Unterbringung junger Rabenvögel

Junger Rabenvogel stützt sich auf ein zusammengelegtes Handtuch, © Susanne Wicht
Junger Rabenvogel stützt sich auf ein zusammengelegtes Handtuch, © Susanne Wicht

Je nachdem, wie alt ein junger Rabenvogel ist, wenn er in die Obhut des Menschen gelangt, sollten unterschiedliche Details bei der Unterbringung beachtet werden. Sind die Tiere noch sehr jung, ist es sinnvoll, sie in einem Ersatznest unterzubringen. Man darf keinesfalls ein Nest aus der Natur entnehmen, da sich darin unter Umständen Parasiten tummeln, die dem jungen Rabenvogel schwer zusetzen würden. Ein gutes Ersatznest ist beispielsweise ein kleines Körbchen oder je nach Alter und Entwicklungsstand des Vogels ein tiefer Tonuntersetzer, dick mit Küchentüchern ausgelegt, der Jungvogel kann hier, wie im natürlichen Nest, sein „Geschäft“ über den „Nestrand“ hinweg erledigen. Sollte vorerst kein solches „Nest“ verfügbar sein, sollte zumindest ein zusammengefaltetes Handtuch bereitgestellt werden, auf das sich der Jungvogel stützen kann.

Unbefiederte Jungtiere können ihre Körpertemperatur noch nicht selbst regulieren. Sie kühlen daher rasch aus, wenn sie nicht gewärmt werden. Das Ersatznest sollte daher mit etwas Wolligem wie etwa einer alten Wollsocke ausgelegt und der Vogel auch mit einer solchen zugedeckt werden. Ungeeignet sind Fasern wie Watte, da die Gefahr besteht, dass der Jungvogel diese verschluckt, was im ungünstigsten Fall zu einem tödlichen Darmverschluss führen kann. Außerdem können die Fasern ihm die empfindlichen Zehen oder gar die Beine abschnüren.

Zusätzlich sollte eine Wärmflasche in beziehungsweise unter das Nest gelegt werden, sodass sich die „Wohlfühltemperatur“, also circa 37°C, einstellt. Der Jungvogel wird Ihnen durch das Atmen mit geöffnetem Schnabel schnell zeigen, wann es ihm zu warm wird. Auch über Nacht muss die Wärmezufuhr geregelt werden. Sitzen mehrere Vögel zusammen in einem Nest, was nach Möglichkeit immer der Fall sein sollte, so ist eine Wärmezufuhr in aller Regel nicht nötig, da sie einander gegenseitig ausreichend wärmen. Dennoch sollten Sie vorsichtshalber gelegentlich überprüfen, ob die Vögel frieren oder nicht. Einen frierenden Vogel erkennt man nicht nur an leichtem Körperzittern, sondern auch an seinen kalten Füßen. Außerdem fühlt sich der Körper eines frierenden Vogels oft kalt an.

Der Standort des Nestes sollte möglichst an einem ruhigen Ort sein. Kontakt zu den Tieren sollte nur zu den Fütterungszeiten aufgenommen werden, damit keine zu starke Prägung auf den Menschen entsteht, die bei der Auswilderung zu Problemen führen kann.

Junge Saatkrähen, © Dagmar Offermann
Junge Saatkrähen, © Dagmar Offermann

Flügge gewordene Rabenvögel brauchen keinen Nestersatz mehr, sie bewegen sich viel und sind ausgesprochen experimentierfreudig. Sie setzen zum Beispiel sehr gern ihren kräftigen Schnabel beim Erkunden ihrer Umgebung ein. Aus diesem Grund scheiden bei ihrer Unterbringung Behältnisse aus Stoff oder Gaze natürlich aus, weil die Vögel beides leicht zerstören könnten. Ideal ist für diese Tiere auch wegen ihrer Körpergröße die Unterbringung in einer Voliere oder einem wenig benutzten Raum. Dies hat sich während der Aufzucht in Menschenobhut sehr bewährt, da die Tiere dann nicht panisch, sondern ruhiger und ausgeglichener sind.

Wer den gefiederten Rabenvogel-Pfleglingen keine solche Unterbringung bieten kann, sollte sich einen möglichst großen Käfig, zum Beispiel einen Papageienkäfig, beschaffen (eventuell leihweise vom Tierheim), welcher aber nicht als Dauerunterkunft dienen soll. In dem Käfig sind Naturäste unterschiedlicher Dicke anzubringen, damit die Vögel das Greifen trainieren können. Täglicher stundenweiser Freiflug außerhalb des Käfigs unter Aufsicht ist unbedingt erforderlich.

Junge Dohlen und junge Saatkrähe in der Voliere, © Dagmar Offermann
Junge Dohlen und junge Saatkrähe in der Voliere, © Dagmar Offermann

Sobald ein junger Rabenvogel selbstständig frisst, muss er – im Idealfall zu mehreren – zur Entwöhnung in eine Freivoliere (Voliere im Garten) umgesiedelt werden, in der er weitestgehend natürliche Verhältnisse vorfindet und in der er seine fürs Fliegen sehr wichtige Brustmuskulatur trainieren kann, indem er Flugübungen absolviert. Die Kontakte zwischen Mensch und Vogel sollten ab sofort noch stärker reduziert werden, damit das Tier eine natürliche Scheu vor dem Menschen entwickelt, die nicht selten seine Überlebenschancen in der Natur erhöht.

 

Wichtiger Hinweis: Bitte beachten Sie, dass junge Vögel auf dem Weg zur Selbstständigkeit in ihrer Unterbringung unbedingt eine Badegelegenheit benötigen.