Insektenfresser werden selbstständig
Man erkennt Vertreter der insektenfressenden Vögel an ihrem langen, vorn spitz zulaufenden Schnabel. Mit diesem werden Insekten wie mit einer Pinzette gefangen und gefressen.
Zu den Vogelarten, die sich von Insekten ernähren, zählen
- Bachstelze
- Blaumeise
- Dorngrasmücke
- Gartenbaumläufer
- Gartengrasmücke
- Gartenrotschwanz
- Gebirgsstelze
- Grauschnäpper
- Halsbandschnäpper
- Haubenmeise
- Hausrotschwanz
- Klappergrasmücke
- Kohlmeise
- Mönchsgrasmücke
- Rotkehlchen
- Schafstelze
- Schwanzmeise
- Sommergoldhähnchen
- Sumpfmeise
- Tannenmeise
- Trauerschnäpper
- Waldbaumläufer
- Weidenmeise
- Wintergoldhähnchen
- Zaunkönig
- Zilpzalp
- Zwergschnäpper
Für alle, die sich für die Systematik der Vögel interessieren, sei noch angemerkt, dass somit Vertreter der Vogelfamilien der Baumläufer (Certhiidae), Fliegenschnäpper (Muscicapidae), Goldhähnchen (Regulidae), Meisen (Paridae), Stelzen und Pieper (Motacillidae) sowie Zaunkönige (Troglodytidae) auch als Insektenfresser bezeichnet werden können. Schwalben (Hirundinidae) gehören ebenfalls zu dieser Gruppe, wir stellen sie aber wegen ihrer noch etwas spezielleren Anforderungen in einem eigenen Kapitel vor.
Die weiter oben genannten Insektenfresser mit Ausnahme der Schwalben halten sich als erwachsene Individuen weniger am Boden auf, sondern vor allem auf Zweigen beziehungsweise im dichten Geäst von Bäumen und Hecken. Daher ist der Bodenbelag für Vertreter der oben genannten Vogelarten in Menschenobhut nicht so sehr von Bedeutung wie bei der Unterbringung von Amseln. Da viele Insektenfresser zu den Zugvögeln zählen, ist ein intaktes Gefieder von enormer Wichtigkeit. Es darf durch die Unterbringung nicht geschädigt werden, was an starren Käfiggittern durch Anstoßen beim Erlernen des Fliegens leicht geschehen könnte. Geeignet sind hier faltbare Hundeboxen, Flexarien oder ein Popup-Bällehaus, wie wir es im Kapitel Unterbringung von Ästlingen beschreiben. Die Behausung wird mit begrünten Zweigen in unterschiedlichen Dicken und Formen ausgestattet.
Wichtig ist nun neben der Gabe gefrosteter Insekten auch das Reichen lebender Insekten. Durch die Bewegungen der Futtertiere wird der Trieb im jungen Insektenfresser geweckt, das Insekt zu fangen und zu fressen. Diese wichtige Lektion müssen die jungen Vögel lernen, um sich später draußen selbst ernähren zu können. Für diesen Zweck können Sie beispielsweise lebende Buffalos oder Mehlwürmer in einer flachen Schale anbieten, aus der die Futtertiere nicht entkommen können. Auch lebende Fliegen oder Fruchtfliegen sind nun sehr willkommen, um das selbstständige Erbeuten von Insekten zu erlernen. Welche Insekten als Futtermittel geeignet sind, entnehmen Sie bitte unserem Kapitel über die einzelnen Futtermittel für junge Wildvögel. Eine Schale mit Wasser sollte natürlich ebenfalls nicht fehlen, damit die Vögel trinken und baden können.
Vor allem Meisen fressen in Freiheit bevorzugt Blattläuse und andere winzige Insekten. Sollten Sie also mit Blattläusen befallene Zweige und Triebe finden, sind diese von unschätzbarem Wert für junge Meisen. Sie werden staunen, wie interessiert jedes Blatt untersucht und dann die Blattläuse der Reihe nach abgepickt werden. Lebende Raupen und Insekten aus dem Garten sind gleichfalls von großer Bedeutung, wobei aber unbedingt die Naturschutzvorgaben zu beachten sind – viele Insekten stehen in Deutschland unter Naturschutz. Außerdem sollten noch frische und aufgetaute Tiefkühlinsekten, wie Heimchen und wenige Mehlwürmer bereitstehen. Lebende Drohnenbrut ist ein besonderer Leckerbissen für Meisen.
Schon gewusst? Meisen haben eine besondere Art, größere Futtertiere zu fressen: Sie halten das Insekt oder den Wurm mit den Füßen fest und picken dann mit dem Schnabel als erstes den Kopf ab, bevor sie den Rest des Futtertieres fressen. Bei Blattläusen funktioniert das so natürlich nicht. 😉
Bitte vergessen Sie auch nicht, den Vögeln eine Badegelegenheit anzubieten. Warum das sehr wichtig ist, können Sie im übergeordneten Kapitel Der Weg zur Selbstständigkeit nachlesen.