Balzflug

Beitrag von Gaby Schulemann-Maier, Team Wildvogelhilfe

Kiebitz (Vanellus vanellus), © Vitalii Khustochka via Flickr
Kiebitz (Vanellus vanellus), © Vitalii Khustochka via Flickr

Um das andere Geschlecht von den eigenen Qualitäten zu überzeugen oder um die Paarbindung zu festigen, vollführen viele Vögel teils skurille, teils spektakuläre Flugmanöver. Oft sind es vor allem die Männchen, die fliegend balzen, doch bei einigen Spezies – zum Beispiel bei verschiedenen Greifvögeln – beteiligen sich auch die Weibchen an den Balzflügen. Im Unterschied zu Flugarten wie dem Ruder- oder Gleitflug steht beim Balzflug nicht die Fortbewegung, also das Gelangen von A nach B, im Vordergrund. Vielmehr gilt es hierbei, die körperliche Fitness zur Schau zu stellen. In manchen Fällen signalisiert der Balzflug darüber hinaus gleichgeschlechtlichen Artgenossen die Reviergrenzen des jeweiligen gefiederten Kunstfliegers. Einige Vogelarten kombinieren ihre Balzflüge mit bestimmten Lautäußerungen, die mit den Stimmorganen oder mit dem Gefieder erzeugt werden.

Vor allem im nördlichen Teil Deutschlands gehört der Luftraum über weiten, ebenen Flächen im Frühling den Kiebitzen (Vanellus vanellus). Mit ihren breiten, abgerundeten Flügeln vollführen die Männchen dieser Vogelart atemberaubende Manöver in der Luft, um den Weibchen zu imponieren. Während sich die Männchen in rasantem Flug ständig die Richtung ändernd durch die Luft bewegen, wummern sie in charakteristischer Weise mit ihren Flügeln. Diese Schallerzeugung mit Hilfe der Flügel ist unter unseren heimischen Vögeln nicht sehr weit verbreitet, weshalb die Balz der Kiebitze ein besonderes Schauspiel ist.

Männlicher Prachtpipra (Chiroxiphia pareola), © Dominic Sherony via Flickr
Männlicher Prachtpipra (Chiroxiphia pareola), © Dominic Sherony via Flickr

In Zentral- und Südamerika sowie in Teilen der Karibik lebt eine Gruppe von Vögeln, die die Schallerzeugung mit Hilfe ihrer Flügel zu einem wesentlichen Bestandteil ihrer Balz weiterentwickelt haben. Die Pipras oder Manakins hüpfen und fliegen in kleinen Männergruppen auf ihrer Balzarena umher – dies kann eine kleine Lichtung am Waldboden sein – und vollführen dabei eine jeweils arttypische komplexe Choreographie, weshalb sie auch als Tanzvögel bezeichnet werden. Hierbei handelt es sich lediglich um ein Kunstwort, die Pipras gehören taxonomisch korrekt ausgedrückt der Gattung der Schnurrvögel (Pipridae) an. Zwar mögen die Balzflüge der Pipras nur sehr kurze Strecken beinhalten, aber dieses „Tanzen“ ist dennoch sehr spektakulär.

Säbelpipra (Manacus manacus), © Bart van Dorp via Flickr
Säbelpipra (Manacus manacus), © Bart van Dorp via Flickr

So vollführt beispielsweise der Prachtpipra (Chiroxiphia pareola) während der Balzflügel immer wieder ganz besondere Flügelbewegungen, sodass ein schnurrendes Geräusch entsteht. Die schwarzweiß gefärbten Säbelpipras (Manacus manacus) hingegen lassen während des Fluges urplötzlich ihre beiden Flügel mit sehr hoher Geschwindigkeit über dem Rücken gegeneinander schlagen, wodurch ein lauter Knall erzeugt wird. Dieses Geräusch erinnert an Mais, der in heißem Öl in einer Pfanne platzt, weshalb die Säbelpipras von den Einheimischen in ihrer Heimat Trinidad auch „Popcorn-Vögel“ genannt werden.

Übrigens: Nicht immer ist der Balzflug gänzlich von einer anderen Art des Fliegens abzugrenzen: dem artistischen Flug. Vielmehr ist dieser oft Teil der Partnerwerbung, muss es aber nicht immer sein.


Linktipps zum Thema Balzflug

Das folgende Video zeigt die Geräuscherzeugung der Säbelpipras: Link zu Youtube (Video © Aline Patricia). Ein weiteres Video zeigt tanzende und schnurrende Prachtpipras (Video © Ciro Albano). Sehr sehenswert ist der englischsprachige Clip über das Tanzverhalten verschiedener Pipra-Arten, das mit Hilfe von Hochgeschwindigkeitskameras analysiert wurde. Zu sehen ist unter anderem der „Moonwalk“ der Gelbhosenpipras: Link zum Video (© nineelevendisinfo).

Erkunden Sie weitere Flugstile der Vögel im Übersichtskapitel Wunderwerk Vogelflug.