Vogelfreundliche Balkone

Bei genauer Betrachtung sieht man in der Bildmitte ein Bachstelzen-Nest im Blumenkasten, © Reinhard Resch
Bei genauer Betrachtung sieht man in der Bildmitte ein Bachstelzen-Nest im Blumenkasten, © Reinhard Resch

Vor allem Vogelfreunde, die im städtischen Raum wohnen, haben nicht immer das Glück, einen Garten zu ihrer Nutzung zur Verfügung zu haben. Auch manche auf Dörfern lebende Naturfreunde haben keinen Garten, sondern nur einen Balkon. Zwar sind den naturnahen Gestaltungsmöglichkeiten eines Balkons Grenzen gesetzt, aber man kann dort durchaus einigen Vögeln einen attraktiven Kleinlebensraum und Platz zum Nisten zu bieten. Immer wieder kommt es vor, dass beispielsweise Amseln oder Bachstelzen unter dichtem Geranienbewuchs in Balkonkästen brüten. Diese Vögel sind an die Nähe der Menschen gewöhnt und nehmen die dicht wachsenden Zierpflanzen als Heckenersatz an. Werden sie dabei nicht allzu sehr gestört, gelingt es ihnen oft, ihre Jungen in unmittelbarer Nähe des Menschen erfolgreich großzuziehen.

Ein begrünter Balkon fällt auf und wird nicht von jedem Vermieter gern gesehen, © Rüdiger Niemes
Ein begrünter Balkon fällt auf und wird nicht von jedem Vermieter gern gesehen, © Rüdiger Niemes

Eine Möglichkeit, Vögel auf dem Balkon anzusiedeln, ist das Begrünen des Geländers. Hierfür eignet sich beispielsweise Efeu. Allerdings muss hierbei bedacht werden, dass nicht jeder Vermieter mit einer solchen Veränderung des äußerlichen Erscheinungsbildes des Wohnhauses einverstanden ist. Auch Wohnungseigentümer könnten in eine Konfliktsituation geraten, falls sie ihren Balkon begrünen, die Hausgemeinschaft damit jedoch nicht einverstanden ist. Es ist deshalb in jedem Fall wichtig, die Begrünungspläne zuvor mit den Nachbarn und/oder dem Vermieter zu besprechen und sie schriftlich genehmigen zu lassen. Für Besitzer von Eigentumswohnungen bietet es sich an, das Vorhaben auf einer Eigentümerversammlung vorzutragen. So erreicht man alle Entscheider meist problemlos zur selben Zeit.

Ein mit Efeu begrünter Balkon, © Rüdiger Niemes
Ein mit Efeu begrünter Balkon, © Rüdiger Niemes

Eine üppige Begrünung findet sich auf dem Balkon von Rüdiger Niemes. Er kontaktierte das Wildvogelhilfe-Team und teilte seine Erfahrungen im Sommer 2006 mit: „Ich bin Wohnungseigentümer und laut Hausverwaltung durften auf die Balkone nur Gartenmöbel oder Pflanzen gestellt werden – bis vor circa zwei Jahren! Da ich im zweiten Stock wohne und meinen Balkon als Rauch- und Lesezimmer benutzte, brauchte und wollte ich einen Sichtschutz – das Ergebnis sehen sie ja nun. 🙂

Ich holte mir damals aus einem Garten fünf je etwa zwei bis drei Meter lange Efeustränge mit Wurzeln, pflanzte sie in drei Blumenkübel (insgesamt 2,50 Meter) und umschlang das Geländer. Bis alles zugewachsen war (5 Meter Länge, 1,10 Meter Höhe) vergingen ungefähr vier Jahre. An der dicksten Stelle sind es heute ungefähr 50 Zentimeter und dort sind in diesem Jahr zwei Nester von Grünfinken.“ Es ist Herrn Niemes sogar gelungen, die Rufe eines Jungvogels zu dokumentieren:

Rufe eines jungen Grünfinks auf einem Balkon, © Rüdiger Niemes

Grauschnäppernest in einer Blumenampel, © Arno Vollmer
Grauschnäppernest in einer Blumenampel, © Arno Vollmer

Wer Vögel auf seinem Balkon ansiedelt, sollte allerdings bedenken, dass die Nutzungsmöglichkeiten während der Brut und Jungenaufzucht oft eingeschränkt sind. Zwar reagieren nicht alle Vögel gleichermaßen empfindlich auf Störungen. Allerdings kann es geschehen, dass wiederholtes Betreten des Balkons einen brütenden Vogel dazu veranlasst, sein Gelege oder die Jungtiere aufzugeben, weil er sich aufgrund zu vieler Störungen nicht sicher fühlt. Es ist deshalb Fingerspitzengefühl gefragt. Vielen Tierfreunden wird es jedoch sicherlich nicht schwer fallen, wegen der kurzen Brutperiode der Vögel ein wenig Rücksicht auf die gefiederten Untermieter zu nehmen.

Oft suchen Wildvögel jedoch sogar die menschliche Nähe für ihr Nest, in der Hoffnung, dass dadurch Schutz vor Beutegreifern und anderen Gefahren gegeben ist. Dies bezeugt das Vertrauensverhältnis des Vogels zum menschlichen Bewohner, welches  möglicherweise durch längeres vorheriges Beobachten des Standortes und der sich dort aufhaltenden Menschen zustande gekommen ist. Die Grauschnäpperbrut in einer hängenden Blumenampel auf der Abbildung rechts ist ein Beispiel dafür.