Auswilderung junger Rabenvögel

Eichelhäher in einer Voliere, © Anke Dornbach
Eichelhäher in einer Voliere, © Anke Dornbach

Wie alle anderen jungen Wildvögel gehören auch junge Rabenvögel nach einer erfolgreichen Aufzucht zurück in die Natur. Weil Rabenvögel intelligent sind und sehr anhänglich werden können, erobern sie oft rasch das Herz ihrer Pfleger und der Gedanke ans Loslassen fällt schwer. Bitte spielen Sie dennoch nicht mit dem Gedanken, den Jungvogel zu behalten. Abgesehen davon, dass dies in Deutschland gesetzlich nicht ohne Weiteres erlaubt ist – Tiere, die gesund gepflegt wurden, sind unverzüglich in die Freiheit zu entlassen -, ist ein Leben in Gefangenschaft für jeden gesunden Wildvogel nicht artgerecht und qualvoll. Es mag Ihnen anders erscheinen, da der kleine Vogel Sie augenscheinlich mag und Vertrauen zu Ihnen hat. Tatsache ist jedoch, dass es für den Vogel nichts besseres gibt, als mit Artgenossen ein Sozialgefüge zu bilden und das für ihn bestimmte Dasein in der Freiheit zu (er)leben!

Die wichtigste Regel bei der Auswilderung lautet:

Bevor ein Rabenvogel in die Freiheit entlassen werden kann, muss er in einer Außenvoliere, möglichst in Gemeinschaft mit Artgenossen, auf das Leben in der Freiheit gut vorbereitet werden. Der Vogel darf erst dann in die Freiheit, wenn er die nötige Scheu vor dem Menschen hat und selbstständig Nahrung finden und aufnehmen kann. Ein zahmer Rabenvogel wird in Freiheit in der Regel nicht lange überleben, da sich sehr viele Menschen vor Rabenvögeln fürchten und ihnen Schlimmes antun.

Zum Zeitpunkt der Freilassung müssen junge Rabenvögel selbstständig fressen können, in bester körperlicher Verfassung sein und ein tadelloses Federkleid besitzen. Sie dürfen auf keinen Fall zu vertraut mit Ihnen oder anderen Menschen sein und sie müssen Interesse an ihrer Umwelt zeigen.

Die Auswilderung erfolgt am besten, indem man die Voliere nach der Entwöhnungszeit und bei vorhandener Flugfähigkeit öffnet, sodass die Tiere die Möglichkeit haben, den Zeitpunkt des Ausfliegens selbst zu wählen. Es ist darauf zu achten, dass kein Raubtier durch das Ausflugloch eindringen kann, hier ist vor allem an Katzen zu denken.

Sind die jungen Rabenvögel ausgeflogen, so müssen weiterhin Futter und Wasser an/in der Voliere angeboten werden, damit sie in der ersten Phase ihres Lebens in Freiheit auf Nahrung zurückgreifen können, bis sie gelernt haben, sich gänzlich selbst zu versorgen. Am besten ist es, wenn die Auswilderungsvoliere nicht allzu weit vom Fundort der Vögel entfernt ist, da für die Tiere so die Chancen, sich Artgenossen anzuschließen und von ihnen überlebensnotwendige Verhaltensweisen zu lernen, deutlich erhöht sind. Bei Saatkrähen und Dohlen ist vor allem zu beachten, dass es sich bei ihnen um Kolonievögel handelt, die allein und auf sich gestellt wenige Chancen in der Freiheit haben. Generell ist es am sinnvollsten und am meisten Erfolg versprechend, wenn mehrere artgleiche Vögel zusammen aufgewachsen sind und gemeinsam ausgewildert werden.