Platzhocker aufziehen

Zur Gruppe der Platzhocker zählen unter anderem die Möwen, Seeschwalben und Nachtschwalben.

Junge Lachmöwe, © Wolfgang Kühn via NABU-naturgucker.de
Junge Lachmöwe, © Wolfgang Kühn via NABU-naturgucker.de

Folgende Möwen sind Brutvögel in Deutschland:

  • Dreizehenmöwe
  • Heringsmöwe
  • Lachmöwe
  • Silbermöwe
  • Sturmmöwe
  • Zwergmöwe

Weitere Arten wie die Mantelmöwe kommen zwar in Deutschland vor, sind allerdings in aller Regel keine Brutvögel. Dennoch kann es in Ausnahmefällen zu Bruten kommen. Die Lachmöwe ist ein typischer Vertreter derjenigen Möwenarten, die auch im Binnenland brüten, wohingegen beispielsweise die Dreizehenmöwe nur am Meer in hohen und steilen Felsen brütet; es gibt eine Kolonie dieser Vögel auf Helgoland.

Junge Flussseeschwalbe © David Schenfeld via Flickr
Junge Flussseeschwalbe © David Schenfeld via Flickr

Aus der Gruppe der Seeschwalben brüten bei uns in Deutschland:

  • Brandschwalbe
  • Flussseeschwalbe
  • Küstenseeschwalbe
  • Lachseeschwalbe
  • Trauerseeschwalbe
  • Zwergseeschwalbe

Diese Vögel brüten in Deutschland nicht flächendeckend, sondern nur jeweils an einigen wenigen Orten.

Zu den hierzulande brütenden Nachtschwalben gehört der seltene

  • Ziegenmelker

Alle Seeschwalben und der Ziegenmelker sind vom Aussterben bedroht beziehungsweise zählen in Deutschland zu den stark bedrohten Arten.

Junge Platzhocker sind nach dem Schlupf mit einem dichten Daunenkleid befiedert. Ihr Gehör und auch ihr Sehsinn sind bereits voll entwickelt. Sie können sich wie die sogenannten Nestflüchter bereits im näheren Umfeld des Nestes bewegen, bleiben aber vor allem in den ersten Tagen nach dem Schlüpfen dort. In der Zeit danach unternehmen sie kleine Erkundungen der näheren Umgebung, kehren aber anders als die Nestflüchter immer wieder zu ihrer Nistmulde oder zu ihrem Nest zurück. Am Nest werden sie anfangs gehudert (vom Alttier gewärmt), denn vor allem in den ersten Tagen nach dem Schlüpfen können junge Platzhocker ihre Körpertemperatur noch nicht selbstständig halten; auch die Flugfähigkeit erlangen sie spät.

Diese im Erwachsenenalter hochseetauglichen Vögel benötigen als Jungtiere eine ganz besondere Pflege, was bei einer Pflege in Menschenobhut unbedingt zu berücksichtigen ist. Wir erläutern Ihnen in diesem Kapitel die wichtigsten Details rund um die Aufzucht von Platzhockern.


Unterbringung von Platzhockern

Junge Silbermöwe, © Hilke Ascheberg
Junge Silbermöwe, © Hilke Ascheberg

Die Unterkunft für junge Vögel aus der Gruppe der Platzhocker sollte geräumig sein. Junge Möwen benötigen ca. einen Quadratmeter Platz, um so artgerecht wie möglich aufzuwachsen. Als Bodengrund sind ungedüngte Erde, Sand und feiner Mulch geeignet. Eine flache Schale mit Wasser darf ebenso wenig fehlen wie eine Wärmequelle (Infrarotdunkelstrahler.) Die Wärmequelle sollten Sie so weit wie möglich vom Wasser entfernt anbringen, denn durch von den Möwen verursachtes Spritzwasser kann die Wärmelampe während des Betriebs platzen.

Damit sich die Tiere bei Aufregung den Blicken des Menschen entziehen können, benötigen sie eine Versteckmöglichkeit. Hierfür kann man mit Zweigen von Sträuchern, Bambus oder Ziergräsern einen Teil der Unterbringung so gestalten, dass dahinter ein ungestörtes, nicht einsehbares Plätzchen entsteht. Auch ein umgedrehter, an der Vorderseite offener Karton erfüllt diesen Zweck.


Ernährung junger Platzhocker

Junge Silbermöwe mit Futterfischen, © Hilke Ascheberg
Junge Silbermöwe mit Futterfischen, © Hilke Ascheberg

Die Alttiere aus der Gruppe der Platzhocker ernähren sich sehr vielseitig. Auf ihrem Speiseplan stehen Vogeleier und Küken anderer Vögel, Jungfische, Krabben, Muscheln, Heuschrecken und Würmer sowie kleine Nagetiere und gelegentlich auch ausgewachsenen Vögel (dies gilt für die nur selten in Deutschland brütende Mantelmöwe). In ihrem Lebensraum gelten Möwen die Gesundheitspolizei, da sie vor allem kranke und schwache Individuen der Beutetiere fangen.

Junge Möwen erhalten Regenwürmer (bitte aus dem Fachhandel, wegen eventueller Parasitengefahr), gefrostete und frische Insekten (Mehlwürmer, Heimchen, zerkleinerte Zophobas), getrocknete Insekten und Garnelen, Spezialfutter für Seevögel ungewürztes Fischfilet in kleinen Stücken, gefrostete Mäuse und Eintagsküken und Tatar. Weitere Informationen zu den einzelnen Futtermitteln entnehmen Sie bitte unserem Beschreibungskapitel.

Bereits im Alter von zehn Tagen können junge Möwen und viele andere Jungtiere aus der Gruppe der Platzhocker die Nahrung selbst aufnehmen. Man bietet das Futter jetzt in einer flachen Schale mit Wasser an und animiert die Tiere zum Fressen, indem man sie mit dem Finger auf das Futter aufmerksam macht. Der Nahrungsbedarf junger Möwen ist sehr hoch. Schon ab dem ersten Tag ist er fast identisch mit dem Eigengewicht und er steigt im Laufe der Entwicklung auf bis zu 100 – 150 Gramm täglich für ältere Jungvögel an.


Auswilderung von Platzhockern

Junge Silbermöwe übt das Fliegen, © Hilke Ascheberg
Junge Silbermöwe übt das Fliegen, © Hilke Ascheberg

Möwen werden im Alter von circa 45 Tagen flügge. Ihr endgültiges Alterskleid erreichen sie erst mit der vierten Mauser. Wenn die Jungvögel mit den Flugversuchen beginnen, sollten sie bis zur Auswilderung in einer Voliere mit größerer Wasserquelle untergebracht werden, in der sie ihre Muskulatur trainieren können. Die Auswilderung erfolgt beispielsweise wie bei jungen Wasservögeln, und das natürlich in einem Lebensraum, in dem Artgenossen angetroffen werden.

 


Aufzucht von Seeschwalben und Ziegenmelkern

Vogeljunge dieser Art haben sehr spezielle Bedürfnisse hinsichtlich ihrer Ernährung und Pflege. Deshalb sind sie nach einer Erstversorgung bzw. Notversorgung so schnell wie möglich in fachkundige Hände abzugeben. Bitte versuchen Sie mit Hilfe unserer Adresssammlung eine Auffangstation zu finden, die solche Pfleglinge aufnimmt.

Als Nahrung für Seeschwalben sind nur kleine Fische oder püriertes Fischfilet (natürlich ungewürzt) geeignet; der Ziegenmelker ist ein reiner Insektenfresser und sollte nur mit Heimchen, Fliegen, Spinnen gefüttert werden.