Volieren zur Auswilderung von Wildvögeln
Beitrag von Team Wildvogelhilfe
Nach einer erfolgreichen Aufzucht sollte der Wildvogel in einem gesicherten Raum oder einer Voliere das Fliegen und Landen trainiert haben. Wenn er nicht mehr auf die Fütterung durch den Menschen angewiesen und nicht fehlgeprägt ist, das Gefieder intakt ist, ist er bereit für den Umzug in eine Auswilderungs-Voliere. Das heißt, der Vogel soll die Witterungsbedingungen und die Umgebung aus einer geschützten Behausung heraus kennen lernen können, um sich später in freier Natur zurechtzufinden und nicht gleich mit den dort herrschenden klimatischen Gegebenheiten überfordert sein. Auch soll er in der ersten Zeit in Freiheit einen sicheren Anlaufpunkt haben, wo er weiterhin Futter und Wasser vorfindet, bis er irgendwann alleine in der Natur zurecht kommt.
Wer öfter plant, handaufgezogene Wildvögel auszuwildern, für den lohnt sich der Bau einer eigenen Auswilderungsvoliere. Haben Sie jedoch nur einmalig aus der Not heraus Wildvögel aufgezogen, suchen Sie am besten in unserer Liste mit Auffangstationen nach einer Station, die die Auswilderung übernimmt.
Wie eine Auswilderungsvoliere gestaltet sein sollte, hängt in erster Linie davon ab, welcher Vogelart sie vornehmlich als Behausung dienen soll. Für Vogelarten bis etwa Amselgröße sollte die Grundfläche der Auswilderungsvoliere mindestens drei bis vier Quadratmeter und die Höhe nicht weniger als zwei Meter betragen. Für größere Vogelarten entsprechend mehr. Andernfalls ist ein Fliegen darin nicht möglich. Gerne kann eine Auswilderungsvoliere natürlich auch größer gebaut werden, jedoch sind dabei die jeweils notwendigen Genehmigungen zu beachten. Eine Auswilderungsvoliere darf nicht frei und ungeschützt von allen Seiten einzusehen sein, sondern sollte von vorhandenen Pflanzen, Bäumen und Büschen umgeben sein, geschützt stehen und in bestehende Vegetation integriert werden.
Der Standort ist von großer Bedeutung. Der ausgewilderte Vogel muss in Freiheit ein geeignetes Habitat vorfinden. Es macht daher wenig Sinn, eine Auswilderungsvoliere inmitten von „sterilen“, naturfernen Gärten, nahe einer viel befahrenen Straße und weit entfernt von natürlicher Vegetation zu errichten.
Die Voliere sollte keine „Turmform“ aufweisen, sondern genug Möglichkeit bieten, um kleinere Strecken fliegen zu können. Als Mindestmaß für kleine Singvogelarten gelten 3,5 bis 4 Quadratmeter, bei einer Höhe von mindestens 2 Metern. Je größer die Voliere ist, umso besser.
Was beim Bau einer Auswilderungsvoliere zu beachten ist, möchten wir im Folgenden erläutern.
Grundsätzlich ist es sinnvoll, mehrere passende Rahmen, zum Beispiel aus Holz (Dachlatten) zu fertigen, welche später zusammen geschraubt werden. Die Größe der Rahmen richtet sich dabei nach den Maßen des verwendeten Gitters.
Das Gitter sollte eine möglichst kleine Maschengröße aufweisen. Ideal ist zum Beispiel stabiles ummanteltes Viereckgitter mit einer Maschengröße von 12,5 mm und einer Dicke von 1,05 mm.
Im Handel sind Rollen in verschiedenen Breiten erhältlich, sehr häufig hat das Gitter eine Breite von 1 Meter oder 1,5 Metern. Es ist sinnvoll, die Rahmen so zu bauen, dass sie mit dem passenden Gitter bespannt werden können. Üblich sind daher Rahmenteile von etwa 1 oder 1,5 Meter Breite und 2 Metern Höhe. Diese lassen sich leicht aus handelsüblichen Dachlatten zusammen schrauben.
Danach werden sie beidseitig mit Hilfe eines Tackers mit dem Gitter bespannt. Sehr wichtig ist dabei, die Rahmenteile beidseitig, also doppelt mit Gitter zu versehen, damit Beutegreifer von außen keine Chance bekommen, die Insassen, welche auch manchmal mit den Füßen am Gitter hängen, zu verletzen. Nicht selten werden bei einfach vergitterten Elementen von außen den Vögeln durch das Gitter von Katzen, Mardern oder auch Greifvögeln sonst Füße oder Beine ausgerissen. Der Abstand der beiden Gitterlagen sollte mehrere Zentimeter betragen, die Gitterlagen dürfen sich nicht berühren.
Wer sich den Eigenbau der Rahmenteile aus Dachlatten nicht zutraut, kann auch auf bereits vorgefertigte Rahmenteile aus Aluminium zurück greifen, deren Zusammenbau wir hier beschrieben haben. Da diese jedoch nur einfach vergittert erhältlich sind, müssen sie vor dem Zusammenbau mit einer weiteren Lage Gitter gesichert werden.
Im Falle von Spechten, welche viel an Holz hacken, empfiehlt sich ebenfalls die Variante aus Aluminiumrahmen.
Die Voliere wird entweder auf dem bestehenden Untergrund errichtet, oder aber auf Füßen mit einem Metallboden. Beim Errichten auf Naturboden wird ein gegen Räuber sicheres, stabiles Fundament benötigt, welches wir hier beschrieben haben. Auch auf eben verlegten Gehwegplatten oder einem gegossenen Betonfundament ist das möglich.
Auf unebenem Gelände empfiehlt sich eher die Variante mit Metallboden und Füßen. Ein großes Blech bekommt man häufig kostengünstig auf Schrottplätzen. Wichtig ist dabei natürlich, das Blech waagerecht auszurichten und von unten sicher abzustützen, zum Beispiel mit Hohlblocksteinen. Die Ränder werden an den Kanten etwas nach oben gebogen, damit verwendete Einstreu nicht so leicht an den Seiten heraus fallen kann.
Die Metallplatte wird auf einem passenden Holzrahmen fest geschraubt und das Ganze mit Hilfe einer Wasserwaage auf den Steinen waagerecht ausgerichtet und mit Winkeleisen befestigt.
An dem Holzrahmen werden später dann auch die Seitenteile befestigt.
Als Bodenbelag eignen sich beispielsweise Hanfspäne, feiner Rindenmulch, gemähtes Gras, Buchenholzgranulat oder auch Erde aus der Natur (keine Blumenerde aus dem Handel!).
Die fertigen Seitenteile werden nun mit einer Ecke beginnend im 90 Grad Winkel aufgestellt und mit Kabelbindern miteinander verbunden. So können sie noch nach Bedarf passend ausgerichtet werden. Erst, wenn alle Teile auf diese Weise verbunden sind, werden sie miteinander verschraubt. Anschließend kommen die ebenfalls doppelt vergitterten Dachrahmen darauf und werden auf die gleiche Weise befestigt. Um ein späteres Ablaufen von Regenwasser zu ermöglichen, sollte das Dach an einer Seite höher sein als auf der gegenüberliegenden Seite. Die hier als Beispiel dargestellte Voliere ist deswegen an der Rückseite 30cm höher als die Frontseite. Man kann diesen Höhenunterschied auch gut aus Holzbrettern bauen, welche den Vögeln später Schutz vor Wind und auch ein Gefühl von Sicherheit vermitteln, da sie sich naturgemäß am liebsten sehr weit oben aufhalten.
Bei der Konstruktion sind einige Dinge zu beachten, welche sich als sinnvoll für die Benutzung einer Auswilderungsvoliere erwiesen haben.
Die jungen Wildvögel, welche in der Voliere auf die bevorstehende Auswilderung vorbereitet werden, sind in der Regel nun scheu und zeigen Fluchtreflexe beim Erscheinen von Menschen. Deswegen ist ein Betreten der Voliere beim täglichen Futterwechsel nach Möglichkeit zu umgehen. Die Fütterung erfolgt nun am besten von außen durch eine Klappe. Dort sollte ein Futterbrett angebracht werden, auf welches die Näpfe gestellt werden. Die Vögel lernen schnell, dieses Brett anzufliegen, wenn sie fressen wollen. Nachdem sie frei gelassen wurden, wird weiterhin das Futterbrett für das bereit gestellte Futter, allerdings von der Außenseite benutzt. Die offene Klappe kann mit Hilfe eines angebrachten Hakens und einer Kette offen gehalten werden. Durch diese Klappe werden die Jungvögel später auch in die Freiheit entlassen.
Eine größere Tür zum Betreten der Voliere, auch für spätere Reinigungsarbeiten, wenn die Vögel ausgewildert sind, oder aus anderen Gründen ist wichtig. So lange die Vögel sich noch in der Voliere befinden, besteht allerdings die Gefahr, dass sie beim Öffnen der Tür ungewollt entfliegen können. Sinnvoll ist deswegen entweder eine angebaute Schleuse, oder aber man sichert die Öffnung zum Beispiel mit einem Insektenschutz mit Magnetverschluss, wie er für Terassentüren im Handel erhältlich ist. So schließt er sich von selbst schnell und sofort wieder nach dem Öffnen.
Das Dach der Auswilderungsvoliere sollte wetterfest und vor allem lichtdurchlässig sein. Als praktikabel haben sich deswegen Profillichtplatten erwiesen, welche von oben auf das vergitterte Dachelement geschraubt werden. Zwischen Dachelement und Gitterrahmen werden Dachlatten angebracht, auf welchen das Dachlement befestigt wird. Das Dach sollte vorne, wo sich das Futterbrett befindet, genügend überstehen, damit ablaufendes Regenwasser nicht nach innen spritzen kann und das Futterbrett später für die ausgewilderten Vögel auch bei Regen trocken bleibt.
Um die Voliere auch an den Seiten vor starkem Wind und Regen zu schützen, werden von außen passende stabile, transparente Folien angebracht, welche aufgerollt und bei Bedarf herunter gelassen werden können. Damit sie bei Wind nicht herum fliegen, wird an die Unterkante eine Holzleiste angebracht, welche auch das Aufrollen erleichtert.
Die Einrichtung der Voliere sollte aus Naturmaterialien bestehen, also Äste aus der Natur, belaubte Zweige usw. Auch Sisalseile können als zusätzliche Sitzgelegenheit verwendet werden. Wichtig ist, dass die Sitzmöglichkeiten, wie in der Natur auch, nicht alle waagerecht und parallel angebracht werden. Es ist darauf zu achten, dass die Vögel in der Voliere auch fliegen, nicht nur hüpfen können, also nicht zu viele Äste und mit genügend Abstand zueinander einbauen.
Gerne können auch Stämme, Moos und trockenes Laub auf den Boden gelegt werden, was besonders für Vogelarten, die naturgemäß viel am Boden wühlen (z.B. Amseln), von Bedeutung ist.
Eine Badegelegenheit darf auf keinen Fall fehlen. Sie sollte möglichst in Türnähe leicht zugänglich aufgestellt werden, um ein gefahrloses tägliches Wechseln des Wassers zu ermöglichen.
Die Vögel, welche in die Voliere zur Auswilderung gesetzt werden, bleiben etwa 1-2 Wochen darin und werden später bei guter Wetterprognose durch die Klappe vorne in die Freiheit entlassen. Füttern Sie bitte die Vögel zunächst morgens wie gewohnt, damit sie sich nicht hungrig nach draußen begeben müssen. Gegen Mittag kann dann geöffnet werden. Oftmals trauen sich die Vögel nicht gleich, hinaus zu fliegen. Lassen Sie ihnen die Zeit, die sie wollen, scheuchen Sie auf keinen Fall die Vögel nach draußen, sondern haben Sie Geduld. Abends wird die Voliere wieder geschlossen, damit keine Fressfeinde hinein kommen können. Wiederholen Sie das Prozedere täglich so lange, bis die Vögel genügend Mut aufbringen, die Voliere selbstständig zu verlassen.
Wenn die Vögel die Voliere verlassen haben, stellen Sie bitte noch so lange Futter und Wasser auf das Futterbrett, bis die ausgewilderten Vögel dieses nicht mehr aufsuchen. Das kann durchaus einige Tage bis Wochen dauern.