Futter für Eulen und Greifvögel

Vor allem in ländlichen Gebieten, aber auch in den Randzonen und grünen Bereichen von Großstädten und Ballungsräumen leben zahlreiche Greifvögel und Eulen. Diese Vögel brauchen in strengen Wintern oft Hilfe vom Menschen, um nicht zu verhungern. Allerdings ist es nicht leicht, diesen Tieren zu helfen. Weil Taggreife (Bussarde und Co.) und Nachtgreife (Eulen), sehr spezielle Ernährungsgewohnheiten haben, ist solides Grundwissen erforderlich, wenn man diese Vögel artgerecht ernähren möchte. Das ist jedoch ungemein wichtig, denn durch falsches, nicht arttypisches Futter kann man diesen Tieren großen Schaden zufügen. Ihr Verdauungssystem reagiert auf viele Futtermittel sehr empfindlich und im schlimmsten Fall kann eine Fehlernährung zum Tode führen.

Sie sollten sich deshalb unbedingt an die auf dieser Seite gegebenen Empfehlungen halten, wenn Sie diesen ausgewiesenen Nahrungsspezialisten unter unseren heimischen Vögeln durch eine harte Zeit im Winter helfen möchten. Beachten Sie bitte unbedingt, dass Sie mitunter durch das Betreiben eines Futterplatzes für kleine Singvögel den Greifvögeln gewissermaßen unbeabsichtigt „helfen“, denn dort, wo sich viele Kleinvögel zum Fressen versammeln, können Greifvögel leicht Beute machen. Verurteilen Sie die Vögel nicht, wenn sie einen ihrer gefiederten Futterplatzgäste töten. Die Greifvögel sind hungrig und von der Verzweiflung getrieben, weshalb sie im Winter oft in unmittelbarer Nähe des Menschen jagen. Umso wichtiger ist es, ihnen artgerechtes Futter zukommen zu lassen, denn dann unterlassen sie meist die Jagd auf Kleinvögel.

Wenn Sie Eulen oder Greifvögeln im Winter helfen möchten, sollten Sie auch unbedingt Kontakt zu Ihrem örtlichen Vogelschutzverein oder einer lokalen Naturschutzgruppe aufnehmen, um sich von den Mitarbeitern und engagierten Tierschützern persönlich beraten zu lassen. Eventuell betreuen die Tierschutzvereine bereits eine Fütterungsstelle und Sie könnten sich dort als freiwilliger Helfer einbringen. Ist dies nicht möglich, müssen Sie einige wichtige Details beachten, falls Sie eine eigene Futterstelle betreiben möchten. Weiter unten erfahren Sie, welche Aspekte sie berücksichtigen sollten.


Gesetzliche Auflagen bei der Fütterung von Eulen und Greifvögeln beachten

Eulen und Greifvögel gehören in Deutschland zu den besonders geschützten Vogelarten. Anders als kleine Singvögel darf man sie nicht einfach füttern, hierfür ist in vielen Teilen des Landes eine behördliche Genehmigung erforderlich. Bitte wenden Sie sich an die entsprechenden Stellen in Ihrem Landkreis, meist ist die Untere Landschaftsbehörde oder das Veterinäramt zuständig. Falls diese Stellen im Einzelfall nicht zuständig ist, können Ihnen die Mitarbeiter aber normalerweise den richtigen Ansprechpartner nennen.

Wer Greifvögel besonders naturnah ernähren möchte, könnte auf den Gedanken kommen, tierische Verkehrsopfer einzusammeln. An Autobahnen und viel befahrenen Straßen finden sich recht häufig Kadaver getöteter Wildtiere, die sich prinzipiell gut als Nahrung für Greifvögel würden eignen – allerdings nur, wenn sie noch frisch sind! Und beachten Sie bitte, dass Sie nicht einfach ohne eine entsprechende Genehmigung totes Wild einsammeln dürfen, weil Sie damit Jagdwilderei begehen würden. Sie müssen Ihr Vorhaben in jedem Fall zuvor vom für das entsprechende Gebiet zuständigen Jagdaufseher absegnen lassen.


Taggreife artgerecht füttern

Zu den Taggreifen, also den am Tage aktiven Greifvögeln, die bei uns in Deutschland im Winter in der Natur anzutreffen sind, gehören Habichte, Mäusebussarde, Sperber und Turmfalken. Im Spätwinter gesellen sich die ersten heimkehrenden ziehenden Greifvögel zu ihnen, andere Taggreife kehren hingegen erst sehr spät im Jahr zurück. Deshalb brauchen bei späten Wintereinbrüchen meist außer den bereits genannten Greifvogelarten lediglich die schon zurückgekehrten Rotmilane und selten auch Schwarzmilane Unterstützung in Form von Futtergaben.

Reichen Sie den genannten Greifvögeln niemals gekochtes oder gebratenes Fleisch, das Futter dieser Tiere muss immer roh sein. Geflügelfleisch, zum Beispiel Eintagesküken sowie jegliches Wirtschaftsgeflügel, können normalerweise verfüttert werden. Besonders gut geeignet ist Taubenfleisch. Auch das Fleisch anderer kleiner Tiere, beispielsweise Kaninchen, können Sie verfüttern. Allerdings sind dabei unbedingt die gesetzlichen Vorgaben zu beachten, die den Seuchenschutz betreffen. Bitte informieren Sie sich darüber, bevor Sie Greifvögeln Fleisch anbieten.

Grundsätzlich gilt dabei aber: Schneiden Sie das Fleisch bitte niemals in schnabelgerechte Häppchen! Greifvögel verschlucken ihnen dargebotene, kleine Fleischbrocken am Stück und fressen mitunter große Mengen der von Menschen ausgelegten kleinen Fleischstücke. Da diese im Winter jedoch oft gefroren sind, liegen sie den Vögeln sehr schwer im Magen und können die Tiere innerlich auskühlen lassen, was im ungünstigsten Fall zum Tode führen könnte. Auch innere Verletzungen sind keine Seltenheit, wenn Greifvögel scharfkantige, gefrorene Fleischbrocken schlucken. Deshalb sollte man es den Vögeln nicht zu einfach machen und das Fleisch auf keinen Fall in zu kleinen Häppchen servieren. Liegen stattdessen große Fleischbrocken oder gar ganze Kadaver aus und ist dieses Futter gefroren, können die Greifvögel aus diesen meist nur winzige Stücke herausreißen. Das wiederum entspricht der natürlichen Ernährungsweise und an solchen kleinen Fleischbrocken können sie sich normalerweise selbst dann nicht verletzen, wenn sie gefroren sind. Zudem lassen derart kleine gefrorene Nahrungsstücke die Vögel innerlich für gewöhnlich nicht auskühlen.

Es ist in aller Regel nicht zwingend erforderlich, den Greifvögeln im Rahmen der Winterfütterung gewöllbildendes Futter anzubieten, also Nahrung, die unverdauliche Teile wie Federn oder Fell enthält, die später zu Gewöllen werden und von den Greifvögeln wieder ausgespuckt werden. Doch wenn diese gewöllbildenden Teile vorhanden sind, nehmen die Greifvögel das angebotene Futter meist noch etwas lieber an, als wenn sie nicht vorhanden sind.

Unser Tipp: Am besten fragen Sie einen Falkner oder in einer Greifvogelwarte, welches Futter Sie an Ihrem Greifvogel-Futterplatz im Einzelfall verabreichen sollten und wo es in Ihrer Gegend erhältlich ist.

Bitte keine Schlachtabfälle verfüttern!
Machen Sie es sich bei der Fütterung von Greifvögeln bitte nicht zu einfach, denn damit könnte man den Tieren langfristig schaden. So werden beispielsweise auf einigen Webseiten und in manchen Literaturquellen Schlachtabfälle als brauchbare Nahrung für Greifvögel empfohlen. Doch solche Abfallprodukte aus Fleischereien sind in Wahrheit nicht für die Fütterung geeignet! Bitte organisieren Sie lieber artgerechtes Futter, indem Sie wie bereits weiter oben erwähnt mit einem Falkner oder einer Greifvogelwarte sprechen und nach gutem Futter fragen, das in Ihrer Region erhältlich ist.

Nachtgreife artgerecht Füttern

Eine am Tage jagende Schleiereule ist ein recht seltener Anblick, © nick ford via Flickr
Eine am Tage jagende Schleiereule ist ein recht seltener Anblick, © nick ford via Flickr

In Deutschland kommen im Winter mehrere nachtaktive Greifvogelarten (Nachtgreife) vor: Raufußkauz, Schleiereule, Sperlingskauz, Steinkauz, Sumpfohreule, Uhu, Waldkauz und Waldohreule. Nur wenige dieser Arten kommen flächendeckend vor, viele sind nur in bestimmten Gebieten anzutreffen. Doch unabhängig davon, wie häufig diese Eulen in Deutschland verbreitet sind, ist es relativ schwierig, diese Tiere im Winter mit Nahrung zu unterstützen: Eulen nehmen für gewöhnlich ausschließlich lebendes Futter annehmen.

Fast alle Eulenarten jagen nahezu ausschließlich während der Nacht, sie spüren ihre Beute mit ihrem überaus feinen Gehör auf. Es ist daher sinnvoll, sie mit natürlicher Nahrung zu versorgen, indem man bewusst versucht, Kleinsäuger anzusiedeln. Diese Tiere haben dann prinzipiell sogar noch eine Chance, einer angreifenden Eule zu entkommen. Am besten eignen sich Brotreste und Getreide, um kleine Säuger wie Mäuse anzuziehen und sesshaft zu machen. Um die Kleinsäuger auf Feldern oder in Ihrem Garten anzusiedeln, können Sie darüber hinaus Stroh auslegen, das die Tiere gern als Nest aufsuchen. Beachten Sie aber bitte, dass Ihre Nachbarn möglicherweise nicht sonderlich davon angetan sind, wenn Sie bewusst Mäuse oder gar Ratten anlocken, um damit die Nahrungssituation für Eulen zu verbessern.

In manchen Literaturquellen wird der Hinweis gegeben, man solle zum Beispiel lebende Mäuse in großen Kunststoffwannen in den Garten stellen, damit die Eulen sie fangen können. Diese Ratschläge sind nicht im Sinne des Tierschutzes, weil den Kleinsäugern auf diese Weise nicht der Hauch einer Chance bleibt, ihr Leben zu retten. Siedelt man hingegen Mäuse im natürlichen Umfeld an, könnten sie prinzipiell noch fliehen, wenn sich ihnen eine Eule nähert.


Linktipp

Auf der Website Greifvogelhilfe.de gibt es detaillierte Informationen zur Winterfütterung von Greifvögeln und Eulen.

Achtung: In Zeiten der Vogelgrippe fragen sich viele Menschen, ob es eventuell gefährlich ist, einen Vogelfutterplatz zu betreiben. Der Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) hat hierzu im November 2016 eine Stellungnahme veröffentlicht, aus der hervorgeht, dass die Fütterung unproblematisch ist: Vogelgrippe und Winterfütterung: Keine Panik! – Die Vogelgrippe ist nicht gefährlich für Gartenvögel