Rüttelflug

Beitrag von Gaby Schulemann-Maier, Team Wildvogelhilfe

Turmfalke (Falco tinnunculus), © Bernard Stam via Flickr
Turmfalke (Falco tinnunculus), © Bernard Stam via Flickr

Unter der Bezeichnung Rüttelflug versteht man eine Flugart, die es einem Vogel erlaubt, fliegend an derselben Stelle in der Luft zu verharren, um beispielsweise im darunter liegenden Areal nach Beute Ausschau zu halten. Der Rüttelflug ähnelt damit in gewissem Maße dem Schwirrflug der Kolibris. Im Unterschied zu dieser Flugart wird der Rüttelflug von anderen und zum Teil deutlich größeren Vogelarten beherrscht, die ausschließlich im Rüttelflug an derselben Stelle in der Luft verharren können. Sieht man beispielsweise einen Falken in der Luft am selben Ort verharren, so handelt es sich in aller Regel um eine Rüttelflugphase. Rüttelflüge werden meist von kurzen Ruderflug-Phasen unterbrochen.

Um für einige Zeit an derselben Stelle in der Luft verharren zu können, müssen Vögel sehr kräftig mit ihren Flügeln schlagen, dabei jedoch lediglich für einen Auftrieb und nicht für einen Vortrieb sorgen. Das heißt: Sie müssen Auftrieb erzeugen, um nicht wie ein Stein zu Boden zu fallen, müssen aber die Vorwärtsbewegung des normalen Ruderflugs unterbinden, weil dieser Vortrieb sie von der Position, die sie halten wollen, fort tragen würde. Die Vögel halten sich dabei für gewöhnlich so perfekt an Ort und Stelle, dass sich der Kopf und damit die Position der Augen nicht verändert. Ein Video auf Youtube zeigt einen rüttelnden Turmfalken, Video © The Nature Box.

Der Rüttelflug ist sehr kräftezehrend und die Vögel wenden ihn für gewöhnlich nur dann an, wenn es dem Überleben dient, also beispielsweise bei der Beschaffung von Nahrung. Es ist für sie sinnvoll, Energie in den Rüttelflug zu investieren, um an nahrhafte Beutetiere zu gelangen.

Graufischer (Ceryle rudis), © Derek Keats via Flickr
Graufischer (Ceryle rudis), © Derek Keats via Flickr

Sieht man einfach nur ein Bild eines Vogels im Flug, kann man anhand der Flügelstellung oft nicht erkennen, ob er sich gerade im Rüttelflug oder in einem Streckenflug von einer Stelle zu einer anderen befindet. Die Kopfhaltung verrät es jedoch. Fliegt ein Vogel von A nach B, weist sein Schnabel nach vorn, dorthin ist auch der Blick gerichtet. Befindet sich ein Vogel hingegen im Rüttelflug, schaut es nach unten, um das Gebiet, über dem es in der Luft steht, genau im Blick zu behalten und nach Beute abzusuchen. Typisch für den Rüttelflug ist außerdem, dass die Schwanzfedern aufgefächert werden, um damit durch durch den Wind verursachtes Abdriften zu verhindern. Der aufgefächerte Schwanz ist dabei meist ständig ein wenig in Bewegung.

Zwergseeschwalbe (Sterna albifrons), © Ferran Pestaña via Flickr
Zwergseeschwalbe (Sterna albifrons), © Ferran Pestaña via Flickr

Neben Falken gehören viele Eisvögel wie der auf dieser Seite gezeigte Graufischer (Ceryle rudis) ebenfalls zu den Rüttelfliegern und auch Seeschwalben, unter ihnen die in diesem Kapitel gezeigte Zwergseeschwalbe (Sterna albifrons), können auf diese Weise fliegend ihre Position über dem Wasser halten. Sie spähen von dieser Position aus nach Beute, um im richtigen Moment den Rüttelflug zu beenden und mit dem Kopf voran auf die Wasseroberfläche zuzustürzen. Nicht immer sieht man sie nach dem Eintauchen mit einem Fisch im Schnabel wieder aus dem Wasser aufsteigen. Aber oft haben sie Erfolg mit ihrer Jagdmethode, bei der sie den Rüttelflug mit einem kurzen Sturzflug ins Wasser kombinieren.

Erkunden Sie weitere Flugstile der Vögel im Übersichtskapitel Wunderwerk Vogelflug.