Das ‚glückliche‘ Osterei

Lose Eier, © jackmac34 / Pixabay
Lose Eier, © jackmac34 / Pixabay

Eier gehören zum Osterfest wie das Salz zur Suppe. Leider denkt im Ostertrubel aber nicht jeder an die Herkunft dieser tierischen Lebensmittel. Dem Team von Wildvogelhilfe.org ist es ein wichtiges Anliegen, das Augenmerk auf die gefiederten Produzentinnen der Eier zu richten und dazu beizutragen, dass sie mit mehr Respekt behandelt werden.

Bereits kurz nach Weihnachten beginnt in vielen Supermärkten der Verkauf knallbunt bemalter oder gefärbter Eier, mit denen viele Menschen sich und ihren Lieblingen zu Ostern eine Freude bereiten möchten. Manche Leute haben hingegen erheblich mehr Spaß daran, kurz vor Ostern mit ein wenig Farbe und viel Fantasie ihre eigenen eiförmigen Kunstwerke zu schaffen, weshalb sie ungefärbte, jungfräulich weiße Eier kaufen. Seien es nun ausgeblasene Eier, deren künstlerisch aufgewertete Schalen am Osterstrauch baumeln, oder aber klassische Ostereier, wie sie an den Feiertagen nicht nur auf den Frühstückstischen, sondern auch in den Osternestern zu finden sind, der größte Teil dieser Eier stammt nicht unbedingt von Hühnern aus Freilandhaltung.


Konventionelle Haltung in ausgestatteten Käfigen

Einst war eine extrem beengte Käfighaltung von Legehennen wie diese auch in Deutschland erlaubt, gemeinfreies Werk via Wikipedia
Einst war eine extrem beengte Käfighaltung von Legehennen wie diese auch in Deutschland erlaubt, gemeinfreies Werk via Wikipedia

Zwar hat die EU auf das Tierschutzproblem längst reagiert, weshalb die konventionelle Käfighaltung in Mini-Unterkünften seit dem 1. Januar 2012 in allen Ländern der Europäischen Union verboten ist. Aber die seitdem vorgeschriebene Unterbringung in Legebatterien ist aus Sicht der Legehennen wohl nach wie vor nicht erstrebenswert. Hinter der Bezeichnung „ausgestatteter Käfig“ verbirgt sich eine Unterbringung, die jedem darin untergebrachten Tier 750 cm² Platz bieten und außerdem einen Scharrbereich, Sitzstangen und Nester bereithalten muss. Was auf den ersten Blick besser aussieht als das, was die Hühner früher hatten, ist aber nach wie vor sehr beengt. 750 cm² Platz pro Tier bedeutet, dass sich auf einen m² etwa 13 Hühner drängen würden – auf die Dauer ist das ganz schön eng! Umso mehr wird dies deutlich, wenn man bedenkt, wie bewegungsfreudig Hühner von Natur aus sind. Für echte Tierfreunde sollten Hühnereier aus konventioneller Haltung deshalb tabu sein. Doch gibt es bessere Alternativen, also Ostereier von ‚glücklichen‘ Hühnern?

Begriffe wie Kleingruppenhaltung, Bodenhaltung, Freilandhaltung oder Bioeier begegnen dem Verbraucher in Supermärkten beim Eierkauf. Die Verpackungen sollten die Haltungsform im Idealfall ausweisen, aber was steckt denn nun tatsächlich jeweils dahinter? Sind die Haltungsbedingungen für Hennen bei der Bodenhaltung besser als diejenigen für Hennen aus Biohaltung? Werfen Sie mit uns einen kurzen Blick auf die Hintergründe.


Kleingruppenhaltung

Diese Form der Hühnerhaltung wurde in Deutschland im Jahr 2006 entwickelt und sie soll den Tieren bessere Bedingungen als bei einer Haltung in ausgestatteten Käfigen bieten. Die Legehennen werden in Kleingruppen von meist 40 bis 60 Tieren gemeinsam gehalten. Dabei steht jeder Henne rein rechnerisch eine Fläche von 800 bis 900 cm² zum Bewegen zur Verfügung – das entspricht etwa elf bis zwölf Hennen pro m². Sehr viel mehr Raum als im Fall der Haltung in ausgestatteten Käfigen haben die Tiere somit nicht. Jedoch haben die Vögel bei der Kleingruppenhaltung erhöhte Sitzstangen, abgedunkelte Nester und einen 900 cm² großen Bereich pro zehn Hennen mit Einstreu, wo die Tiere scharren können. Tierschützer haben gegen diese Haltungsform protestiert und der Bundesrat hat am 6. November 2015 beschlossen, dass die Haltung von Legehennen in Kleingruppen in ausgestalteten Käfigen beendet werden soll. Die Auslauffrist für die bestehenden Betriebe dauert noch bis Ende 2025, in Härtefällen können die Tiere bis zu drei weitere Jahre so gehalten werden.

Eine Fütterung mit Fischmehl und gentechnisch veränderten Futtermitteln sowie das Verabreichen von Antibiotika und Leistungsförderern ist bei dieser Form der Legehennenhaltung erlaubt.


Bodenhaltung

Bei der Bodenhaltung haben die Hennen nur wenig Platz und in den meisten Fällen kaum bis gar kein Tageslicht, gemeinfreies Werk via Wikipedia
Bei der Bodenhaltung haben die Hennen nur wenig Platz und in den meisten Fällen kaum bis gar kein Tageslicht, gemeinfreies Werk via Wikipedia

Die wilden Vorfahren der Legehennen halten sich meist am Boden auf, weshalb das Wort „Bodenhaltung“ zunächst einmal artgerecht klingt. In der Massentierhaltung, wie sie bei der Lebensmittelgewinnung üblich ist, gibt es aber einige Aspekte, die aus Sicht der Tiere vermutlich nicht sonderlich angenehm sind. Oft befinden sich die Vögel bei der Bodenhaltung in großen Hallen und sehen nie das Tageslicht, nur in manchen Fällen gibt es einen überdachten Auslauf, bei dem die Hennen zumindest ein wenig an die frische Luft gelangen können.

Bei der Bodenhaltung werden die Sitzstangen oft in gestufter Form über einer Kotgrube angeordnet, um den Platz besser auszunutzen. Für die Hennen bedeutet dies, dass sie innerhalb ihrer Gruppe um die besten Plätze – diese befinden sich möglichst weit oben – streiten müssen. Fress- und Trinknäpfe befinden sich etwas oberhalb der Stangen, damit die Vögel dort beim Fressen und Trinken den Kot in die dafür vorgesehene Grube fallen lassen und möglichst wenige andere Stellen ihrer Unterbringung mit ihren Hinterlassenschaften beschmutzen. Auf dem Boden gibt es einen Bereich zu Scharren und einen, auf dem sich die Nester der Hennen befinden.

Es gibt zudem eine Variante der Bodenhaltung, die ein wenig anders aussieht, als man es bei dieser Bezeichnung erwarten würde. Die Vögel leben nicht auf dem Boden, sondern in Volieren, in denen es mehrere Etagen von Nestern, Sitzstangen und Futtertrögen gibt und die so für die Betriebe eine noch bessere Platzausschöpfung ermöglichen – im Grunde ist es also ein weiteres Beispiel für Masse statt Klasse.

Eine Fütterung mit Fischmehl und gentechnisch veränderten Futtermitteln sowie das Verabreichen von Antibiotika und Leistungsförderern ist bei dieser Form der Legehennenhaltung erlaubt.


Freilandhaltung

Legehennen in Freilandhaltung, © Maqi via Wikipedia
Legehennen in Freilandhaltung, © Maqi via Wikipedia

Wie es die Bezeichnung bereits vermuten lässt, leben die Hennen bei dieser Form der Haltung im Freien, sollte man meinen. Tatsächlich sind sie aber Stallbewohnerinnen, denen ein Freilauf im Außenbereich mit einer Größe von mindestens 4 m² pro Huhn zur Verfügung steht. Bezüglich des Stalls gelten dieselben Vorschriften wie bei der Bodenhaltung. Der Freilauf steht den Hennen tagsüber zur Verfügung, sie sind dem Tageslicht und der Witterung ausgesetzt, wenn sie dies möchten. Während der Nacht bleiben sie im Stall.

Eine Fütterung mit Fischmehl und gentechnisch veränderten Futtermitteln sowie das Verabreichen von Antibiotika und Leistungsförderern ist bei dieser Form der Legehennenhaltung erlaubt.


Biohaltung

Alles, was den Namensbestandteil „Bio“ enthält, wird von vielen Verbrauchern als besonders gut erachtet, aber in Bezug auf die Hühner gibt es auch hierbei oft Zustände, die durchaus fragwürdig sind. Zwar ist bei der ökologisch orientierten Haltung der Legehennen ein Auslauf vorgeschrieben, aber dennoch leben die Tiere eine großen Teil ihrer Zeit im Stall. Maximal sechs Tiere pro m² dürfen es im Stall sein und der Freilauf pro Henne muss mindestens 4 m² betragen. In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Berichte, gemäß derer die Regelungen angeblich nicht immer eingehalten werden, sodass die Vögel beispielsweise an den Wochenenden keinen Freilauf haben, siehe Beitrag auf Biowahrheit.de.

Das Futter für die Legehennen muss aus biologischem Anbau stammen. Eine Fütterung mit Fischmehl und gentechnisch veränderten Futtermitteln sowie das Verabreichen von Antibiotika und Leistungsförderern ist bei dieser Form der Legehennenhaltung verboten.


Kennzeichnung der Eier

Eier müssen einen Stempel tragen, der ihre Herkunft belegt, © Gaby Schulemann-Maier
Eier müssen einen Stempel tragen, der ihre Herkunft belegt, © Gaby Schulemann-Maier

Weil Verpackungen oft nicht aussagekräftig sind und die Verbraucher an der Nase herumgeführt werden könnten oder weil Eier umsortiert werden könnten, ist es seit vielen Jahren gesetzlich vorgeschrieben, dass jedes Hühnerei im regulären Verkauf einen Stempel als individuelle Kennzeichnung trägt.

Diese Aufdrucke verraten nicht nur, aus welchem Land und welchem Produktionsbetrieb das jeweilige Ei stammt, sondern sie verraten auch, auf welche Art es produziert wurde. Wie man auf dem rechts gezeigten Foto erkennt, besteht der Aufdruck aus einer Kombination aus Buchstaben und Zahlen. Der Bestimmungsschlüssel lautet:

0 = Biohaltung
1 = Freilandhaltung
2 = Bodenhaltung
3 = Käfighaltung
DE = Länderkürzel für Deutschland


Welche Eier kauft man am besten für das Osterfest – oder generell?

Gekochte Frühstückseier, © jackmac34 / Pixabay
Gekochte Frühstückseier, © jackmac34 / Pixabay

Wer tierfreundlich leben möchte, sich aber nicht vegan ernähren will, sollte zumindest auf Eier aus Biohaltung zurückgreifen oder am besten bei einem vertrauensvollen Landwirt in der Nähe die Eier beziehen, wenn klar ist, dass die Hühner es dort wirklich gut haben.

Vermeiden Sie es, industriell gefärbte Eier zu kaufen. Diese stammen meist aus konventioneller Käfighaltung. Kaufen Sie lieber selbst Bioeier oder Eier direkt vom Erzeuger und färben Sie sie in Eigenregie. Dann wissen Sie, was auf Ihren Teller kommt und haben außerdem Spaß beim kreativen Gestalten Ihrer persönlichen kleinen Oster-Kunstwerke.


Gute Kekse, böse Kekse – versteckte Eier in Lebensmitteln

Viele Plätzchen enthalten versteckte Eier, © mccartyv / Pixabay
Viele Plätzchen enthalten versteckte Eier, © mccartyv / Pixabay

Diese leckeren, luftigen Biskuit-Kekse, die Tante Anni im letzten Jahr am Ostermontag zum Kaffee kredenzt hat, waren großartig und wandern deshalb für das diesjährige Fest in den Einkaufswagen. Und wie wäre es am Ostersonntag zur Feier des Tages mit richtig guten Spätzle? Eine prima Idee, auch diese Nudelspezialität wird gekauft. Fürs Genießen am Abend darf es gern ein Fläschchen Eierlikör sein – verschenken kann man den ja ebenfalls ganz gut. Dazu gibt’s noch ein paar Bioeier, denn man will ja kein Tierleid unterstützen, erst Recht nicht an Ostern.

Dem für das Thema sensibilisierten Verbraucher ist vermutlich längst aufgefallen, dass dieses kleine Einkaufsbeispiel bezeichnend für das Kaufverhalten in Deutschland ist. Etliche Verbraucher sind zwar dazu bereit, Bioeier zu kaufen, weil sie die Käfighaltung der Hennen nicht unterstützen möchten. Trotzdem entscheiden sie sich oft für Produkte, in denen eben diese Eier aus Käfighaltung in versteckter Form enthalten sind – und unterstützen somit genau das, was sie eigentlich als abschreckend empfinden. Ihnen ist nicht bewusst, was sie kaufen, weil sie die Zutatenlisten in aller Regel nicht lesen oder nicht darüber nachdenken, dass bestimmte Inhaltsstoffe in Bezug auf den konsequenten Tierschutz problematisch sein könnten.

Spätzle enthalten oft Eier, die meist von Hennen aus Käfighaltung oder allenfalls aus Bodenhaltung stammen, © Hans / Pixabay
Spätzle enthalten oft Eier, die meist von Hennen aus Käfighaltung oder allenfalls aus Bodenhaltung stammen, © Hans / Pixabay

Zahlreiche Lebensmittel enthalten Eier, Eiklar oder Eigelb und bei konventionell gefertigten Lebensmitteln stammen diese Inhaltsstoffe fast ausnahmslos aus Eiern, die in konventioneller Käfighaltung produziert werden. Eierspätzle und -nudeln, zahlreiche Gebäcksorten und sogar Süßspeisen aus dem Kühlregal, Eierlikör sowie Fertigsalate oder Mayonnaise enthalten Eier. Ohne sie wäre ihr Geschmack nur halb so gut oder die Herstellung gar nicht erst möglich – an die Haltungsform der Hühner wird dabei oft kaum ein Gedanke verschwendet. Glücklicherweise finden sich in Bioläden Alternativen, denn dort sind Produkte erhältlich, die Bioeier enthalten. Oder aber man liest im Supermarkt die Zutatenliste und greift zu solchen Produkten, die keine Eier oder Eierzeugnisse enthalten, denn auch auf diese Weise kann man durch sein Kaufverhalten Eier aus konventioneller Käfighaltung boykottieren.


Links zum Thema

Hennen im Grünen, © PublicDomainPictures / Pixabay
Hennen im Grünen, © PublicDomainPictures / Pixabay

Auf tierrechte.de gibt es unter anderem Infos zum Leid der sogenannten Nutztiere. Bei wb13.de beschreiben poetische Worte die traurige Situation der Batteriehenne Roberta.

Das Kontrastprogramm zu diesen schrecklichen Inhalten verbreitet allein schon durch den hinterlegten „Hühnersong“ richtig gute Laune, also die Lautsprecher einschalten und hier klicken: Rent-A-Chicken.

Sachliche Informationen über das Produkt „Hühnerei“ finden sich beispielsweise auf der Website des Vereins für kontrollierte Tierhaltungsformen. Der BUND hat vor einiger Zeit eine Studie zur Tiergerechtheit von Haltungssystemen bei Legehennen herausgegeben: Link. Einen ergreifenden Artikel über befreite Legehennen hat die WELT veröffentlicht.