Rezepte für selbst gemachtes Fettfutter
Wer nicht auf fertiges Vogelfutter aus dem Supermarkt oder aus dem Fachhandel zurückgreifen möchte, kann selbst mit relativ wenig Aufwand Nahrung für die einheimischen Wildvögel zubereiten. Vor allem für Kinder ist es ein spannendes Erlebnis, eigenes Futter für Wildvögel herzustellen und dieses dann später im Garten oder auf dem Balkon zu verfüttern. Es ist wichtig, Kindern dabei genau zu erläutern, weshalb man bestimmte Futtermittel verwenden darf und andere nicht. So entwickeln Heranwachsende ein besseres Verständnis für die Vogelwelt und die Natur im Allgemeinen.
Bei der Eigenherstellung eigener Vogelfuttermischungen sollten Sie eine entscheidende Grundregel auf keinen Fall vergessen: Einheimische Wildvögel dürfen niemals mit salzigen oder verdorbenen Speisen gefüttert werden! Deshalb sollten Sie auch mit dem Verfüttern von Brotresten extrem vorsichtig sein. Diese spielen in einer artgerechten Wildvogel-Ernährung keine Rolle und sollten tabu sein. Bitte verfüttern Sie lieber arttypisches Futter, die einheimische Vogelwelt wird es Ihnen danken!
Fettfutter-Grundrezept
Einfaches Fettfutter lässt sich aus Vollkornhaferflocken oder Mehrkornflocken und Sonnenblumenöl herstellen. Sollte kein Sonnenblumenöl zu bekommen sein, können Sie auch Rapsöl oder geschmolzenes Kokosfett verwenden. Mischen Sie die Getreideflocken mit ein wenig Öl oder Pflanzenfett, sodass sich diese voll saugen können. Falls Sie mögen, können Sie der Mischung auch Weizenkleie hinzufügen. Die Getreideflocken erhalten Sie im Reformhaus, in gut sortierten Drogeriemärkten oder in Bioläden sowie in manchen Supermärkten.
Bei dieser sehr simplen Herstellungsmethode bleibt allerdings ein großer Teil des Öls nur an der Oberfläche der Flocken haften, was zwar den gewünschten Effekt hat, dass den Vögeln über das gewalzte Getreide viel Energie zugeführt wird. Kommt es aber unter den Tieren am Futterplatz zu Gerangel um die Nahrung, kann es geschehen, dass sich manche Vögel das Gefieder mit dem Öl verschmutzen.
Abhilfe schafft hier eine zweite Methode der Fettfutterherstellung, die ein wenig aufwendiger ist. Geben Sie das Öl oder Pflanzenfett in eine Pfanne, erhitzen Sie es leicht und fügen Sie anschließend die Getreideflocken und gegebenenfalls die Weizenkleie hinzu. Braten Sie diese Mischung vorsichtig an. Die Körner sollten nicht braun werden, sondern sich lediglich durch die Hitzeeinwirkung mit dem Öl voll saugen. So haftet weniger Fett an der Oberfläche, was zudem für eine bessere, weniger klebrige Konsistenz des Fettfutters sorgt.
Nach dem Abkühlen können Sie die Mischung sofort verfüttern. Sie können das Futter in kleinen Näpfen anbieten, die Sie unbedingt am Abend reinigen sollten. Aus Hygienegründen wäre es schlecht, das Futter einfach auf den Boden zu streuen, da es dort nass werden und dadurch schnell verderben könnte.
Dieses selbst zubereiteten Futter wird normalerweise von den Vögeln ausgesprochen gern angenommen. Das heißt, Sie werden höchstwahrscheinlich rasch ein gut besuchtes Vogelrestaurant in Ihrem Garten oder auf dem Balkon haben, wenn Sie den Tieren diesen vergleichsweise leicht herstellbaren Leckerbissen servieren. Neben dem hier beschriebenen Fettfutter fressen einheimische Wildvögel auch gern die im Handel oftmals für wenig Geld angebotenen Flomenkugeln.
Wichtiger Hinweis: In einer luftdichten Dose im Kühlschrank aufbewahrt, bleibt Fettfutter rund eine Woche frisch; selbstverständlich können Sie das Futter auch einfrieren, dann hält es sich einige Monate. Nur tauen Sie es unbedingt vor dem Verfüttern ganz auf. Ist das Futter kühl, lässt es sich nicht unbedingt leicht in kleinen Mengen entnehmen. Hilfreich kann deshalb die Verwendung eines Eiskugel-Portionierers sein.
Bitte verwenden Sie stets einwandfreie Zutaten bei der Herstellung der Fettfutterflocken. Ranziges Fett oder alte Getreideflocken können bei Wildvögeln zu schweren Verdauungsstörungen mit Todesfolge führen! Außerdem muss das Gefäß, in dem den Vögeln das Futter gereicht wird, täglich unter heißem Wasser gründlich gereinigt werden. Ranzige Fettreste, die am Gefäß haften, verursachen sonst die oben beschriebenen Gesundheitsbeschwerden bei den Tieren.
Fettfutter-Kuchen
Für die Herstellung eines energiereichen, gehaltvollen Futterkuchens benötigen Sie folgenden Zutaten:
3 Eier (von glücklichen Hühnern!)
500 g Magerquark
400 bis 500 g Pflanzenfett oder eine entsprechende geringere Menge Öl
ca. 100 g Rosinen, ungeschwefelt
ca. 250 g gehackte Nüsse
ca. 300 g Haferflocken
ca. 100 g bis 150 g Mehl
Vermengen Sie die oben genannten Zutaten und backen sie den Kuchen je nach Größe der Form bei 180 Grad. Je nach Ofen, kann das Backen zwischen 15 und 30 Minuten dauern, der Kuchen sollte außen leicht bräunlich und innen fest verbacken sein. Selbstverständlich kann man die Zutaten variieren. Die Form, in der Sie den Kuchen zubereiten, sollte unbedingt einen hohen Rand aufweisen, damit kein Fett in den Backofen läuft. Wird anderes Fett verwendet, ist dieser Effekt nicht so stark, außerdem ist die Konsistenz des fertigen Kuchens dadurch fester. Verfüttern Sie den Kuchen rasch, damit er nicht ranzig werden kann. Reste bleiben im Kühlschrank einige Tage frisch. Auch können Teile des Kuchens eingefroren werden, sie sind im Tiefkühlschrank sechs bis acht Monate haltbar.
Dieses Rezept stammt von der erfahrenen Vogelpflegerin Ingrid Roeschke und wir möchten uns bei ihr an dieser Stelle herzlich für diesen Tipp bedanken!
Kraftfutter für allerlei Vogelarten
Im Heft 01/09 der informativen Fachzeitschrift Vögel – Magazin für Vogelbeobachter hat der Ornithologe Dr. Martin Kraft einen Artikel verfasst, in dem er die Zubereitung eines Kraftfutters für allerlei Vogelarten beschreibt. Der damalige Herausgeber des Magazins, Thomas Griesohn-Pflieger, hat freundlicherweise erlaubt, dass der Artikel an dieser Stelle als PDF-Dokument (~ 7 MB) veröffentlicht werden darf. Vielen Dank dafür! Wer den im Originalrezept angegebenen Rindertalg gern durch ein pflanzliches Produkt ersetzen möchte, kann problemlos mit Pflanzenfett arbeiten. Das Futter findet laut der Erfahrung eines Wildvogelhilfe-Team-Mitglieds bei vielen Vogelarten reißenden Absatz, Martin Kraft verspricht in seinem Artikel demnach nicht zu viel.
Nach Erfahrungen des Wildvogelhilfe-Teams sollten jedoch die im Rezept angegebenen hart gekochten Eier weg gelassen werden, da diese meistens nicht gerne gefressen werden und schnell verderben können, wenn sie länger der Sonne ausgesetzt sind.
Durch den Fermentierungsprozess ist der Lactosegehalt in Quark sehr gering, weshalb dieser von Vögeln, die ansonsten generell keine Milchprodukte wegen der darin enthaltenen Lactose bekommen sollten, hier kein Problem darstellt. Wer dennoch Zweifel hegt, kann auf lactosefreien Quark zurück greifen, den man mittlerweile in den meisten Supermärkten erhält.
Selbst gemachte Meisen-Futterglocken
Vor allem Meisen lassen sich von leckerem Fettfutter gern locken, das sich leicht selbst herstellen lässt. Der Grundstoff des Meisenfutters ist beispielsweise Pflanzenfett oder Rindertalg oder eine Mischung aus beidem. Erhältlich ist das Fett in Supermärkten oder Bioläden. Rindertalg kann auch online bestellt werden. Ferner benötigen Sie Körner und Saaten, die Sie im Zoofachhandel sowie im Reformhaus oder Bioladen, aber auch bei Vogelfutterspezialhändlern kaufen können. Besonders gut geeignet sind geschälte sowie ungeschälte Sonnenblumenkerne, Hanf (entweder geschält oder ungeschält), Haferflocken (am besten Vollkorn) sowie Weizenkleie. Wahlweise können Sie auch Weizen-, Gersten- oder Dinkelflocken zur Mischung hinzufügen. Wer mag, kann außerdem zerbrochene, ungesalzene Nüsse in die Futtermischung geben. Beliebt sind nicht nur Wal- oder Haselnüsse, sondern auch Erdnüsse. Und das, obwohl sie botanisch gesehen keine echten Nüsse sind, sondern die Früchte von Hülsenfrüchtlern. Doch so oder so sind sie bei Wildvögeln als Futtermittel sehr beliebt.
Für die Herstellung einer Futterglocke benötigen Sie einen Blumentopf oder die Schale einer halbierten Kokosnuss. Außerdem ist ein Seil vonnöten, zum Beispiel chemisch unbehandeltes Jutegarn, das später zum Befestigen der Futterglocke verwendet wird. Zum Befüllen eines solchen mittelgroßen Blumentopfes sind rund 100 Gramm Pflanzenfett nötig. Das Fett erhitzen Sie in einem Topf, bis es komplett geschmolzen ist, aber nicht kocht.
Geben Sie mindestens 100 Gramm Körner oder Nussbruch in das geschmolzene, nicht kochende Fett, besser wären 150 Gramm. Je mehr Körner Sie in die Mischung geben, desto lockerer wird sie im erkalteten Zustand. Sollten Ihnen zu viele Körner in den Topf gefallen sein, können Sie die Masse durch das Hinzufügen einiger Löffel Speiseöl (zum Beispiel frisches, nicht ranziges Sonnenblumenöl) oder aber durch zusätzliches Pflanzenfett retten.
Lassen Sie das Gemisch nun ein wenig abkühlen und gießen Sie es in den Blumentopf, durch dessen unteres Loch Sie zuvor das Seil gezogen und es an beiden Seiten des Loches fest verknotet haben. Ziehen Sie am Seil, während Sie die Körner-Fett-Masse in den Blumentopf geben, damit es später beim Straffen nicht das Futter herausreißt. Sobald die Masse hart geworden ist, können Sie am losen Ende des Seiles, also in der Nähe der Oberfläche der Futtermischung, einen kurzen Naturast so anbringen, dass sich die Vögel daran festhalten und von dort aus an das Futter gelangen können. Selbstverständlich können Sie auch versuchen, einen Naturast durch das Loch im Blumentopf zu stecken, der so lang sein sollte, dass er den Tieren Halt bietet. Bringen Sie die Futterglocke dann an einem schattigen Platz und nach Möglichkeit an einem stabilen Ast in Ihrem Garten an. Sie sollte deshalb im Schatten aufgehängt werden, damit die Sonne das Futtergemisch nicht schmelzen kann. Der Befestigungsknoten am Ast muss sehr fest sein, damit er sich nicht mit der Zeit löst, weil die Vögel die Futterglocke durch ihr Gerangel um Nahrung ständig in Bewegung halten.
Befüllte Henkeltassen und -krüge
Sehr einfach lassen sich auch Tassen und kleine Krüge mit geschmolzenem Fett befüllen. Sie benötigen hierfür lediglich größere Becher mit Henkel, schmelzbares Fett (Rindertalg oder Pflanzenfett), Kerne und Nüsse sowie kleinere Äste.
Das Fett wird in einem Topf geschmolzen (nicht gekocht). Nun wird noch ein wenig Pflanzenöl hinzugefügt, wodurch die Fettmasse später geschmeidiger wird. Die Tassen werden etwa zur Hälfte mit Kernen, Nüssen, getrockneten Beeren oder getrockneten Insekten gefüllt. Mit Hilfe einer Suppenkelle gießt man das flüssige Fett darauf und wartet anschließend, bis das Fett anfängt, sich weiß zu verfärben und cremig zu werden. Nun rührt man mit dem vorbereiteten Ast immer wieder durch die Masse, damit sich die Kerne nicht alle am Boden absetzen. Der Ast wird dann so in der Tasse platziert, dass er sich gegenüber des Henkels befindet. Das erkaltende Fett gibt dem Ast den nötigen Halt, er sollte also nicht nachträglich in das harte Fett gesteckt werden. Die fertigen Fettbehälter werden kühl gelagert und bei Bedarf mit den Henkeln an Zweige und Äste im Garten gehängt.
Wenn Sie lieber Meisenknödel herstellen möchten, können Sie dies natürlich auch tun. Für die Herstellung von Knödeln lassen Sie die Futtermasse so weit abkühlen, dass Sie sie mit den Händen formen können. Um sich klebrige und fettige Hände zu ersparen, helfen Einmalhandschuhe. Arbeiten Sie in die Knödel gleich auch jeweils ein Seil ein, um sie später problemlos aufhängen zu können. Sobald die gewünschte Form erreicht ist, lässt man die Masse am besten etwa einer Stunde im Tiefkühlschrank aushärten.
Noch einfacher ist es, eine Muffinform mit den entsprechenden Papierförmchen auszulegen oder aber Silikonförmchen zu verwenden, dort hinein die Fettmasse zu geben, eine Schnur in die Masse zu legen und das ganze erhärten zu lassen.
Selbst hergestellte Knödel sollten wie die im Handel erhältlichen „Vettern“ aus Sicherheits- und Umweltschutzgründen nicht in einem Netz gereicht werden.
Sollte Ihnen dies alles zu umständlich sein, bietet sich außerdem die Möglichkeit, die Fettfuttermasse auf Baumstämme und Äste zu streichen. Dort werden Vögel wie Meisen oder Kleiber rasch fündig, ohne dass Sie komplizierte Aufhängungen für Futterglocken und Co. basteln müssen. Denken Sie daran, dass die bestrichenen Stellen nicht ständig der Sonne ausgesetzt sein sollten, damit die Futtermasse nicht gleich abschmelzen kann, sobald das Wetter ein wenig wärmer wird.