Zaunkönig – Vogel des Jahres 2004
Beitrag von Gaby Schulemann-Maier, Team Wildvogelhilfe, Oktober 2003
Er ist winzig, keck und gehört zu den Vögeln, die sich gern in der unmittelbaren Nachbarschaft des Menschen aufhalten: der Zaunkönig, seines Zeichens der Vogel des Jahres 2004. Lernen Sie den Zwerg aus dem Gestrüpp in unseren Gärten kennen!
Das Beste vorweg: Anders als viele andere Vogelarten, die vor dem Zaunkönig zu Jahresvögeln ausgelobt worden sind, ist diese Spezies keineswegs vom Aussterben bedroht oder anderweitig in Bedrängnis. Vielmehr fiel die Wahl des NABU deshalb auf den kleinen, bräunlich gefärbten Vogel, weil er aufgrund seines charmanten Auftretens ein immenser Sympathieträger für den Naturschutz ist. Sein Name ist den meisten Menschen geläufig, doch über die Lebensweise des heimlichen Nachbarn ist ihnen oft wenig bekannt.
Mit seiner Körpergröße von 9,5 cm ist der Zaunkönig gemeinsam mit dem Wintergoldhähnchen und dem Sommergoldhähnchen bei uns in Deutschland die kleinste einheimische Vogelart. Ihr wissenschaftlicher Name Troglodytes troglodytes erscheint da schon fast länger als ein ausgewachsenes Exemplar der Art!
Nicht nur aufgrund ihrer geringen Körpergröße sind Zaunkönige unverkennbar. Ihre typische Körperhaltung ruft meist ein Schmunzeln bei menschlichen Beobachtungen hervor. Selbstbewusst stellen die Vögel den winzigen Schwanz steil empor, während sie zum Beispiel auf einem Zaunpfahl laut zwitschern – wie echte, kleine Könige halt.
An ihren Schwanzfedern kann man übrigens die Stimmung der Vögel ablesen. Je steiler sie aufgerichtet sind, desto aufgeregter oder energischer sind die Tiere in aller Regel. Lassen sie bei steil nach oben stehender Schwanzfeder ihre typischen Kecker-Laute ertönen, passt ihnen irgendetwas ganz gewaltig nicht in den Kram. Mit energischen Rufen („Teck-teck-teck“, siehe Klangbeispiel von Gerard Olivier) tun sie beispielsweise ihren Unmut kund, wenn sich eine Katze in ihrem Revier aufhält.
Hat sich der Zaunkönig wieder beruhigt, begibt er sich meist schnell zurück ins Unterholz oder Gestrüpp, um dort seinem Tagwerk nachzugehen: der Suche nach nahrhaften Insekten. Im Herbst kann man die braun gefiederten Vögel regelrecht in Laubbergen nach Nahrung „tauchen“ sehen. Doch Insekten sind nicht die einzige Nahrung dieser gefiederten Winzlinge. Gelegentlich ergänzen im Herbst Beeren den Speisezettel der Zaunkönige.
Bereits im späten Winter lassen die Männchen erstaunlich laut und ausdauernd ihren perlenden Gesang erklingen, um ihr Revier akustisch zu markieren und um den Weibchen zu imponieren. Wie sich das typische Lied des Zaunkönigs anhört, lässt sich im Klangbeispiel von David Bissett nachhören.
Die Paarung und Jungenaufzucht der Zaunkönige erfolgen von April bis Juli, gebrütet wird meist in Bodennähe in Gebüschen oder im Unterholz. Oft legt der Kuckuck seine Eier in das Nest des Zaunkönigs, da dieser sehr gewissenhaft für seinen – und auch den fremden – Nachwuchs sorgt.
Ihr zierlicher Körperbau hat für die Zaunkönige einen entscheidenden Nachteil: In kalten Winternächten verlieren diese kleinen Vögel prozentual betrachtet mehr Energie und dadurch Gewicht als größere Vögel. Um nicht zu erfrieren, schlafen Zaunkönige im Winter daher meist in kleinen Gruppen an einem geschützten Platz, wobei sich die einzelnen Tiere dicht aneinander kuscheln. Da der Zaunkönig kein Zugvogel ist, ist diese Strategie für ihn besonders wichtig, um die kalte Jahreszeit in unseren Breiten überstehen zu können.
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