Vogelfreundliche Terrassen

Ein Beispiel für eine vogelfreundlich gestaltete Terrasse, © Dagmar Offermann
Ein Beispiel für eine vogelfreundlich gestaltete Terrasse, © Dagmar Offermann

Wer beispielsweise in einer Großstadt wohnt und keinen Garten, sondern nur eine Terrasse zur eigenen Nutzung zur Verfügung hat, kann auch dort eine kleine Oase für die Vogelwelt einrichten. Das gilt selbstverständlich ebenfalls dann, wenn man eine Terrasse und einen Garten hat und auf dem Land wohnt.

Erstaunlich, aber wahr: Selbst auf kleinstem Raum lassen sich durch geschickte Aufteilung und und die Wahl der richtigen Pflanzen kleine Biotope und Rückzugsgebiete schaffen, die von vielen Vögeln wie zum Beispiel Amseln oder Meisen meist gern angenommen werden. Den Tieren macht die Nähe zum Menschen dabei meist nichts aus.

Eine Amsel nimmt ein Sonnenbad, © Michael Schleicher
Eine Amsel nimmt ein Sonnenbad, © Michael Schleicher

Solche grüne Oasen im Miniaturformat sind überdies für uns Menschen Orte zum Entspannen und ein schöner Blickfang. Mit ein wenig Glück gelingt es sogar oft, viele verschiedene gefiederte Besucher auf die vogelfreundliche Terrasse zu locken, wobei man jedoch nicht allzu ausgefallene Arten erwarten sollte. Insbesondere in Städten kommen nur einige wenige Vogelarten vor. Hinzu kommt, dass manche Vogelarten nie auf Terrassen kommen, zum Beispiel die scheue Feldlerche oder Kiebitze. Doch auf eine ganze Reihe von Vogelarten ist Verlass, sie lassen sich meist recht schnell blicken, wenn das Umfeld ihren Ansprüchen genügt, und oft bringen sie im Frühling und Frühsommer sogar ihren Nachwuchs mit.


Welche Vogelarten besuchen Terrassen?

Relativ wahrscheinliche Gäste einer vogelfreundlichen Terrasse sind:

  • Amsel (ganzjährig)
  • Blaumeise (ganzjährig)
  • Elster (ganzjährig)
  • Gimpel (ganzjährig)
  • Girlitz (Sommerhalbjahr)
  • Grünfink (ganzjährig)
  • Hausrotschwanz (Sommerhalbjahr)
  • Haussperling (ganzjährig)
  • Heckenbraunelle (ganzjährig)
  • Kohlmeise (ganzjährig)
  • Mönchsgrasmücke (Sommerhalbjahr)
  • Rotkehlchen (ganzjährig)
  • Star (Sommerhalbjahr, lokal auch ganzjährig)
  • Stieglitz (ganzjährig)
  • Zaunkönig (ganzjährig)
Spatzen auf dem Frühstückstisch im Freien, © RainerSturm / Pixelio.de
Spatzen auf dem Frühstückstisch im Freien, © RainerSturm / Pixelio.de

Einige der genannten Vogelarten sind so sehr an die Anwesenheit des Menschen gewöhnt, dass sie regelrecht unerschrocken sind und sich sogar dann auf die Terrasse wagen, wenn man sich selbst dort beispielsweise mit einem Buch gemütlich niedergelassen hat. Oder sie stürmen gar den Frühstückstisch, wenn man sich auch nur für ein paar Sekunden von diesem entfernt. Für die Vögel ist das eine spannende Situation, denn es könnte ja schließlich ein Krümel herab gefallen sein, nach dem es sich zu suchen lohnt. Besonders schön ist es auch, auf der Terrasse einem Vogel bei dessen Sonnenbad zuzuschauen.

In erster Linie sollten Wildvögel auf einer vogelfreundlichen Terrasse allerdings artgerechte, naturnahe Nahrung und Lebensbedingungen vorfinden. Wer für die Vögel – nicht nur im Winter – Futter auslegen möchte, sollte dabei einige Dinge beachten, die wir im Kapitel über die Ganzjahresfütterung erläutern. Noch besser als das reine Füttern der Vögel auf der Terrasse ist es, sich bei der Begrünung für Pflanzen zu entscheiden, die den gefiederten Gästen natürliche Nahrung und Versteckmöglichkeiten bieten. So unterstützt man die gefiederten Mitbewohner auf besonders effiziente Weise.


Vogelfreundliche Pflanzen für Terrassen

Spatzen auf einer Terrasse, © Dagmar Offermann
Spatzen auf einer Terrasse, © Dagmar Offermann

Meist grenzen Terrassen an Nachbargrundstücke, und in den Städten wünschen sich viele Menschen Ruhe und Anonymität. Deshalb finden sich zwischen zwei aneinander grenzenden Terrassen meist mannshohe, blickdichte Holzzäune. Diese mögen zwar vor allzu neugierigen Blicken der Nachbarn schützen, der Vogelwelt bringen sie jedoch keinen Vorteil. Besser ist es, hohe Heckenpflanzen vor einen solchen Holzzaun zu pflanzen oder den Zaun mit einem dichten Rankenbewuchs zuwuchern zu lassen. Derlei Rank- und Heckenpflanzen bieten kleinen Singvögeln nicht nur Versteckmöglichkeiten und Nistgelegenheiten, sondern auch Nahrung, wenn man sich für die richtigen Pflanzenarten entscheidet.

Als Gebüsch am Rande einer Terrasse eignen sich beispielsweise Heckenrose, Liguster, Vogelbeere oder Hainbuche sehr gut. Eine umfangreiche Übersicht von Hecken- und Gebüschpflanzen finden Sie im Kapitel über Hecken, Sträucher und Gebüsche. In einheimischen Gestrüppen finden nicht nur Vögel einen artgerechten Aufenthaltsort vor, sondern auch Insekten, die ihrerseits wiederum als Nahrung für die Vögel dienen. Haben Sie sich für eine Dornenranke wie etwa die Brombeere entschieden, ist es gut möglich, dass sich darin Heckenbraunellen oder Mönchsgrasmücken häuslich niederlassen, um ihre Jungen großzuziehen.

Blaumeise frisst Sonnenblumenkerne, © hansbenn / Pixabay
Blaumeise frisst Sonnenblumenkerne, © hansbenn / Pixabay

Da eine Terrasse im Idealfall nicht nur an ihren Rändern grün und bunt blühend sein soll, empfiehlt es sich, große Töpfe oder kleine Beete auf ihr zu platzieren und mit einheimischen Grün- und Blühpflanzen zu bestellen. Besonders schön und imposant sind beispielsweise Sonnenblumen, die nach der Blüte vielen Vögeln als Nahrungsquelle dienen. Bis in den Herbst hinein finden Vögel wie Meisen großen Gefallen an den Sonnenblumenkernen. Aber auch leuchtend bunt blühende Disteln sind echte Schönheiten, die zuerst Schmetterlinge und später vor allem Stieglitze anziehen, da sich diese Vögel unter anderem von den Samen der Pflanzen ernähren.


Nischen und Reisigstapel

Junge Hausrotschwänze werden gefüttert, © Nina Weiß
Junge Hausrotschwänze werden gefüttert, © Nina Weiß

Zwischen großen Pflanzen oder gegebenenfalls aufgestellten Zierobjekten finden sich zuweilen Nischen, die Hausrotschwänze geradezu magisch anziehen. Darin können die hübschen Vögel ihren Nachwuchs vor den Blicken hungriger Räuber geschützt großziehen. Richten Sie also Ihre Terrasse ruhig so ein, dass sich stellenweise Nischen und kleine, vor Blicken geschützte Ecken ergeben – die Vögel werden es Ihnen danken.

Wer über eine geräumige Terrasse verfügt, kann dem Zaunkönig eine Heimstatt zaubern, indem er in einer ruhigen Ecke einen Reisigstapel oder -haufen anlegt. Der Stapel sollte unbedingt eine gewisse Mindestgröße aufweisen, damit die zierlichen Vögel ungestört darin brüten können.


Nisthilfen anbringen

Zaunkönige am Nistkasten, © dapple1 / Pixabay
Zaunkönige am Nistkasten, © dapple1 / Pixabay

Auch auf kleinen Terrassen lassen sich in aller Regel Nistkästen montieren. Bitte berücksichtigen Sie beim „sozialen Wohnungsbau“ nicht nur die Belange der in unseren Städten häufig vorkommenden Blau- und Kohlmeisen. Auch andere kleine Vogelarten würden gern ein hübsches Heim beziehen, entsprechende Nistkästen und -hilfen finden sich zum Beispiel im Online-Shop der Firma Schwegler. Mit wenig Aufwand lassen sich überdies Nisthilfen für Schwalben am Haus anbringen. Wenn man diese geschickten Insektenjäger ansiedeln möchte, sollte man ihnen auf der Terrasse eine Schale mit feuchtem Lehm aufstellen, damit sie Material für den Nestbau finden. Mehr zum Thema Nistmöglichkeiten erfahren Sie in der gleichnamigen Rubrik der Wildvogelhilfe-Website.


Trink- und Badeplätze für Wildtiere

Vögel müssen immer flugfähig sein, um in freier Natur überleben zu können. Damit sie zum Fliegen in der Lage sind, benötigen sie ein makelloses Gefieder, das sie täglich mit großer Sorgfalt pflegen. für eine gründliche Gefiederreinigung ist frisches Wasser vonnöten, das man in flachen Schalen auf der Terrasse anbieten kann. Aus diesen Badeschälchen trinken überdies viele Vögel, da sauberes Süßwasser in dicht besiedelten Städten für sie meist schwer zu finden ist. Man sollte daher darauf achten, den gefiederten Terrassengästen stets hygienisch einwandfreies Wasser anzubieten. Mindestens einmal am Tag sollte man das Wasser wechseln und die Schalen gründlich reinigen, um einer Übertragung von Krankheiten über das Wasser vorzubeugen. Sollte ein Vogel die Badegelegenheit als Wasserklosett „missbraucht“ haben, so ist das Wasser umgehend auszuwechseln.


Terrassentüren gegen Vogelschlag sichern

An dieser Fensterscheibe sind deutliche Federstaubspuren einer Taube zu erkennen, die mit dem Kopf voran gegen das Glas geprallt ist, © Rüdiger Jacob
An dieser Fensterscheibe sind deutliche Federstaubspuren einer Taube zu erkennen, die mit dem Kopf voran gegen das Glas geprallt ist, © Rüdiger Jacob

Einerseits sind Terrassen lebensfreundliche Oasen in den grauen Betonwüsten unserer Städte. Aber sie bergen auch eine Gefahr für Wildvögel, welche die Tiere in den meisten Fällen nicht sehen können: Glastüren und Fensterscheiben. Immer wieder erleiden Wildvögel schwere Unfälle, an deren Folgen viele von ihnen sterben, weil sie eine Glastür oder ein Fenster nicht wahrgenommen haben. Sichern Sie deshalb ihre Terrassentür sowie die umliegenden Fenster unbedingt gegen Vogelschlag ab.

Hierfür stehen Ihnen mehrere Möglichkeiten zur Auswahl. Einerseits hilft es, das Glas nicht zu reinigen, da der sich bildende Schmutzfilm zu einem veränderten Reflexionsverhalten im UV-Lichtbereich führt. Sind Glasflächen auf diese Weise „beschichtet“, können Vögel sie wahrnehmen und kollidieren in aller Regel nicht mehr mit ihnen (mehr zu diesem Thema siehe Spinnennetz-effekt.de). Da aber wohl die wenigsten Zeitgenossen schmutzige Terrassentüren als besonders angenehm empfinden, dürfte dieser Schutzmechanismus nur für ganz hart gesottene Terrassenbesitzer in Frage kommen.

Sehr gute und erheblich weniger unansehnliche Dienste leistet glänzende Windowcolor-Farbe, wenn man Vogelschlag verhindern möchte. Großflächig aufgetragen, signalisiert das Glitzern den Vögeln eine Grenze, die sie nicht fliegend überwinden. Die Schicht der aufgetragenen Fensterfarbe muss nicht sonderlich dick sein, es reicht, wenn man von außen betrachtet ein leichtes Glitzern und Glänzen wahrnimmt.

Sollte sich dennoch einmal ein Vogel an Ihrer Terrassentür verletzen, so sollten Sie mit den nötigen Erste-Hilfe-Schritten vertraut sein und über einen wirksamen Blutstiller verfügen. Die häufigste Art der durch Vogelschlag hervorgerufenen Verletzungen sind meist stark blutende Kopfwunden, die man umgehend zum Beispiel mit Eisenchloridlösung behandeln muss, damit der verunglückte Vogel nicht verblutet. Weitere Informationen zum Thema im Kapitel über Kollisionsunfälle und ihre Folgen. Die NABU-Gruppe Neu-Ulm informiert auf ihrer Internet-Seite über den Vogelschutz an Glasflächen.


Wenn sich Nachbars Katze anschleicht…

Terrassen und Gärten ziehen oft auch Freigänger-Katzen aus der Nachbarschaft magisch an, was für die Wildvögel leider oft problematisch ist. © Geisteskerker / Pixabay
Terrassen und Gärten ziehen oft auch Freigänger-Katzen aus der Nachbarschaft magisch an, was für die Wildvögel leider oft problematisch ist. © Geisteskerker / Pixabay

Jede noch so vogelfreundlich eingerichtete Terrasse kann ihren Zweck, ein sicheres Rückzugsgebiet für Vögel zu sein, nicht erfüllen, wenn das Areal ständig von frei laufenden oder gar streunenden Katzen besucht wird. Sollten Sie regelmäßig die Katze Ihres Nachbarn auf Ihrer Terrasse vorfinden, so ist es sinnvoll, den Besitzer des Tieres darauf anzusprechen und ihn über die Risiken für die Vogelwelt aufzuklären, die von der frei laufenden Katze ausgehen. Allerdings ist das nicht immer erfolgversprechend, denn leider sind viele Katzenbesitzer eher uneinsichtig, was die von ihren Katzen ausgehenden Gefahren anbelangt. Detaillierte Informationen zu diesem schwierigen Thema finden Sie im Kapitel über Hauskatzen.