Vogelvielfalt im Tierheimgarten

Wir haben mehrere Futterstellen. Selbstverständlich füttern wir unsere Kleinvögel nicht an derselben Stelle wie Greifvögel, Kolkraben und Rabenkrähen. Die am besten beobachtete Futterstelle befindet sich in unserem Tierheimgarten, der etwas außerhalb der Bebauungsgrenze (ca. 600m) liegt.
Im Garten und in den umliegenden Gärten befinden sich viele alte Bäume und Büsche und aufgrund dessen auch viele Vögel. Gefüttert wird das ganze Jahr.

Selbstgemachtes Futter aus Talg, Haferflocken und Insekten gibt es nur im Winter und im Frühjahr, weil es im Sommer rasch schmelzen und verderben würde.
Sonnenblumenkerne (geschälte und ungeschälte) und Ganzjahresknödel sowie gemischtes Körnerfutter aus Sonnenblume, Hafer und Hanf verfüttern wir das ganze Jahr.

Die meisten Körnerfresser ziehen Sonnenblumenkerne allen anderen Körnern vor.
Goldammern und Sperlinge fressen allerdings gerne Hafer und Hanf aus den Bodenfutterstationen.

Das Füttern in Vogelhäuschen haben wir aus hygienischen Gründen komplett eingestellt.
Den Großteil des Körnerfutters verfüttern wir aus Futtersilos, die wir in die Bäume hängen und aus Bodenfutterstationen.
Fettknödel gibt es ausschließlich ohne Netz aus Knödelhaltern.
Netze gibt es bei uns grundsätzlich nicht, weil sich die Vögel darin verfangen können und weil Eichelhäher, Elstern und Rabenkrähen die ganzen Knödel mitsamt den Netzen mitnehmen.
Werden die Netze mit in die Nester genommen, können sich die Jungvögel in den Maschen verfangen und sich die Beine abschnüren.

Unser Fettfutter ist sehr beliebt bei allen Meisenarten, bei den Kleibern und bei den Spechten (wir bekommen regelmäßig Besuch von Bunt-, Mittel- und Grünspecht, ganz selten kommt ein Kleinspecht vorbei, Grau- und Schwarzspecht bis jetzt leider nicht).

An unsere Futterstelle im Tierheimgarten kommen folgende Vögel:

Amsel, Star, Buchfinken, Grünfinken, Stieglitze, Haus- und Feldsperlinge, Kohlmeisen, Blaumeisen, Sumpfmeisen, Schwanzmeisen, Buntspecht, Grünspecht und Mittelspecht, selten der Kleinspecht, häufig Gartenbaumläufer, Kleiber, Wintergoldhähnchen, Heckenbraunelle, Rotkehlchen und Goldammer, Ringel- und Türkentauben.

Nur im Winterhalbjahr kommen viele Erlenzeisige und Bergfinken, im Winter 17/18 viele Gimpel, Birkenzeisige und Tannenmeisen, im Winter 18/19 bis Mitte Januar allerdings noch nicht

Im Frühjahr (schon ab Februar) kommen enorm viele hungrige Stare und plündern das gesamte Weich- und Fettfutter in wenigen Stunden.
Einige wenige Stare bleiben aber auch den ganzen Winter da.

Girlitz, © Ursel Gericke
Girlitz, © Ursel Gericke

Deutlich später kommen dann viele Girlitze und vereinzelt auch Mönchsgrasmücken.
Die Girlitze lieben geschälte Sonnenblumenkerne und die Mönchsgrasmücken picken sich Mehlwürmer aus dem Fettfutter.

Natürlich gehören auch Elstern und Eichelhäher zu unseren regelmäßigen Gästen.
In diesem Winter kommen immer noch unsere handaufgezogenen, im Garten im Sommer ausgewilderten Eichelhäher und Elstern gleichzeitig als Trupp. Erstaunlicherweise haben alle überlebt. Der Trupp ist leicht erkennbar, weil ein Eichelhäher eine verbogene Kralle hat.

Wir haben nie beobachtet, dass Elstern oder Eichelhäher im Garten im Winter Kleinvögel angegriffen haben. Im Gegenteil, sie erfüllen eine wichtige Warnfunktion, wenn der Sperber auftaucht. Alle Vögel verstehen den Warnruf von Elster und Eichelhäher und auch von der Amsel.

Auch der Sperber hat eine wichtige Funktion. Sind kranke, geschwächte Kleinvögel im Garten, die letztendlich andere Vögel anstecken würden, greift er sich diese und verhindert erstens, dass andere Vögel erkranken und dass kranke oder verletzte Vögel kläglich verhungern.

Selbstverständlich achten wir darauf, dass unsere Futterstellen so angelegt sind, dass die Kleinvögel schnell in einer Hecke oder im dichten Gebüsch Schutz suchen können, wenn der Sperber auftaucht.

Es ist übrigens Unsinn, zu denken, man könnte den Sperber mit Fleisch füttern, um Kleinvögel zu retten. Sperber fressen nur, was sie selbst gefangen haben. Sie nehmen nicht einmal Eintagsküken. Bei uns im Garten jagt der Sperber Vögel, aber auch Mäuse und junge Eichhörnchen.

Im Sommer hat ein junger Sperber regelmäßig unsere handaufgezogenen Stieglitze, Sperlinge und Grünfinken in der Auswilderungsvoliere in Angst und Schrecken versetzt. Ein großer Uhu aus Blech mit beweglichem Kopf und Augen auf der abgedeckten Voliere (natürlich dürfen die Vögel in der Voliere den Uhu nicht sehen) hat schnell Abhilfe geschaffen. Der Sperber hat die Voliere fortan gemieden.

Spechte, Kleiber, Baumläufer, Wintergoldhähnchen und Schwanzmeisen, aber auch Kohl- und Blaumeisen fressen am liebsten unser selbstgemachtes Fettfutter aus Rindertalg, Haferflocken, gehackten Nüssen und getrockneten Mehlwürmern und Bachflohkrebsen.

Baumläufer sind darauf angewiesen, dass sich das Futter ganz in der Nähe eines Baumstamms befindet. Streicht man es anfangs in die Baumrinde des Baumes, lernen sie auch, mitgebrachte, vorher ausgehöhlte und mit Fettfutter gefüllte Äste oder große Rindenstücke anzufliegen, wenn diese in der Nähe des Baumstamms, den sie kennen, angebracht werden.

Rezept: 1,5 kg Rindertalg geschmolzen wird gemischt mit 500 g Haferflocken, 500 g gehackten Nüssen, 100 g getrocknete Mehlwürmer, 100 g getrocknete Bachflohkrebse.
Die noch warme Masse wird in ausgehöhlte Äste, in Körbchen und in Tonblumentöpfe gefüllt.

Unser selbstgemachtes Fett-Streufutter wird gerne von Amseln, Drosseln, Staren, Heckenbraunellen, Rotkehlchen und von vielen anderen Vogelarten aus den Bodenfutterstationen gefressen.
Wir füllen das Fettfutter aber auch in Gitterfutterspender (werden als Erdnussspender verkauft) und hängen es in die Bäume (siehe Foto Mittelspecht).
Aus den Gitterspendern fressen alle Meisen- und Spechtarten, Kleiber und Stare sehr gerne.

Das Fettfutter kann man auch im Frühjahr anbieten, wenn das Schmalzfutter bereits zu weich werden würde.

Star füttert Jungtier, © Ursel Gericke
Star füttert Jungtier, © Ursel Gericke

Allerdings muss man bedenken, dass die Vögel (bei uns vor allem die Stare, die ihre Jungen mitbringen und direkt aus dem Spender füttern) ihre Jungen mit diesem Futter füttern.
Deshalb ist auf hochwertiges, kaltgepresstes Öl und einwandfreie Zutaten zu achten. Ungeschwfelte Rosinen lassen wir im Frühjahr weg, weil wir nicht möchten, dass die Jungvögel damit gefüttert werden. Außerdem mischen wir Korvimin (Mineral-Vitaminmischung) und Ascorbinsäure (Vitamin C und Konservierungsmittel) zu.
Das Futter wird wöchentlich frisch angemischt.

Rezept: Ein Liter Pflanzenöl wird erhitzt und dann mit 1 kg Haferflocken, 500 g gehackten Nüssen, ca. 200 g ungeschwefelte Rosinen, 100 g getrocknete Mehlwürmer und 100 g getrocknete Bachflohkrebse sehr gut vermischt.

Der junge Schwarzmilan hatte sich mit den jungen Kolkraben angefreundet. Alle sind gemeinsam zum Futterplatz gekommen. Der Schwarzmilan ist leider schon sehr früh (Mitte August) abgezogen.
Die Kolkraben sind wochenlang zum Futterplatz gekommen. Ende September wurden sie dann von den Eltern weggejagt.