Vogel mit verschnürten Füßen gefunden

Zu verschnürten Beinen und Füßen kann es leicht kommen, wenn Wildvögel mit achtlos weggeworfenen Schnüren und Fäden in Berührung kommen. Auch liegengelassene Angelschnüre sind ein weit verbreitetes Problem, weil sich Vögel darin verfangen können. Dies kann nicht nur Verschnürungen von Gliedmaßen bei Wasservögeln und anderen Vogelarten nach sich ziehen, sondern auch andere schwerwiegende Verletzungen hervorrufen.

So können Sie helfen
Sogar dann, wenn Sie selbst keinen betroffenen Vogel fangen und behandeln können, können Sie den Tieren dennoch helfen, indem Sie sichtbare Fäden und Schnüre vom Boden aufheben, einsammeln und im Mülleimer entsorgen. Besonders groß ist die Gefahr durch Reste von Christbaumnetzen oder auch auf Stoffmärken und Ähnlichem. Denn in Bezug auf diesen für Vögel gefährlichen Müll gilt ganz eindeutig: Vorsorge ist besser als Heilen!

Besonders Tauben leiden in unserer Städten unter der weit verbreiteten Wegwerfmentalität der Menschen. Damit sind nicht nur Essensreste und Müll gemeint. Was gerade für Tauben, die täglich bei der Futtersuche teils sehr weite Strecken zu Fuß zurücklegen müssen, verheerend sein kann, sind am Boden liegende Schnüre, Fasern und Fäden. Diese bleiben oft zunächst zwischen den Zehen hängen und wickeln sich dann immer mehr um die Füße, ohne dass die Taube sich selbst von ihnen befreien kann. Dabei ziehen sich die Fäden ständig enger um die Zehen und Füße und schneiden bald so sehr ein, dass die Blutzirkulation unterbunden wird. Die Folge ist, dass die abgebundenen Zehen und Füße absterben. Dies geschieht jedoch nicht schnell, sondern erst nach einem langen Martyrium mit Entzündungen und starken Schmerzen für die Taube. Vielfach werden beide Füße miteinander verheddert, sodass die Taube quasi gefesselt ist und kaum noch laufen kann.

Wenn Sie mit aufmerksamem Blick durch die Stadt gehen und Ihnen eine Taube mit diesem Problem auffällt, zögern Sie bitte nicht mit dem Versuch, sie einzufangen und von den Schnüren zu befreien. Wie Sie eine hilfsbedürftige Taube am besten einfangen, haben wir hier sehr detailliert beschrieben.
Ist es Ihnen gelungen, eine in Not geratene Taube einzufangen, bringen Sie diese schnell nach Hause oder besser gleich zum Tierarzt.

Bitte entfernen Sie nur die Schnüre selbst, die locker sind und sich leicht entfernen lassen. Tief sitzende Schnüre sollten lieber nicht vom Laien entfernt werden, sondern vom Tierarzt, am besten unter Narkose, um der Taube unnötige Schmerzen zu ersparen
Man braucht nicht viel, um einer Taube mit verschnürten Füßen zu helfen. Ⓒ Andrea Girsch
Man braucht nicht viel, um einer Taube mit verschnürten Füßen zu helfen. Ⓒ Andrea Girsch

Leider sind nicht alle Tierärzte bereit, eine Stadttaube zu behandeln. Für diesen Fall möchten wir Ihnen Hilfestellung geben, wie Sie selbst der Taube helfen können.

Locker sitzende Fäden können Sie selbst vorsichtig entfernen. Man braucht eine Pinzette (wenn vorhanden mit kleinem Lämpchen), gegebenenfalls eine Lupe, eine spitze Schere (zum Beispiel eine kleine Hautschere) und eine jodhaltige Salbe (beispielsweise Braunovidon-Salbe). Ein antiseptisches Wundspray wie etwa Octenisept leistet gute Dienste bei der Vorbereitung der Behandlung. Sowohl die Salbe als auch das Desinfektionsspray sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlich und sind auch für Sie selbst nützlich, falls Sie sich einmal verletzen. Ideal ist es, wenn eine zweite Person die Taube festhält und Sie beide Hände frei haben, um die Schnüre vorsichtig zu entfernen. Wenn Sie allein sind, kann die Taube in einen Schal gewickelt werden, weshalb wir dieses Utensil in unserer Abbildung zeigen.

Befolgen Sie nun Schritt für Schritt unsere Anleitung: Als erstes sprühen Sie den Fuß mit Wunddesinfektionsspray ein und lassen es kurz einwirken. Dadurch wird die Haut ein wenig aufgeweicht, wodurch sich die Fäden meist leichter lösen lassen.

Dann entfernen Sie sehr vorsichtig mit Hilfe von Pinzette, Schere und Lupe die Fäden. Hierbei sollten Sie bitte niemals kräftig an den Fäden ziehen, denn dadurch könnten sich diese noch tiefer in die Haut oder eine bereits vorhandene Wunde schnüren. Schwarze Zehen sind abgestorben. Diese sind auf jeden Fall vom Tierarzt zu entfernen und die Wunde entsprechend zu behandeln.

Sind alle Fäden und Schnüre entfernt, werden die Füße vorsichtig mit jodhaltiger Salbe eingecremt.

Anschließend setzt man die Taube in eine Box, die mit einem weichen Handtuch ausgelegt ist. Darüber kommt eine Lage Küchenpapier, welches zu wechseln ist, sobald die Taube es mit ihrem Kot verschmutzt hat. Es ist wichtig, den Bodenbelag stets sauber zu halten, damit die verletzten Füße der Taube nicht mit dem Kot in Berührung kommen.

Bitte beachten Sie: Durch die wiedereinsetzende Durchblutung hat das Tier unmittelbar nach dem Entschnüren noch größere Schmerzen als vorher. Gönnen Sie dem Vogel nach Möglichkeit viel Ruhe und behalten Sie ihn ein paar Tage zur Erholung und Schonung bei sich. Würden Sie das Tier sofort wieder freilassen, müsste es sich trotz seiner starken Schmerzen sofort wieder um die Nahrungsbeschaffung kümmern und gegen Artgenossen durchsetzen. Bei Bedarf wird ein Schmerzmittel gegeben, welches man am besten beim Tierarzt besorgt, der auch gleich die richtige Dosierung nennen kann und gegebenenfalls die Wunden kontrolliert.