Naturwiesen

Die Gewöhnliche Kuhschelle (Pulsatilla vulgaris) gedeiht ausschließlich auf mageren Böden, © Gaby Schulemann-Maier
Die Gewöhnliche Kuhschelle (Pulsatilla vulgaris) gedeiht ausschließlich auf mageren Böden, © Gaby Schulemann-Maier

Sollten Sie in Ihrem vogelfreundlichen Garten eine Naturwiese gedeihen lassen wollen, erfordert dieses Unterfangen anfangs ein wenig Geduld, sofern Sie bislang einen konventionellen Rasen gepflegt haben. Wiesen voller Wildblumen und „Unkräuter“ können nur dann entstehen, wenn man die Fläche dauerhaft nicht düngt. Jede Art von Dünger ist der Feind vieler Wildblumen. Es gibt unter ihnen etliche Arten, die in der Natur ausschließlich auf sogenannten Magerrasen vorkommen; sie sind somit Spezialisten für karge Böden. Es dauert nach einer konventionellen Pflege einer Wiese deshalb einige Jahre, bis sich aus dem Rasen eine bunte Naturwiese entwickelt haben wird. Doch die Geduld wird dann oft damit belohnt, dass sich wunderschöne Blüten zeigen, die sogar in der Natur selten geworden sind, darunter beispielsweise die Gewöhnliche Kuhschelle oder Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris). Sie ist ein typischer Bewohner von Magerwiesen.

Eine Wildblumenwiese ist im Frühling und Sommer ein farbenfroher Anblick, © Pete - Seapaddler via Flickr
Eine Wildblumenwiese ist im Frühling und Sommer ein farbenfroher Anblick, © Pete – Seapaddler via Flickr

Das Jäten von Unkräutern ist auf naturbelassenen Wiesen tabu, da diese bei vielen Menschen leider sehr ungeliebten Pflanzen einen wichtigen Bestandteil einer wildwüchsigen Wiese darstellen. Viele Pflanzen, die im allgemeinen Sprachgebrauch als Unkraut bezeichnet werden, sind für Bienen, Hummeln und andere Fluginsekten wichtige Nektarlieferanten und spenden Vögeln mit ihren Samen Nahrung. Wildblumenwiesen vertragen es außerdem nicht, oft gemäht zu werden. Maximal zweimal pro Jahr sollte man die Pracht stutzen, um auch langsamwüchsigen Arten eine Überlebenschance zu bieten. Am besten vertragen Wildblumenwiesen das Mähen mit einer traditionellen Sense, auch wenn dies zweifelsohne erheblich aufwendiger ist als das Einsetzen eines elektrischen Rasenmähers.

Bei der Pflege großer Naturwiesen können Schafe helfen, © Gaby Schulemann-Maier
Bei der Pflege großer Naturwiesen können Schafe helfen, © Gaby Schulemann-Maier

Pflegt man eine sehr große Naturwiese, ist das Mähen mit einer Sense oft nicht realisierbar. Doch dann bietet sich eine andere natürliche Möglichkeit: Es ist sinnvoll, die Wiese von Zeit zu Zeit ein paar Schafen zu überlassen, die den Bewuchs auf natürliche Weise kürzen. Leider haben nur die wenigsten Menschen mit kleinen Wiesen die Möglichkeit, Schafe das Mähen erledigen zu lassen, sodass man sich eventuell doch besser mit dem Gedanken anfreunden sollte, zweimal im Jahr die Sense zu schwingen. Man sollte jedoch nicht zu spät im Jahr vor dem Winter noch einmal mähen, da die Samenstände von Stauden einigen Vogelarten in der kalten Jahreszeit als Nahrung dienen. Samenstände von Disteln und Co. sollten deshalb im Spätsommer oder Herbst auf keinen Fall abgeschnitten werden.

Ein Großer Kohlweißling (Pieris brassicae) und eine Steinhummel (Bombus lapidarius) auf einer Gewöhnlichen Kratzdistel (Cirsium vulgare), © Gaby Schulemann-Maier
Ein Großer Kohlweißling (Pieris brassicae) und eine Steinhummel (Bombus lapidarius) auf einer Gewöhnlichen Kratzdistel (Cirsium vulgare), © Gaby Schulemann-Maier

Dass im Zusammenhang mit dem Vogelschutz das Augenmerk intensiv auf Naturwiesen gerichtet wird, liegt in der auf ihnen vorkommenden Artenfülle begründet: Auf naturverträglich gepflegten Wildblumenwiesen leben sehr viele Insekten, die man in freier Natur inzwischen oft vergeblich sucht. Diese Insekten sind wichtige Bestäuber und außerdem Nahrung für zahlreiche Vögel, letzteres vor allem während der Zeit der Jungenaufzucht. Idealerweise stellt man in einem Naturgarten in der Nähe einer Wildblumenwiese außerdem Nisthilfen für Insekten bereit, um diese Tiere dauerhaft anzusiedeln.

Zuletzt sei noch erwähnt, dass es vor allem für Kinder eine ausgesprochen interessante Erfahrung ist, im Frühling und Sommer mit einer Lupe eine Wildblumenwiese zu erkunden. Es gibt Käfer, Schwebfliegen, Hummeln, Spinnen und viele weitere Tiere zu entdecken. Gehen Sie mit Ihrem Sprössling doch einfach mal auf „Kleinwildsafari“ – Sie werden überrascht sein, wie vielfältig die Insektenwelt auf Ihrer Naturwiese ist.