Volieren zur vorübergehenden Unterbringung während einer Genesungsphase

Beitrag von Team Wildvogelhilfe

Adulter Kuckuck während der Genesung nach einem schweren Schädel-Hirntrauma, © Anke Dornbach
Adulter Kuckuck während der Genesung nach einem schweren Schädel-Hirntrauma, © Anke Dornbach

Volieren, in denen Wildvögel vorübergehend während einer mehr oder minder langen Genesungsphase untergebracht werden, sollten entsprechend der Bedürfnisse der in ihnen gehaltenen Vogelart(en) gestaltet sein. Je nachdem, wie lange ein Vogel darin untergebracht wird, sollte die Voliere über eine ausreichende beziehungsweise der Situation angemessene Größe verfügen, sodass das Tier darin bei Bedarf auch Flugübungen machen kann. Dies ist insbesondere notwendig nach der Behandlung von Flügelverletzungen. Nachdem ein Flügelbruch ausgeheilt ist, muss der Vogel ein paar Wochen lang das Fliegen wieder trainieren können, bevor er in die Freiheit entlassen wird. Deshalb braucht er genügend Platz für sein Training.

Die Zeit der Genesung in einer geschlossenen Voliere ist für einen Wildvogel häufig leider mit Angst und Stress verbunden. Insbesondere verletzte Altvögel besitzen naturgemäß große Furcht vor dem Menschen. Die Situation des Eingesperrtseins ohne Fluchtmöglichkeit ist für den Vogel überaus belastend. Deswegen sollte die Voliere möglichst selten aufgesucht werden und für den Vogel sollten genügend Rückzugsmöglichkeiten vorhanden sein, um dem Insassen ein wenig das Gefühl von Sicherheit zu geben. Trotzdem sollte die Voliere nicht zu geräumig sein, wenn der Vogel regelmäßig gegriffen werden muss, beispielsweise um ihm Medikamente einzugeben. Ist die Voliere groß, kann er leicht entkommen und muss lange gejagt werden, bis man ihn erwischt. Das stresst das Tier enorm und ist deshalb zu vermeiden – eine kleine Voliere ist in einem solchen Fall die bessere Option für die Unterbringung. Der Kuckuck, der auf dem Foto auf dieser Seite zu sehen ist, musste mehrere Wochen in Gefangenschaft bleiben, bis er nach seiner Genesung wieder in die Freiheit entlassen werden konnte. Der Vogel war extrem ängstlich und scheu, sodass er nur aus der Ferne durch das Gitter hindurch fotografiert werden konnte.


Häufig „landen“ auch Wildvögel mit schlechtem Gefieder in einer Wildvogelstation. Die Ursachen für solche Gefiederdefekte sind oft Fütterungsfehler bei der Aufzucht durch unkundige Finder oder Menschen, die bedauerlicherweise falsche Fütterungsratschläge befolgt haben. Solche Vögel benötigen oftmals sehr lange, bis sie mit einem fehlerfreien, stabilen und völlig intakten Gefieder in die Freiheit entlassen werden können. Besonders Rabenvögel sind hiervon oftmals betroffen. Sie brauchen in dieser langen Zeit der Gefiedererneuerung eine geeignete Bleibe und unbedingt Artgenossen, um ihr Sozialverhalten ausleben zu können. Hat man es mit solchen Vögeln zu tun, dann ist es sinnvoll, bundesweit nach einer Wildvogelvoliere zu suchen, in der bereits Artgenossen vorhanden sind und mit denen ein solcher unglückseliger Rabenvogel vergesellschaftet werden kann. Unsere Karte der Auffangstationen kann dabei helfen, entsprechende Adressen zu finden.


Die Voliere muss den Bedürfnissen der jeweils darin untergebrachten Vogelart entsprechen.

So benötigen zum Beispiel Schnepfen eine Voliere mit vielen Versteckmöglichkeiten am Boden, Nadelbaumzweige und Laub. Das Futter muss für diese Art in einer tiefen Schale mit Erde angeboten werden.
Spechte brauchen Baumstämme und dicke Äste sowie Versteckmöglichkeiten, zum Beispiel im großen Korkröhren.