Reisighaufen

Auch in einem naturnahen Garten müssen von Zeit zu Zeit Pflanzen gestutzt werden. Schnittgut von Hecken, Sträuchern und Gebüschen sowie von Bäumen sollte man jedoch nicht im Häcksler verschwinden lassen – dafür ist es viel zu schade! Verrottetes Holz taugt hervorragend als absolut naturverträglicher Dünger. Während es langsam verrottet und dabei kontinuierlich Nährstoffe freisetzt, kann das aufgeschichtete Holz zudem einer Reihe von Tieren als sicherer Unterschlupf dienen. Vor allem Igel halten sich sehr gern unter Reisighaufen auf.

Viele Tierarten sind darauf spezialisiert, in totem Holz wie beispielsweise in Reisighaufen zu leben und dort ihren Nachwuchs großzuziehen. Ein bei den Menschen beliebter Vogel, das Rotkehlchen, schläft, brütet und jagt in solchen Haufen aus Zweigen und Geäst unterschiedlicher Dicke nach Nahrung. Reisighaufen dienen aber nicht nur Rotkehlchen als Zufluchtsstätte, wenn sich ihnen Fressfeinde wie etwa Hauskatzen nähern. Auch Amseln und eine Reihe weiterer Vogelarten verkriechen sich bei Gefahr gern in Reisighaufen. Vor allem Jungvögel, die ihr Nest zwar bereits verlassen haben, jedoch noch von ihren Eltern gefüttert werden und somit nicht selbstständig sind, suchen oft Schutz in Reisighaufen.

Verkleinern Sie einen zu groß gewordenen Reisighaufen niemals während der Brutsaison, denn Sie könnten unter Umständen nistende Tiere stören, © Anke Dornbach
Verkleinern Sie einen zu groß gewordenen Reisighaufen niemals während der Brutsaison, denn Sie könnten unter Umständen nistende Tiere stören, © Anke Dornbach

Sollte sich mit der Zeit ein zu großer Haufen aus Reisig in Ihrem Garten ansammeln, sollten Sie ihn auf keinen Fall während der Brutsaison der Vögel verkleinern, sondern damit bis zum Spätsommer warten. Entnehmen Sie bitte auch dann stets von oben einige Äste, wenn es denn unbedingt sein muss, da sich im unteren Bereich mit großer Wahrscheinlichkeit Vögel, Igel und andere Tiere häuslich eingerichtet haben, auch wenn die Brutsaison bereits vorüber ist.

Ein besonders wertvoller Kleinlebensraum für Vögel ergibt sich aus einem Reisighaufen, wenn man diesen von Wildrosen oder Brombeeren überwuchern lässt. Rund um diesen durch die stacheligen Gewächse geschützten Reisighaufen lassen sich einheimische Stauden anpflanzen, die dem Ganzen ein wenig Farbe verleihen. Die in einem solchen Kleinbiotop lebenden Tiere sind vor Fressfeinden optimal geschützt, wenn beispielsweise ein dichtes Brombeergestrüpp quasi als natürlicher „Stacheldrahtzaun“ fungiert, ohne die negativen Eigenschaften echten Stacheldrahts mit sich zu bringen.


Reisighaufen niemals verbrennen – auch nicht zu Ostern

Bitte verwenden Sie niemals einen Reisighaufen als Basis für ein Osterfeuer, denn es könnten sich noch Tiere in ihm verstecken, © knipseline / Pixelio.de
Bitte verwenden Sie niemals einen Reisighaufen als Basis für ein Osterfeuer, denn es könnten sich noch Tiere in ihm verstecken, © knipseline / Pixelio.de

Kommen Sie bitte nicht auf die Idee, Ihren Reisighaufen als Basis für ein Lagerfeuer oder Osterfeuer zu benutzen! Liegt der Holzschnitt bereits seit einigen Monaten in Ihrem Garten, haben sich mit Sicherheit viele Tiere wie Wildbienen oder aber auch etliche Vögel in ihm eingefunden. In der Zeit um Ostern sowie im Juni zur Zeit der Sonnenwendfeuer brüten viele Vogelweibchen in Reisighaufen. Darüber hinaus halten sich dort gern Kleinsäuger wie Kaninchen oder Igel auf. Zündet man das alte Holz an, flüchten brütende Vogelweibchen oder Kleinsäuger in aller Regel nicht, um den Standort ihres Nestes beziehungsweise Verstecks nicht preiszugeben – der Reisighaufen wird so zum Scheiterhaufen für die arglosen Tiere. Dass dies bedauerlicherweise immer wieder vorkommt, belegt unter anderem eine erschütternde Nachricht aus Dortmund vom 07.04.2015, siehe Link. Bitte weisen Sie in Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis auf diese Thematik hin, falls jemand plant, seinen Reisighaufen anlässlich des Osterfestes oder der Sommersonnenwende zu verbrennen.

Weitere Informationen zum Thema Reisighaufen und Osterfeuer bietet der NABU Hamburg auf einer Info-Seite. In einem entsprechenden Kapitel der Oster-Infosammlung berichtet auch das Wildvogelhilfe-Team über das Thema Tödliche Gefahr Osterfeuer.