockern gehört. Um mehr über die artgerechte und erfolgreiche Freilassung solcher Vögel zu erfahren, klicken Sie bitte auf die unten aufgeführten Listeneinträge: