Ab wann sollte man Wildvögel füttern?

Rotkehlchen am Futtersilo, © Katy Wrathall via Flickr
Rotkehlchen am Futtersilo, © Katy Wrathall via Flickr

Wer die Wildvögel in der kalten Jahreszeit mit Nahrung versorgen möchte, sollte nicht zu spät mit der Fütterung beginnen. In jenen Regionen Deutschlands, in denen nur wenig natürliche Nahrung zur Verfügung steht, ist ein Fütterungsbeginn im September sinnvoll. Zu diesen Arealen mit wenig natürlicher Nahrung gehören beispielsweise städtische Ballungsräume. In diesen Gebieten sollte außerdem nicht zu früh mit dem Reichen der Nahrung aufgehört werden. Die Vögel bis in den April oder Mai zu füttern, ist dort durchaus empfehlenswert, sofern nicht ohnehin beabsichtigt wird, das gesamte Jahr hindurch Nahrung zu reichen. In ländlichen Regionen ist die Nahrungssituation in der Natur meist weniger von Engpässen geprägt, sofern es sich nicht gerade um Gegenden handelt, in denen intensive Landwirtschaft betrieben wird. Ist im Herbst das Wetter überdurchschnittlich schlecht, kann eine Vogelfütterung oft jedoch auch außerhalb von Ballungsräumen und somit überall im Land im frühen Herbst sinnvoll sein.

Starenschwarm sucht im Winter nach Futter, © Corinna Heinrich
Starenschwarm sucht im Winter nach Futter, © Corinna Heinrich

Den Vögeln entstehen durch den zeitigen Fütterungsbeginn zahlreiche Vorteile:

  • Wird ein Futterplatz eingeweiht, während noch relativ viel Nahrung in der Natur zu finden ist, haben die Vögel mehr Zeit, sich den Standort des „Vogelrestaurants“ quasi nebenbei einzuprägen und können es in Zeiten des Mangels zielsicher ansteuern, wenn sie hungrig sind. Das ist gut und sinnvoll, denn im Herbst kann es jederzeit zu Kälteeinbrüchen kommen.
  • Im Herbst bereiten sich die Zugvögel auf ihre Kräfte zehrenden Flüge in die Winterquartiere vor. Können sie sich vor der Abreise an einem Futterplatz einige Fettreserven anfuttern, erhöhen diese ihre Überlebenschancen, denn zahlreiche Vögel überstehen die Strapazen des Zuges nicht, weil sie zu mager sind. Allerdings greifen viele Zugvogelarten vorzugsweise auf Beerenobst zurück, denn ihr Körper ist im Herbst darauf programmiert, hieraus die lebensnotwendigen Fettreserven zu bilden. Diesen Vögeln kann man beispielsweise mit getrockneten Beeren und ungeschwefelten Rosinen als Futter gezielt helfen.
  • Kohlmeise am Futterplatz, © Chris Isherwood via Flickr
    Kohlmeise am Futterplatz, © Chris Isherwood via Flickr

    Diejenigen Wildvögel, die im Herbst nicht fortziehen, können sich eine kleine Reserve für frühe Wintereinbrüche anfuttern und fallen nicht gleich in der ersten Frostperiode der nächtlichen Kälte zum Opfer.

  • Zahlreiche Brutvogelarten, die im Winter in unseren Breiten verweilen, legen bereits im Herbst ihre Reviergrenzen fest. Je mehr Futter ein Areal bietet – und sei es an vom Menschen betreuten Futterplätzen -, desto mehr Vögel können in diesem Gebiet Fuß fassen, weil der Konkurrenzdruck aufgrund der Nahrungsfülle untereinander geringer ist. Die Reviergröße schrumpft bei vielen Arten aufgrund der guten Nahrungssituation, woraus im Laufe der Jahre ein Populationsanstieg entstehen kann.
  • Im Herbst kann man leicht natürliche Futtermittel wie Distelsamenkapseln sammeln oder die Köpfe von Sonnenblumen mit reifen Samen am Futterplatz anbieten. Damit gelingt es meist recht leicht, Nahrungsspezialisten wie Stieglitze an den Futterplatz gewöhnen, wenn man diese aus der Natur stammenden Futtermittel dort reicht. Denn wenn die Vögel schon einmal am Futterplatz sind, probieren sie meist auch von dem restlichen Futter, das dort zu finden ist und gewöhnen sich so an den Ort. Aber beachten Sie bitte: Entnehmen Sie nicht zu viel natürliches Futter aus der Natur, weil Sie am Entnahmeort den dort lebenden Wildvögeln die Nahrung streitig machen.
  • Jungvögel aus einer zweiten oder gar dritten Jahresbrut sind meist weniger erfahren in Bezug auf die Nahrungssuche als die Geschwister aus der Erstbrut, denn spät im Jahr geschlüpften Individuen bleibt weniger Zeit zum Üben. Ihre Überlebenschancen steigen, wenn sie frühzeitig einen Futterplatz kennenlernen und diesen im Winter gezielt ansteuern können.
Achtung: In Zeiten der Vogelgrippe fragen sich viele Menschen, ob es eventuell gefährlich ist, einen Vogelfutterplatz zu betreiben. Der Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) hat hierzu im November 2016 eine Stellungnahme veröffentlicht, aus der hervorgeht, dass die Fütterung unproblematisch ist: Vogelgrippe und Winterfütterung: Keine Panik! – Die Vogelgrippe ist nicht gefährlich für Gartenvögel